Gaudi ohne Grant

Die Starkbieranstiche beim Köck in Gmund und im Tegernseer Bräustüberl waren auch heuer gut besucht. Allerdings zeigte sich so mancher Stammgast ein wenig enttäuscht von den Reden. Wir haben uns daher das letzte Starkbierfest der Region angesehen: Bei der Feuerwehr in Wall ging es am Samstag „zur Sache“.

Das Feuerwehrhaus der "Waller Wehr" war bei der Starkbierrede am Samstag rappelvoll.
Das Feuerwehrhaus der „Waller Wehr“ war bei der Starkbierrede am Samstag rappelvoll.

Bereits zum 15. Mal fand am Samstagabend das Starkbierfest der Freiwilligen Feuerwehr in Wall statt. Wie auch in den Vorjahren war das Feuerwehrhaus bis auf den letzten Platz belegt. Etwa 180 Personen fanden dort und in dem Zeltvorbau Platz. Menschen auf Bierbänken, Stimmung wie auf einem Waldfest, untermalt von der Waller Blaskapelle.

Georg Bauer, Landwirt und Hochzeitslader, trat spät ans Rednerpult. Seit 2005 hält er nun schon die Starkbierrede, auf die er sich auch diesmal sehr gründlich vorbereitet hatte. Eine gute Stunde lang witzelte er über Interna der Gemeinden und erinnerte an so manches Missgeschick, über das die Betroffenen sicher lieber den Mantel des Schweigens gebreitet hätten.

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Gute Pointen ohne Vorschlaghammer

Dabei war er aber nie gemein, sondern zog die Anwesenden, die er alle persönlich kannte, fast schon liebevoll durch den Kakao. Sobald ein Name fiel, war erwartungsfrohes Lachen zu hören. Alle waren gespannt, welche Anekdote Bauer zum besten geben würde. Und auch die jeweiligen „Protagonisten“ amüsierten sich prächtig.

So klärte er – in Anspielung auf die neue Sponsoringpraxis der Kreissparkasse – einen jungen Waller auf, der offenbar hin und wieder die diversen Karten in seinem Geldbeutel verwechselte:

Das geht jetzt nicht mehr, dass man den Führerschein bei der Sparkasse in den Geldautomaten steckt und raus kommt dann ein Auto.

Ebenfalls für viele Lacher sorgte der Umstand, dass ein Waller, wenn er bei einer Veranstaltung als Security-Mann arbeite, stets am meisten Alkohol trinke. „Und danach den Rausch in der Autowaschanlage ausschlafen, tut nur jemand, der nicht ganz sauber ist“, so Bauers Wortspiel.

Merkel, die Bundeswehr und Griechenland

Auch diverse Bundespolitiker bekamen ihr Fett weg. Für Ursula von der Leyens „familienfreundliche Bundeswehr“, schlug er eine „schwangerschaftsfreundliche Ausrüstung“ vor. Auch die unablässige Reisetätigkeit der Bundeskanzlerin nötigte Bauer einen – allerdings eher grenzwertigen – Kommentar ab:

Die Merkel ist ja momentan brutal viel im Ausland unterwegs. Die hat fast so viel Stress wie eine Prostituierte am zweiten Weihnachtsfeiertag.

Über die aktuellen Forderungen Griechenlands wunderte er sich: „Wieso wollen die von uns Reparationszahlungen? Das wollen wir von denen doch auch nicht. Und wir hätten wirklich einen Grund: Seit 1965 müssen wir uns Costa Cordalis anhören – mit 15 Alben hat der uns gefoltert.“

Die Nachbargemeinden im Visier

Natürlich kamen auch kommunalpolitische Themen im Landkreis nicht zu kurz. So hatte Bauer zur Flüchtlingsproblematik ganz eigene Beobachtungen angestellt:

Statistisch gesehen, waren bis vor Kurzem in Gemeinden, die Gebirgsschützen haben, die wenigsten Flüchtlinge untergebracht. Das zeigt doch, dass unsere Gebirgsschützen wirksamer sind als die gesamte italienische Küstenwache.

Über die vielen Ortsteile Warngaus witzelte er unter anderem: „Hinterberg ist für viele ein Rätsel: Wo fängt es an und wo hört es auf? Und Einhaus befindet sich auf einem Allzeittiefpunkt: Von dort aus geht es in alle Richtungen immer nur bergauf.“ In Wall kreiere sich nun auch Warngau sein „Almdorf“: „Zwischen Ober- und Unterwall haben sie jetzt extra künstliche Serpentinen eingebaut.“

Georg Bauer hatte bei seiner mittlerweile fünften Starkbierrede in Wall die Lacher auf seiner Seite.
Georg Bauer hatte auch diesmal bei seiner Starkbierrede die Lacher in Wall auf seiner Seite.

Als direkte Nachbarkommune war auch Gmund mehrfach Teil der Rede. Die Gmunder müssten nun Geld in eine stärkere Wasserversorgung investieren – und das nur wegen Dürnbach. Dort habe die Feuerwehr ein neues Fahrzeug „mit einer besonders großen Wasserfontäne“ gekauft. Dazu dichtete Bauer für die Gmunder: „Ist bei uns der Wasserdruck nicht gut, liegt’s daran, dass Dürnbach wieder Wasser pritscheln tut.“

Außerdem fand er: „Das neue Feuerwehrauto der Dürnbacher ist so mit Technik vollgestopft, dass jeder Geheimdienst neidisch werden könnte. Wenn Edward Snowden davon erfährt, wird er dort um Asyl ansuchen.“ Auch ein anderer „Asylant“ beschäftigte Bauer: der kurzzeitig in Gmund gesichtete Flamingo, der später nach Ringsee weitergezogen war.

Der hat das auch geschnallt, dass Gmund nur das Durchgangsdorf zum Tegernsee ist.

Nach erstaunlich wenig Spott über Ex-Landrat Kreidl nahm er dessen Nachfolger – den „grünen Landrat ‚Retzack’“ in Schutz: „Der grüne Landrat wird nämlich ein guter Landrat – wenn er dann mal anfängt.“

„Die Leute sollen Spaß haben“

Nach einer Stunde und zahlreichen Pointen gab es viel Applaus für Bauer, der mit seiner Rede die Anwesenden bestens unterhalten hatte. „Ich möchte damit niemanden beleidigen“, erklärte er im Anschluss. „Es soll einfach lustig sein und die Leute sollen Spaß haben.“

Und den hatten die Anwesenden aus den diversen Warngauer Gemeindeteilen und den Nachbarkommunen definitiv. Seine Erklärung für so manche Merkwürdigkeit im Gemeinderat: „Die Warngauer gibt es seit 900 Jahren. Die müssen noch Restgene von den Höhlenmenschen haben.“ Auf jeden Fall haben sie eines: die Fähigkeit, herzlich über sich selbst zu lachen. Unser Fazit: Ein auch für Nicht-Insider lustiger Abend und ein empfehlenswertes Fest.

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