Heute hat sich Birgit Eichhorn von der Tegernseer Stimme den Mundart-Dichter im Tal als Interviewpartner gewünscht. Deshalb erzählt Martin Köck aus Rottach-Egern, was das Tal für ihn so einzigartig macht.
Martin Köck hat das Druckhandwerk erlernt. Er ist Rennrodler, Gastgeber, Dichter und immer schon der Mundart mächtig. Entdeckt hat ihn der Münchner Turmschreiber Gustl Bauer, der ihn vor gut zehn Jahren ermunterte, seine Gedichte zu veröffentlichen.
Guten Morgen Herr Köck, was bedeutet das Tegernseer Tal für Sie?
Das Tegernseer Tal ist für mich sowohl Wurzel, Gegenwart, als auch Zukunft.
Was gefällt Ihnen hier besonders gut?
Hier im Tegernseer Tal gibt es noch viele Bereiche, wo man alleine ist. Diese Plätze sind nicht schwer zu finden, aber die Leute haben heute ja ganz andere Interessen. Die Masse konzentriert sich auf den See oder die umliegenden Berge, die allen bekannt sind. Hauptsache, es gibt eine Wirtschaft.
Was würden Sie am liebsten sofort ändern?
Ja, wenn ich das könnte, dann würde ich an erster Stelle das „immer Größerwerden“ ändern. Da denke ich zum Beispiel an unsere Veranstaltungen, die mit der Größe ihre Ursprünglichkeit verlieren. Dass man immer noch mehr Geld braucht in den Vereinen, um die Jugendarbeit zu unterstützen. Aber ich frage mich, wo geht das noch hin? Jetzt nehmen wir mal unsere Waldfeste: In Ostin dauert das Waldfest ganze vier Tage, das hat mit Brauchtum nichts mehr zu tun.
Auch die Wintervereine sind alle einzeln organisiert. Sie fahren mit eigenen Trainern und Bussen zum Training auf den Hintertuxer-Gletscher, anstatt dass sich die Vereine zusammentun. Initiativen gab es schon in den frühen Fünfzigerjahren für eine Tegernseer Tal Sportgemeinschaft. Noch heute kocht jeder seine eigene Suppe. Das würde ich am liebsten ändern.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz am See?
Wir haben so wunderschöne Plätze rund um den See. Mein Lieblingsplatz sind die kleinen Badewiesen hinter der Schweinebucht. Meine Frau und ich fahren im Sommer jeden Morgen, so um halb sieben, mit dem Radl zum See. Wir schwimmen dann eine gute halbe Stunde und genießen das sehr. Aber auch abends, wenn ich mit dem Radl runter fahre, setze ich mich gerne dort auf die Bank. Und dann, wenn es stiller wird und die Sonne über der Holzer Alm untergeht, das schätze ich sehr.
Was ist Ihr persönlicher Freizeit-Tipp?
Nicht mit Gewalt meinen, am Sonntag irgendwas machen zu müssen. Das Zwanghafte, in der Freizeit irgendwas leisten zu müssen. Wir sind eine Leistungsgesellschaft. Die ganze Freizeitschiene ist auf Leistung aufgebaut. Und das läuft hier jedes Wochenende ab. Radl mit Computer, damit man weiß, wie viele Kilometer man gefahren ist – rauf und runter. Am besten noch mit der Kamera am Kopf. Im Beruf ist doch jeder schon so gefordert. Erholung pur ist für mich, am Sonntag daheim im Garten auf dem Bankerl sitzen. Schauen, was sich draußen so tut.
Welchen Ort möchten Sie unbedingt einmal besuchen?
Da gibt es zwei ganz besondere Orte, die ich gern besuchen möchte: Machu Picchu, die Ruinenstadt in Peru, und Stonehenge, ein magischer Ort in Südengland. Ich befasse mich viel mit Geographie und Kultur. Wir halten uns heute für so g’scheit, derweilen wussten die Menschen früher viel mehr. Das sind für mich so große Rätsel, die ich gerne begreifen möchte.
Bei welcher Veranstaltung kann man Sie als nächstes antreffen?
Anfang Mai bei der Tegernseer Kulturwoche. In der Gebirgsschützenhütte gemeinsam mit dem Wackersberger Toni. Ende September werde ich bei einer Lesung im Stieler-Haus in Tegernsee sein. Noch einmal im Dezember, das wird dann was Weihnachtliches.
Was war das Spannendste, was Sie als Mundart-Dichter je erlebt haben?
Vor zwei Jahren war ich von der Staatsregierung ins Maximilianeum eingeladen. Im Zuge der Weihnachtsfeier für die Minister und den Ministerpräsidenten sollte ich was auf Mundart vortragen. Das ganze Kabinett…, oh je, habe ich mir gedacht, das ist eine Nummer zu groß für mich. Da habe ich zuerst abgesagt. Stadträte und Kultusminister waren mir ja schon bekannt. Dann habe ich doch zugesagt.
Was machst’ jetzt da, habe ich mir gedacht. Ich wollt’ ja schon mit den Herren kritisch umgehen. In Gedichtform habe ich den Politikern die Leviten gelesen. Ich bin am Kabinettstisch gesessen und konnte es dann doch genießen, neben Seehofer und dem Polizeipräsidenten. Das war ein wunderbares Erlebnis für mich. Es war doch schön, dass ich den Schneid gehabt habe, hinzugehen.
Was bedeutet das Älterwerden für Sie?
Älterwerden bedeutet für mich in erster Linie abgeklärter, ich möchte sogar sagen intelligenter, werden. Von Haus aus zufriedener und toleranter.
Wem sollten wir die zehn Fragen als nächstes stellen?
Herrn Peter Lamm aus Rottach-Egern. Er ist „hoiz-verliabd“ und ein Drechsler aus Leidenschaft. Es ist ungeheuer imponierend, wie er nach einem persönlichen Schicksal sein Leben meistert.
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