Silke Cahlik ist enttäuscht. Seit Jahrzehnten blickt sie von ihrem Fenster auf die gegenüberliegenden “wunderschönen” Ahornbäume, auf dem Grundstück der Firma Isartaler Holzhaus. Doch das gehört der Vergangenheit an. Am Wochenende wurden die Bäume abgeholzt. Cahlik ist empört:
Die Münchner Straße sieht jetzt total kahl aus und wirkt wie ein Industriegebiet. Es ist schade, dass so ein wunderschöner alter Baum gefällt wurde. Gerade eine Straße, die bekannt dafür ist, dass hier viel zu schnell durchgebrettert wird, verliert dadurch noch mehr ihr Gesicht.
Sie befürchtet eine Temposteigerung des Durchgangsverkehrs, wo hier derzeit doch “sowieso schon mit über 50 km/h gefahren wird”, so die Holzkirchnerin. August Inselkammer junior, Geschäftsführer von Isartaler Holzhaus hatte jedoch gute Gründe für die Baumfällaktion auf dem Firmengelände am Samstag. Er erklärt auf Nachfrage:
Das Wurzelwerk der Bäume wuchs bereits in den Bürgerstein rein. Jetzt wo es kalt wird und nachts gefriert, drohte der Gehsteig aufzuplatzen und würde zur Stolperfalle werden. Durch die nahegelegenen Schulen gehen hier täglich hunderte von Kindern vorbei. Dabei hatte ich einfach kein gutes Gefühl.
Seine Familie, welche hauptsächlich mit Holz arbeitet, pflanze jedoch über das Jahr verteilt “bestimmt 1000 Bäume”, so der Geschäftsführer.
Doch diese Begründung kann Cahlik nicht nachvollziehen. Sie wohne direkt gegenüber und sehe die Schüler ebenfalls vorbei gehen. “Die Kinder gehen gar nicht auf der Seite vom Isartaler Holzhaus vorbei, sondern auf dem gegenüberliegenden Gehsteig”, so Cahlik. Der Bürgersteig auf der Seite der umstrittenen Baumfällung sei laut der Holzkirchnerin “völlig in Ordnung und ohne jegliche Wölbung”. Sie sagt:
Wenn hier wenigstens etwas Neues gepflanzt werden würde, wie eine Hecke oder ähnliches, könnte ich das auch noch verstehen.
Doch das habe Inselkammer jun. nicht geplant.
Bürgermeister Olaf von Löwis erklärte gegenüber dem Merkur, dass die Gemeinde keinen Einfluss auf Baumfällungen auf privaten Grundstücken habe. Eine Baumschutzverordnung gebe es in Holzkirchen nicht – und das sei auch im Sinne des Bürgermeisters. Er möchte die Eigentümer lieber selbst entscheiden lassen, ob ein Baum gefällt werden soll oder nicht. Diese Regelung findet Cahlik “gerade an solch markanten Plätzen”, sehr schade. Weiter heißt es von der Gemeinde:
Selbstverständlich ist es schade, wenn ein Baum dieser Größe gefällt wird. Wenn der Grund tatsächlich die erwähnte Verkehrssicherungspflicht ist, kann dem auch wenig entgegengehalten werden, da dem Grundstückseigentümer wohl niemand die Verantwortung abnehmen möchte.
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