Berühmt geworden ist Leo Slezak als einer der größten deutschen Tenöre. Als er sich 1910 im Rottacher Malerwinkel mit seiner Familie ansiedelte, war er schon ein gefeierter Opernstar. Im Jahre 1873 als Sohn eines Müllers in Mähren geboren, hätte er eigentlich Offizier werden sollen.
Doch das angeborene komische Talent und seine Ausnahmestimme ließen den gelernten Maschinenschlosser künstlerisch tätig werden. Als seine Stimme ausgebildet war, gehörte er 34 Jahre lang dem Ensemble der Wiener Staatsoper an und feierte internationale Erfolge.
Auf dem Höhepunkt seiner Sängerkarriere trat er zurück und war von da an als Schauspieler in komisch-liebenswürdigen Filmrollen zu sehen. Dass Leo Slezak auch Bücher geschrieben hat, wissen die wenigsten.
Schreiben Sie nur ruhig ein Buch, erzählen Sie irgend etwas, auch wenn es noch so blödsinnig ist, ein Mensch in Ihrer Stellung muss einmal ein Buch geschrieben haben.
So hatte es ihm ein Freund geraten. Und so tat er es dann auch. „Lachen mit Slezak“ – ein Band, der seine Bücher „Meine sämtlichen Werke“, „Der Wortbruch“ und „Rückfall“ vereinigt, ist dabei herausgekommen. Eine Neuauflage hat Hanna von Feilitzsch veröffentlicht. Insgesamt hatte Leo Slezak selbst drei Bücher verfasst. Der Rohwolt Verlag hatte diesen Sammelband schon vor etlichen Jahren herausgebracht. Da der Rowohlt Verlag dann irgendwann damit aufhörte, hat Hanna von Feilitzsch in ihrem Verlag dann dieselbe Ausgabe herausgebracht. Damit Leo Slezak nicht in Vergessenheit gerät. Fast schicksalhaft klingt die Geschichte, wie die Autorin zum Nachlass der Slezaks kam.
„Vor zwanzig Jahren pachtete mein Mann das Slezakhaus. Wir sind in das Haus daneben eingezogen und damit nahm alles seinen Lauf.“ Ihre Familie betrieb das Slezakhaus danach lange als „Seehotel Malerwinkel“ mit Hotel- und Restaurantbetrieb und pendelte zwischen Tegernsee und Oberfranken.
Eines Tages lernte die Autorin die Schwippschwägerin von Peter Winter – Leo Slezaks Schwiegersohn – kennen. Die ältere Dame überließ der Autorin den kompletten Nachlass der Familie. Bücher, Fotos, Ansichtskarten, alles am Leben der Slezaks faszinierte die Autorin.
Einblicke in Slezaks Innenleben
„Leo Slezak und wie er sich und die Welt sah.“ So könnte man wohl den Inhalt des Bandes „Lachen mit Slezak“ auf den Punkt bringen. Auch wenn die zahlreichen Anekdoten in seinem Buch nicht alle verbürgt sind, so ist es doch historisch interessant. So erfährt man aus dem liebenswürdigen Buch viel über die Zeit vor dem Dritten Reich und speziell die damalige Kunst- und Musikszene.
Selbst ein ganz großer Sänger, fiel es ihm leicht, über andere Größen zu berichten. Den Komponisten Gustav Mahler etwa, den Dirigenten Arturo Toscanini oder den Tenor Enrico Caruso. Im „Slezak-Haus“, das er selbst sein „Blumenhäusel“ nannte, gingen viele Künstler ein und aus. Darunter auch Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer.
Neben den Künstlerfreunden streift Slezak in seinem Buch Abschnitte seines ganzen Lebens. Kinder- und Jünglingsjahre, Militärzeit, seine Zeit auf hoher See sowie seine Reisen nach Amerika und die damit verbundene, schier weltweite Aufbruchstimmung:
Es gibt in Amerika seltsame Existenzen. Einmal sind sie himmelhoch oben, gehen dann total zugrunde und haben sich bald darauf wieder von neuem emporgearbeitet. Ich kannte einen, der zu der Sorte gehörte, die splitternackt ins Meer fallen und plötzlich im Frack, mit goldener Uhr und Brillantringen an den Fingern aus dem Wasser steigen.
Von vielen Einheimischen häufig als „Herr Kammersänger“ bezeichnet, war Leo Slezak gern gesehen in seiner Tegernseer Wahlheimat. Schwer verliebt in das idyllische Fleckchen Erde, beschreibt er sein Rottacher Häusel auch recht liebevoll in seinem Buch.
Lebendig, lustig, manchmal ein bisschen zu trivial
Und auch wenn manche Leute „ihr Fett wegbekommen“ und Slezak ab und an ein wenig lästert in seinem Buch, bleibt es stets respektvoll. Lebendig, lustig, manchmal ein bisschen zu trivial für die heutige Zeit, so könnte man es beschreiben. Genauso wie über andere konnte er auch über sich selbst lachen.
Bei allem Witz findet Slezak auch ernste Töne. So beschreibt er die anstrengende Zeit, als Tenor im Rampenlicht zu stehen, recht treffend. Und auch die stete Sorge um die nächste Erkältung oder ob ein schlechter Tag schon Vorbote ist für einen Karriereknick. So ist er letztendlich dann froh, als er gerade rechtzeitig auf dem Höhepunkt seiner Sängerkarriere beim Film landet:
Ich kann mit Freuden konstatieren, dass ich mich selten im Leben so glücklich und zufrieden fühlte wie jetzt. Alle die großen Aufregungen des Sängerberufes fallen fort … Immer das Verteidigen seiner Stellung, um auf der Höhe zu bleiben, denn es ist leichter, eine gewisse Höhe zu erreichen, aber viel schwerer, sich auf dieser Höhe zu erhalten.
Auch wenn sich abschnittsweise die Erlebnisse etwas hinziehen – Leo Slezaks Autobiographie wird insgesamt der Zusammenfassung des Klappentextes – der „Quelle gütiger Lebensweisheit“ – gerecht und endet, wie begonnen, mit humorvollen Worten und der Angabe, wo und wann das Buch entstanden ist: „Egern am Tegernsee, 25. April 1940.“
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