Als er mit einem riesigen Schlüssel die Kirchenpforte aufsperrt, wirkt der Osterwarngauer Kirchenpfleger Martin Hainz sichtlich erfreut. Schließlich verirren sich nur selten Besucher in das beschauliche Dorf und zeigen Interesse an der Besichtigung „seiner“ Kirchen.
Dabei kann man bei einem Rundgang durch die Pfarrkirche St. Georg einiges entdecken. Ein Fresko im Glockenhaus über dem Portal berichtet beispielsweise von der Übernahme der Pfarrei Osterwarngau durch das Kloster Weyarn. „Da ist von einer Incorporation für die Ewigkeit die Rede“, erzählt der Mesner amüsiert und betont:
Dabei war die Ewigkeit nach nicht einmal zwei Jahrhunderten mit der Säkularisation bereits wieder vorbei.
Für immer und ewig soll indessen die Gruppe der schmiedeeisernen Grabkreuze auf dem ehemaligen Friedhof vor den Toren der Pfarrkirche stehen. Sie wurden zur Erinnerung an den Heldentot zahlreicher Osterwarngauer Soldaten auf den Schlachtfeldern des ersten und zweiten Weltkriegs angefertigt.
Nachdem der ursprüngliche Friedhof rund um das Kirchengebäude aus Platzmangel aufgelöst worden war, fand man die Kreuze in einem Schuppen des nahen Pfarrhofes. Sie wurden aufwendig restauriert und bilden seit 1746 diese eindrucksvolle Gedenkstätte.
Der Drachtentöter wacht über die Gläubigen
Der Bau der Pfarrkirche wird um das Jahr 1400 vermutet. Eine Urkunde aus dem Jahr 1402, die im Hauptaltar gefunden wurde, soll dies belegen. Bevor im Jahr 1752 große Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden, wies das Gebäude vorwiegend gotische Merkmale auf. Diese wurden jedoch enfernt und durch den damals zeitgemäßen Barock- und Rokokostil ersetzt. Am Hochaltar wacht der Namenspatron des Gotteshauses, der Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen, über die Gläubigen.
Ein paar hundert Meter weiter steht etwas zurückgesetzt von der Hauptstraße die so genannte Frauenkirche. Historischen Quellen ist zu entnehmen, dass es an dieser Stelle bereits um ca. 1100 eine hölzerne Wallfahrtskapelle mit einem Bildnis der seligen Jungfrau Maria gab. Darauf ist wohl auch der „offizelle“ Name der Kirche zurückzuführen: Mariä Opferung.
Die Frauenkirche entstand im 16. Jahrhundert aus Tuffteinquadern im gotischen Stil. Doch auch hier mußten die gotischen Elemente im Innenraum im Laufe der Jarhunderte nahezu vollständig dem verspielten Barockstil weichen. Martin Hainz weist voller Stolz auf die farbenfrohen Wandgemälde hin: „Das sind lauter Szenen aus dem Alten Testament.“
Die Muttergottes ohne Knie
Der Hochaltar mit der Muttergottesfigur und die beiden Seitenaltäre fallen dem Besucher durch ihren satten roten Farbton sofort ins Auge. Nettes Detail: Als die Frauenkirche um 1880 umfassend renoviert wurde, erkannte man, dass der Marienstatue ein Knie fehlt. Es war bei der ersten Umgestaltung zugunsten eines gefälligeren Faltwurfs des Mantels der Muttergottes entfernt worden. Nun wurde das Knie kurzerhand ergänzt und die Figur damit wieder in ihren Urzustand versetzt.
Interessant ist auch ein Votivbild im Vorraum der Kirche. Dieses Bild aus dem Jahre 1632 war viele Jahre in einer Scheune abgestellt und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts dort entdeckt und restauriert. Die Malerei ist etwas Besonderes, zeigt sie doch die alte, spitze Turmform der Frauenkirche und sogar ein Bildnis des ehemaligen „Warngauer Schlössls“, das der Überlieferung nach einst eine Burg der Grafen von Warngau gewesen sein soll. Doch das ist wieder eine andere Geschichte …
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