Der Herr im Ring

Zwei Tage lang brüteten Holzkirchens Gemeindevertreter und Experten über den Entwürfen des Orts- und Mobilitätskonzeptes. Ein außergewöhnlicher Vorschlag könnte zu weniger Verkehr im Zentrum führen. Doch auch am Bahnhofsareal und für die Jugend soll sich einiges tun.  

Könnte ein Tauschgeschäft die Lösung für das verkehrsbelastete Holzkirchen sein? /Bild: Archiv
Könnte ein Tauschgeschäft die Lösung für das verkehrsbelastete Holzkirchen sein? /Bild: Archiv

Vergangenen Freitag und Samstag trafen sich Gemeindevertreter sowie der Gemeinderat hinter verschlossenen Türen mit den Expertenbüros Skorka und Kaulen zur großen Klausurtagung zum Orts- und Mobilitätskonzept. Unter der Moderation von Maren Schüpphaus, die schon bei der Erstellung des Bürgergutachtens dabei war, wurden die fleißig erarbeiteten Entwürfe der Experten diskutiert. Bürgermeister Olaf von Löwis nannte es auf der gestrigen Pressekonferenz “eine hochkonzentrierte Veranstaltung mit großem Engagement”. Sogar in den Pausen habe man sich kaum erholt und weiterdiskutiert.

Dabei warf ein Vorschlag des Gutachters Kaulen ein ganz neues Licht auf Holzkirchens Verkehrsprobleme. Demnach sei es laut des Experten möglich, der Regierung von Oberbayern ein Tauschgeschäft anzubieten. Heißt im Detail: Die Gemeinde möchte die Nordumfahrung – die derzeit als Kreisstraße ausgeschrieben ist, deren Baulast aber die Marktgemeinde trägt – der Regierung als Staatsstraße anbieten. Dafür möchte die Marktgemeinde die Ortsdurchfahrt in der Münchner Straße (Marktplatz bis  McDonald-Kreisel). Von Löwis erklärt:

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Wir brauchen die Zuständigkeit dieser Straße. Stellen Sie sich mal vor, dass wäre eine Gemeindestraße – was dann alles möglich ist! Das wäre eine gute Chance die Ortsdurchfahrt für Autofahrer so unattraktiv wie möglich zu gestalten. Wir wären dann der Herr im Ring. 

Im Gegenzug soll die Münchner Straße gerade für Fußgänger und Radler attraktiver werden. Dieses Tauschgeschäft wäre die Voraussetzung für viele Einzelmaßnahmen zur Ortskernverschönerung. “Erst wenn das Oberziel geklärt ist, können wir uns mit den einzelnen Ideen in der Ortsmitte auseinandersetzen”, so von Löwis. Die Änderung der Zuständigkeit der beiden Straßen bedürfe jedoch langer Vorgespräche mit den Behörden, weiß der Bürgermeister.

Gesamtkonzept soll überzeugen

Bis 2017 soll der Gemeinderat nun über diese Möglichkeit entscheiden und somit den Grund für weitere Verhandlungen legen. Laut von Löwis hatte er den Eindruck die Räte seien dieser Idee gegenüber “positiv gestimmt und aufgeschlossen”. Die Gemeinde möchte vor dem Landratsamt, dem Straßenbauamt und der Obersten Baubehörde mit “einem schlüssigem Gesamtkonzept” punkten und von dem Tausch überzeugen.

Wie die konkreten verkehrlichen Maßnahmen aussehen könnten, wäre die Ortsdurchfahrt im Eigentum der Gemeinde, hat Experte Kaulen bereits in einem Entwurf erarbeitet und die einzelnen Vorschläge in Sofortmaßnahmen (ab 2017), mittelfristige (die nächsten Jahre) und langfristige Ziele (bis 2030) geordnet, die der Gemeinderat nun in den einzelnen Fraktionen besprechen muss. Stimme dieser den Entwürfen zu, seien für Sofortmaßnahmen bereits 400.000 Euro im Haushalt für nächstes Jahr eingeplant, erklärt von Löwis. Entscheidend sei aber nach wie vor, ob die Behörden dem Tauschgeschäft zustimmen.

Stichwort: Bahnhof

Doch nicht nur der Verkehr war Thema auf der Klausurtagung. Der zweite Tag stand ganz im Sinne der Ortsentwicklung. Hier haben sich die Mitglieder auf zwei von insgesamt neun vorgeschlagenen “Schlüsselprojekten” fokussiert und sich Gedanken zum Stichpunkt “Bahnhof” und “Sportstätten” gemacht.

Bereits im Juli dieses Jahres diskutierte der Hauptausschuss die verschiedenen Möglichkeiten des Bahnhofsareals. Günther Pichler, der für Bayern zuständige Chef der DB Station & Service möchte hier ein Groß-Projekt mit Einkaufsmall verwirklichen. Auf der Klausurtagung vergangene Woche sei klar geworden, dass sich der Gemeinderat eine Mobilitätscheibe am Bahnhof vorstellen könne, so der Bürgermeister.

Beim Ausbau des Bahnhofs solle jedoch so vorsichtig vorgegangen werden, dass der Einzelhandel im Ortsinneren keinen Schaden davon trage, betonte der Rathauschef. Zudem wolle man zeitnah einen Ideenwettbewerb anstoßen, um Vorschläge und Möglichkeiten für das gesamte Arial zu sammeln. Die geplante Jugendfreitzeitstätte sei dadurch nicht gefährdet. Im Gegenteil. Von Löwis macht klar:

Die beiden Pläne stehen sich nicht entgegen. Wir müssen was für unsere Jugend machen, das ist klar. 

Eindrücke aus der Klausurtagung:

(Bilder: Marktgemeinde Holzkirchen)

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