Bürgermeister Josef Bierschneider war gut vorbereitet. In 45 Minuten Kürze stellte er den rund 40 Bürgern die Themen und Ergebnisse aus 2014 und die Planungen für 2015 vor. 2014 hatte es unter anderem Verbesserungen in der Tourismusinfrastruktur gegeben. Etwa zusätzliche Schaukelrastplätze, neue Infostellen oder eine Loipe am Hirschberglift, die sehr gut angenommen wird. Auch mit dem grenzübergreifenden Wanderweg „Alpenüberquerung Tegernsee – Sterzing“ sowie dem Wassererlebnispfad ist Bierschneider zufrieden.
Das macht einen richtig froh, wenn man weiß, man ist auf dem richtigen Weg. Mach ma’ weiter so!
Beim Thema Bauen ging er auf die Erweiterung der Klinik im Alpenpark und die Änderung des Bebauungsplans für die erweiterungswillige Naturkäserei ein. Neue Flächen zu erwerben, auf denen eventuelle neue Gewerbeflächen verwirklicht werden können, das ist der Gemeinde 2014 jedoch nicht gelungen.
Was gut läuft und was nicht
Auch die Nahversorgung ist nicht in jedem der Ortsteile gewährleistet. Zwar funktioniert sie im Dorf Kreuth wohl ganz gut. In Weißach jedoch hat man bisher keinen Ersatzstandort für den Penny-Markt oder einen anderen Anbieter gefunden. „Supermarktbetreiber haben einen hohen Flächenbedarf“, so erklärte Bierschneider das Problem.
In Sachen Kreuther Steinbruch sieht der Bürgermeister jetzt auch Land. „Ich würde mir wünschen, dass wir in der Glashütte bald Frieden kriegen.“ Das Landratsamt hat inzwischen den Steinbruch genehmigt. Auflage ist, dass der Forst hier nur so viel Material abbaut, wie er für seinen Eigenbedarf braucht. Die zulässigen Fahrten und die Abbaumengen sind beschränkt.
Die Asylbewerberbetreuung funktioniert ebenfalls vorbildlich durch die Freiwilligen, wie Bierschneider freudig kundtat. Zwei Familien leben derzeit im Gemeindegebiet. Einer hat eine Beschäftigung beim Kreuther Bauhof gefunden. Es werden jedoch händeringend Unterkünfte für neue Asylbewerber gesucht. An die 900 sollen am Jahresende im Landkreis leben.
Kreuth setzt auf Tourismus
Auf dass im nächsten Jahr alles noch besser werde, wurden die Vorhaben der Gemeinde für das Jahr 2015 aufgeführt. Besonders um die Touristen möchte man sich verdient machen, denn „das ist unser wichtigster Wirtschaftsfaktor“. 1,2 Prozent mehr Übernachtungen, in Zahlen fast 70.000 Gästeankünfte, konnte man erreichen. „Es kamen 15,25 Prozent mehr Gäste“, so brachte es Bierschneider auf den Punkt. Nur an der Aufenthaltsdauer muss man noch drehen. Diese ist mit 3,1 Tagen relativ niedrig.
Um den Wirtschaftsfaktor Tourismus weiterzuentwickeln, hat man sich um den Titel „Bergsteigerdörfer“ beworben. Ein Projekt des Deutschen Alpenvereins, bei dem es darum geht, nachzuweisen, dass am Ort naturnaher Tourismus betrieben wird und die Natur nicht ausgebeutet wird. „Die meisten Kriterien erfüllen wir schon. Deshalb wäre das eine gute zusätzliche Vermarktungsplattform für uns“, so der Bürgermeister.
Kreuth setzt darauf, was im Ort vorhanden ist. So auch auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft und Direktvermarktung. Um diese zu stärken, steht man auch beim Projekt „Öko-Modellregion“ auf der Bewerberliste. Bereits im März wird man wissen, ob diese funktioniert hat. Denn dann will das Landwirtschaftsministerium die Gemeinden nennen, die mitmachen dürfen.
Hohe Schulden – gestiegene Hebesätze
Finanziell gesehen drücken die Kreuther ihre Schuldenlast. Mit fast 3 Millionen Euro liegt man in Kreuth nur noch um einen Euro unter dem Landesdurchschnitt (861 Euro pro Kopf). So musste 2015 die „heilige Kuh“ Hebesätze geschlachtet werden. Grundsteuer A stieg von 320 Prozentpunkte auf 330. Grundsteuer B von 335 auf 345. Und Gewerbesteuer von 350 auf 380.
Hauptgrund dafür, dass Kreuth 2015 nur noch vorsichtige Investitionen tätigen kann, dürften die „Nachwehen“ aus dem neu entstandenen Gewerbegebiet Zamenhofweg in Weißach sein. Weil dort 2012 hohe Gewerbesteuereinnahmen generiert wurden, holte dies die Gemeinde 2014 wieder ein. Es drohte eine riesige Steuerrückzahlung, die die Gemeinde nur durch eine Darlehensaufnahme von 900.000 Euro stemmen kann. Mehr als 2 Millionen Kreisumlage mussten die Kreuther abführen.
Das macht sich auch 2015 noch bemerkbar. So beläuft sich das Haushaltsvolumen im Ansatz 2015 nur auf 7,4 Millionen. An Investitionen muss gespart werden. „Unsere Haushaltssituation ist nach wie vor schwierig, aber nicht mehr so schlimm wie im letzten Jahr“, gab Bierschneider zu.
Harmonie und ein Antrag zum Schluss
Zum Schluss kamen noch die Danksagungen, die auf keiner Bürgerversammlung fehlen dürfen. An die aktiven Vereine und die ehrenamtlichen Helfer, besonders die Freiwillige Feuerwehr, die gerade beim Großbrand in Schärfen so großen Einsatz gezeigt hatte. „Mein Dank an alle. Da hat man gesehen, wie gut im Ort zusammengeholfen wird. Da können wir alle miteinander stolz auf uns sein.“
Damit beschloss er seine Präsentation. Beim Thema Anfragen aus der Gemeinde kam dann doch eine von Judith Winkler. Die Vermieterin interessierte sich dafür, wie viel Kreuth für die Beteiligung an der Tegernseer Tal Tourismus GmbH bezahlen muss, wie viel Kreuth im Tourismus verdient und aus welchen Mitteln der gesamte Kurbetrieb finanziert wird. Bierschneider konnte alle Fragen beantworten.
Mit einer Bitte zum erst gestern bekanntgewordenen Wechsel in der TTT-Führungsspitze entließ die Vermieterin den Bürgermeister aus seiner Verantwortung: „Geh, seid’s so gut und holt’s ned wieda irgendoan aus Südschweden, sondern suacht’s in der Region.“
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