Von Morddrohungen, wie der BR berichtet, kann zwar keine Rede sein, stellt Bürgermeister Josef Hartl auf TS-Nachfrage klar: „Es gab keine Drohung gegen Leib und Leben gegen irgendeine Person.“ Aber derzeit kommen immer wieder Schreiben im Rathaus an. Die meisten per Fax. Eines davon ging scheinbar auch an verschiedene Waakirchner Bürger.
Einen weiteren Brief hat Hartl der Kripo übergeben. Über diesen will er sich nicht äußern: „Der hat einen rechtsradikalen Hintergrund“, sagt er. In anderen wird der Bürgermeister zum Rücktritt aufgefordert, weil er Flüchtlinge im Dorf aufnehme. Dass Asylbewerber vom Bund an die Länder und von denen an die Landkreise zugeteilt werden, interessiert die Absender nicht.
„Hetzer sicher nicht aus Waakirchen“
Auch in den Kommentaren unter der Berichterstattung der Tegernseer Stimme zu dem umstrittenen Thema werden immer wieder Kommentare mit teils rassistischem und fremdenfeindlichem Inhalt veröffentlicht – in der Regel von anonymen Absendern. Auch diese lese er, sagt Hartl. Allzu ernst nehme er sie aber nicht: „Die meisten Absender sind wahrscheinlich nicht einmal aus Waakirchen“, vermutet er. „Trittbrettfahrer“ nennt Hartl die Verfasser.
Einen Brief habe er bisher erhalten, in dem die Absender konkret ihre Bedenken zur Flüchtlingsunterbringung benannt haben. „Damit kann man etwas anfangen. Bei so einem Schreiben kann man auf Bedenken eingehen und diese aus dem Weg räumen. Dafür bin ich als Bürgermeister ja da.“
Angst vor dem schwarzen Mann
Besonders dankbar ist er dem 30-köpfigen Helferkreis, der den 20 Männern hilft, sowie den Lehrern der benachbarten Schule, die ihre Schüler vor Ankunft der Männer aus Syrien, Mali, Eritrea und dem Senegal darauf vorbereitet haben, wer unter der Turnhalle lebt, woher die Männer kommen und was sie in ihrem Leben schon durchgemacht haben, um nach Waakirchen zu kommen:
Diesen Leuten muss man helfen. Wir leben seit 70 Jahren in diesem Land ohne Krieg und haben das Privileg, hier geboren zu sein.
Doch während der Bürgermeister und die Nachbarn von den Männern schwärmen, haben viele Einheimische offensichtlich Angst vor den Asylbewerbern. So bleiben dem Wirt des Kegelstüberls seit einigen Wochen immer mehr Gruppen aus. Die Gründe sind grotesk, hysterisch und weitgehend unbegründet.
Gmunder schlägt „ordentliche Zeche“ im Kegelstüberl vor
„Sie haben Angst, dass sie mit den Asylbewerbern Schulter an Schulter am Pissoir stehen müssen und sie stören sich an ihrem Anblick in der Rauchpause“, sagt Wirt Stefan Heufelder auf Nachfrage. Selbst wenn diese nicht ihre eigenen Toiletten hätten, stellt sich die Frage: Na und!? Es sind Menschen wie jeder von uns. Nur mit einer dunkleren Hautfarbe und ohne das Privileg, hier geboren zu sein.
Viele Nachbarn haben sich auf unsere Anfrage über das Verhalten der Kegler empört gezeigt. Und Hartl berichtet nun über einen Anruf, der den Hetzbriefen und der Hysterie der Kegler entgegensteht: „Ein Anrufer aus Gmund hat von dem Kegelstüberl gehört und vorgeschlagen, dass wir da mal eine ordentliche Zeche bei dem Wirt machen“, sagt er. Am besten nehmen sie die „schwarzen Männer“ von nebenan einfach mit.
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