Mitte Dezember hat die TS-Redaktion die Leser dazu aufgerufen, über die Aufsteiger und Aufreger des Jahres 2014 abzustimmen. Die Redaktion hatte jeweils zehn Kandidaten zur Auswahl gestellt. Über 1.200 Leser haben sich an der Abstimmung beteiligt. Heute Platz 2 der Aufreger 2014: Die Bayerische Oberlandbahn.
Mindestanforderungen bleiben unerreicht
Wer im vergangenen Jahr mit der BOB von München nach Tegernsee oder zurück fahren wollte, brauchte vor allem Gottvertrauen, dass sie pünktlich abfährt und auch ankommt – ohne dass etwas passiert. Und Zwischenfälle gab es eine ganze Menge.
Bereits Anfang des Jahres beklagten sich die Pendler über Züge, die ohne ersichtlichen Grund „nicht losfahren wollten“ oder einfach viel zu spät abfuhren. Zudem gab es oft Beschwerden über schmutzige Züge und unfreundliches Personal. Trotzdem bezeichnete der frühere Landrat Jakob Kreidl die BOB als Erfolgsmodell.
Und dieses „Erfolgsmodell“ führte Anfang des Jahres kurzfristig zu überteuerten Fahrkarten. Denn durch eine Softwareumstellung an den Automaten gelangten Pendler beim Kauf ihrer Monatskarte auf das Angebot der Deutschen Bahn, und nicht zu den günstigeren BOB-Tickets. Wer nicht aufpasste, zahlte bis zu 15 Euro mehr. Die konnte man sich aber wieder auszahlen lassen.
Abstrampeln hat wenig genutzt
Das Unternehmen hatte für dieses Jahr eine Qualitätsoffensive angekündigt. Damit wollte man auf die schlechten Werte im Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) reagieren. Demzufolge rangierte die BOB Ende 2013 noch auf dem drittletzten Platz mit -37,61 Punkten. Bei 0 Punkten sind die Erwartungen der BEG gerade mal erreicht. Doch daran war auch 2014 trotz leichter Verbesserungen nicht zu denken: Immer noch belegte sie Platz 19 von 25 Plätzen mit immerhin schon -30,95 Punkten.
Und dafür hat sich die BOB abgestrampelt: Eine neue Waschanlage sollte die Waggons von außen sauber halten. Mit der Reinigung des Innenraums wurde eine neue Firma beauftragt. Zum Valentinstag verteilten BOB-Mitarbeiter Marzipanherzen an die Pendler. Per Twitter und einer Smartphone-App werden mittlerweile Verspätungen und Störungen angekündigt. Auch eine Facebook-Seite gab es mal, auf der unter anderem Mängel gemeldet werden konnten. Doch diese ist schon lange abgeschaltet.
Defekte Kupplungen lassen Züge stehen
Genutzt hat es wenig. Weil die BOB im Ranking immer im negativen Bereich liegt, verhängte die BEG Strafzahlungen gegen die Betreiber, die Bayerische Oberlandbahn GmbH. Pünktlichkeit spielt in diesem Ranking übrigens keine Rolle. Mit den Fahrtausfällen und Verspätungen hätte es ab Mai dann endlich vorbei sein sollen.
Die Kupplungen seien für die Verspätungen verantwortlich gewesen, fand das Unternehmen heraus. Diese wurden nachgerüstet. Vergebens: Im Juni gab es nur einen Tag ohne Betriebsstörungen.
Wie sich später zeigte, sind die Kupplungen der Talent-Züge extrem störanfällig und eigentlich nur dafür gedacht, die Wagen einmal pro Tag zu verkuppeln und sie nicht ständig anzukoppeln und wieder zu trennen. Ein hausgemachtes Problem also. Und was tat die BOB? Die Verantwortlichen schwiegen. Im Juli musste BOB-Chef Müller-Eberstein dann im Kreistag Rede und Antwort stehen und sah sich dabei massiver Kritik ausgesetzt. Er gelobte Besserung, zu spüren ist davon bislang jedoch wenig.
Ob sich die BOB im nächsten Jahr verbessern und sogar die 0-Punkte-Marke im BEG-Ranking erreichen wird, bleibt abzuwarten. Das alte Jahr endete noch mit einem Knall, als BOB-Geschäftsführer Kai Müller-Eberstein ankündigte, das Unternehmen in Richtung Regensburg zu verlassen. Auf die Verantwortlichen der Bayerischen Oberlandbahn warten 2015 also einige Herausforderungen. Damit die BOB nicht auch in diesem Jahr zu den Aufregern zählt, muss in jedem Fall einiges passieren.
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