Schutz vor dem Trauma

Die Anzahl der Wohnungseinbrüche steigt derzeit stetig an. Gerade für die Opfer ist das jedoch ein oft traumatisches Erlebnis. Immer mehr Menschen im Tal statten sich daher mit Sicherheitstechnik aus. Experten fordern jedoch vor allem eine neue Solidarität ein.

Die Anzahl der Einbüche im Tal ist stark gestiegen.
Die Anzahl der Einbüche im Tal ist stark gestiegen.

Die bundesweiten Zahlen der Wohnungseinbrüche steigen ständig an. Und dieser negative Trend hat sich auch 2014 bei uns im Landkreis fortgesetzt. Davon betroffen sind sowohl private Wohnungs- und Hauseigentümer, als auch Läden mit exklusivem Warenangebot.

Im Landkreis Miesbach gab es im vergangenen Jahr 51 Wohnungseinbrüche, nur 32 waren es im Vorjahr. Das bedeutet eine Steigerung von fast 60 Prozent. Die Aufklärungsquote liege aber nur bei rund 14 Prozent, so Stefan Sonntag vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd.

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Die Quote bei Wohnungseinbrüchen sei deshalb so niedrig, weil die Polizei nach dem Einbruch kaum Ermittlungsansätze habe. „Dazu bräuchten wir mehr verwertbare Spuren, wie beispielsweise die DNA oder Fingerabdrücke des Täters“, erklärt Sonntag.

Verunsicherte Opfer

Dabei könnte eine schnelle Aufklärung helfen, den Betroffenen Sicherheit zu geben. Denn diese haben oft mit der Verarbeitung der Erlebnisse zu kämpfen. Das bestätigt auch Michael Marquardt, Geschäftsführer des Juweliers Leicht in der Seestraße:

Das Erlebnis war ein Riesenschock. Es ist ein absoluter Eingriff ins Leben, das sich dadurch auch verändert.

Das Juweliergeschäft wurde vor fast zwei Jahren von drei maskierten Männern überfallen. Die anwesenden Mitarbeiter wurden massiv eingeschüchtert. Sämtliche Vitrinen wurden mit brachialer Gewalt geöffnet. Im Anschluss flüchteten die Täter mit teuren Uhren im Wert von 130.000 Euro. Sie wurden bis heute nicht gefasst.

Alleine in der Rottacher Seestraße kam es in den vergangenen zwölf Monaten zu einigen Einbrüchen.
Im Sommer 2013 kam es zu einer Serie von Einbrüchen in der Seestraße. Unter anderem beim Juwelier Leicht.

Ebenfalls verunsichert zeigte sich ein Ehepaar aus Rottach-Egern. Sie hatten ein paar Häuser weiter den schweren Einbruch miterlebt, bei dem ein Ehepaar überfallen, im eigenen Haus gefesselt und verprügelt worden war. Daraufhin entschieden sie, ihr eigenes Haus zu sichern.

Wenngleich die Einbrüche in Geschäfte im Tal vergangenes Jahr leicht zurückgingen, war für das Ehepaar der Einbruchsschutz als vorbeugende Maßnahme wichtig. Deshalb haben sie sich für eine funkgesteuerte Alarmanlage entschieden. Diese sei einfach und schnell einzubauen. „Ob es sinnvoll ist, eine Videoüberwachung oder doch eine Alarmanlage einzubauen, hängt aber von der persönlichen Lebensweise und dem finanziellen Rahmen ab“, erläutert der Ehemann. Dies bestätigt auch Sicherheitsexperte Thomas Gmeineder aus Gmund.

Wie schütze ich mein Haus?

Er weist aber darauf hin, dass Videoüberwachung kein Einbruchsschutz sei. Sie zeige im Nachhinein, was passiert sei und trage zur Aufklärung bei, erläutert der Sicherheitsexperte. Zudem könne man per Internetverbindung das Haus auch mittels Laptop oder Tablet aus der Ferne überwachen. „Eine Videokamera vermittelt Sicherheit, weil man sieht, was draußen passiert“, sagt Gmeineder.

Sinn macht dies beispielsweise bei Geschäften wie Hosen Leonhardt in Rottach-Egern. Dort kam es zu Vandalismus, die Personen konnten aber dank Videoaufzeichnungen identifiziert werden. Das Rowdytum wurde abgeschreckt, berichtet die Inhaberin Johanna Ecker-Schotte.

Privatkunden rät Gmeineder allerdings eher zu einer elementaren Grundsicherung. Sie sei leicht an allen Türen, Fenstern und Kellerschächten anzubringen und zudem vergleichsweise kostengünstig. Wichtig sei es, hierbei auch an die Terrassentüren zu denken, die oft vor den Blicken der Nachbarn geschützt und damit ideal für den Einstieg geeignet seien, erläutert der Fachmann.

Könnte Videoüberwachung an gefährdeten Stellen im Tal bald standard werden?
„Videoüberwachung ist kein Einbruchsschutz.“

Der Bedarf an Sicherheitstechnik rund ums Haus habe insgesamt zugenommen, weiß auch Nicoletta Krois von Elektro Krois in Rottach-Egern. Nicht nur Privatleute, auch Unternehmer sicherten nach den Überfällen in den vergangenen Jahren vermehrt ihre Geschäfte. „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht“, weiß Krois. Dennoch sei mit der richtigen Ausrüstung niemand den Einbrechern schutzlos ausgeliefert.

Statistisch gesehen finden die meisten Einbrüche am Vormittag statt. Dann, wenn die Besitzer in der Arbeit oder beim Einkaufen sind. Oder auch wenn es wie bei Zweitwohnsitzen zu längeren Leerständen der Gebäude kommt. „Jeder kann davon ausgehen, dass die Täter die Lokalitäten lange im Voraus beobachten“, sagt die Polizei.

Daher raten die Beamten, sich auch vor Urlauben gründlich vorzubereiten und fordern, auch die Nachbarn in den Schutz des eigenen Hauses miteinzubeziehen. Eine intakte und aufmerksame Nachbarschaft könne vorbeugend wirken. Das Ziel sei, dass die Immobilie auch bei längerer Abwesenheit bewohnt wirke. Da helfe schon ein Licht im Zimmer, wenn es dunkel werde. Auch ein geleerter Briefkasten sei von Vorteil. Zudem gäben automatisch schließende Jalousien Einbrechern weniger Chancen, so die Kriminalpolizei.

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