„Es gibt für mich keine Konkurrenz.“ Der 84-Jährige sagt es mit vollster Überzeugung. Wenn man saubere Arbeit leistet, braucht man sich keine Sorgen zu machen, ist er sich sicher. Bereits seit 68 Jahren übt Konrad Babl sein Handwerk aus. Geboren 1931 im nahen Waakirchen, verschlug es den jungen Mann 1946 in die nördlichste Seegemeinde, wo er beim damaligen approbierten Bader Kimmerl seine Lehre machte.
Danach folgten Meisterprüfung, Berufsjahre in einem Friseurgeschäft am Münchner Hauptbahnhof und Marienplatz. Auch die Meere von den norwegischen Fjorden bis nach Amerika hatte er als Vertretungsfriseur einmal bereist. Doch seit 50 Jahren ist er in Gmund sesshaft.
Gmund hat sich verändert
„Bader“ – diesen Begriff sollte es schon bald nicht mehr geben. Er war einer, der „alles“ machte: vom Haarschneiden, Rasieren bis hin zum Aderlass oder „Oassen“ – schmerzhafte Furunkel aufschneiden. Bei Babl steht heute noch „Bader Babl“ draußen an der Hauswand. Wo er doch eigentlich „nur noch“ Friseur ist. Nachdem sich die Bader – weil sie auch Zähne ziehen durften – Zahnärzte nennen durften, starb der Berufsstand des Baders vor gut einem halben Jahrhundert endgültig aus.
Überhaupt habe sich die Zeit ziemlich verändert, so Babl. 42 Geschäfte hat er in Gmund zumachen sehen, erinnert er sich. Drei Schuster, drei Bäcker, vier Schuhmacher, vier Metzger, eine Molkerei und mehrere Lebensmittelgeschäfte habe es einmal im Ort gegeben. Und nicht zu vergessen – vier Wirtshäuser. „Bahnhof, Köck, Oberster, Maximilian“, so zählt er sie auf. Das Maximilians-Drama und dessen vergangene 35 Jahre seien ja bekannt, meint er. Weitere Worte braucht es da nicht mehr. Aber jetzt scheint ja letztendlich doch noch alles gut auszugehen.
Der Bader Babl bleibt
Konrad Babl ist keiner, der jammert. Weder über die Vergangenheit, noch über die Gegenwart. Viel hat er erlebt in seiner Lebenszeit. 60 Jahre ging er auf die Jagd. Die Krickerl in seinem Salon zeugen davon. 60 Jahre ist er auch im Trachtenverein „Schmied von Kochel“. Und 50 Jahre bei den Gebirgsschützen.
Er war auf der Beerdigung von Franz Josef Strauß. Und hat Ex-Papst Benedict kennengelernt. Und er kennt die Geschichten der Gmunder. Viele seiner Kunden kommen seit Jahrzehnten. Und nach ihnen ihre Kinder und Enkel. Manchmal sind sie Politiker oder Promis. Auch Thomas Mann ließ sich bei ihm schon die Haare schneiden. Und die vielen Menschen erzählen Konrad Babl ihre Geschichte(n). Der behält sie für sich. Mitleiden oder mitfreuen tut er sich trotzdem.
Friseur sein bis zum letzten Atemzug
Auch wenn die Geschichten der Menschen manchmal traurig sind, Konrad Babl ist ein positiver Mensch. Jede Zeit hat ihr Gutes, meint er. Und jammern helfe eh nichts. Man habe nur ein einziges Leben. In seinem möchte er wohl nichts anderes sein als das, was er ist. Ans Aufhören denkt Konrad Babl jedenfalls nicht. Er kann „seine Mädchen“ – die Angestellten – nicht im Stich lassen.
Über Kundenmangel kann er sich auch nicht beklagen. Termine vergibt er nicht. „Wer kommt, der kommt. Und wer nicht kommt, kommt nicht“, meint er. Nicht nur „Alte“ kommen, sondern auch Junge. 85 Pfennige hatte hier einmal ein Haarschnitt gekostet. Jetzt zahlt man 15 Euro. Außer montags. Da ist zu.
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