Der Bürgerbus – eine echte Alternative?

„Das Schwierige ist, das Projekt zu starten, dann läuft es aber wie von selbst.“ So berichten Betreiber des Bürgerbus-Konzepts. Vorzeigebeispiele gibt es auch in Bayern. In Langenzenn bei Fürth fährt der sogenannte „Bübla“ auf Erfolgskurs. Und das könnte auch in Waakirchen klappen.

Bei der Einweihung des zweiten Langenzenner Bürgerbusses. Foto: www.buebla.de
Bei der Einweihung des zweiten Langenzenner Bürgerbusses / Foto: www.buebla.de

Peter Heumanns glühender Engagement-Funke für den Bürgerbus ist deutlich spürbar. Der Langenzenner könnte dieses auch für den Tegernsee empfehlen, wie er sagt. Der 56-Jährige hat starken Bezug zum See, denn regelmäßig verbringt er seinen Urlaub auf dem Weissacher Campingplatz. In seiner Heimat im Landkreis Fürth ist er einer der 32 Fahrer des „Bübla“ – ausgeschrieben Bürgerbus Langenzenn.

Ehrenamtliche Fahrer als Basis für den Bürgerbus

Zwei Busse sind in Langenzenn im Einsatz. Immer am Freitagvormittag fährt Peter Heumann den Kleinbus mit den neun Sitzen. Vier Fahrer teilen sich die Touren jeweils von 7:15 bis 18:15 Uhr. Ehrenamtlicher Fahrer kann jeder werden, der den 3er-Führerschein hat und bereit ist, den Personenbeförderungsschein zu erwerben.

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Die Hauptsache ist, dass man bereit ist, für die Heimatstadt als Fahrer eine sinnvolle Aufgabe zu übernehmen.

So erklärt es Peter Heumann. Sechs verschiedene Touren gibt es in Langenzenn. Das Tarifsystem ist einfach: 1 Euro kostet jede Fahrt. 50 Haltestellen werden angefahren. Vom Rentner bis zum Kleinkind nutzen alle Altersstufen die kleinere Alternative zum öffentlichen Bus. Damit gerade Senioren den Bus bequem nutzen können, sind im Bus-Eingangsbereich Haltesysteme angebracht, die verhindern, dass Gehhilfen durch den Raum geschleudert werden. Kindersitzschalen stehen ebenso im Bus bereit.

Über Fahrgastmangel können die Bübla-Macher nicht klagen, wie Heumann weiß. Während zum Projektstart 2011 durchschnittlich mehr als hundert Fahrgäste pro Woche fuhren, habe sich die Anzahl der Beförderten inzwischen vervielfacht, so der hauptberufliche Kaminkehrer. Für viele ältere Mitbürger ist der Bübla mehr als nur ein Verkehrsmittel – er dient auch sozialen Zwecken, wie auch Heumann weiß: beieinander sitzen, plaudern, Einkäufe erledigen.

Verein und Stadt arbeiten Hand in Hand

Der Verein wurde ins Leben gerufen, um die Stadt beim Bemühen zu unterstützen, für die Bürger einen funktionierenden ÖPNV anzubieten, so Vereinsvorstand Hans-Peter Krippner. Grundlage für das Projekt waren einerseits die Bestrebungen aller Rats-Parteien, für den Ort ein öffentliches Verkehrsmittel zu betreiben. Dieses war früher vor allem aus Kostengründen gescheitert. Auch wurden aus anderen Bundesländern Bürgerbus-Konzepte bekannt, die schon seit Langem und vielerorts fahren.

32 Ehrenamtliche fahren die Langenzenner Bürgerbusse. Foto: www.buebla.de
32 Ehrenamtliche fahren die Langenzenner Bürgerbusse. Foto: www.buebla.de

Der Bürgerbus ist dabei eine Einrichtung wie andere städtische Institutionen, etwa der Schulhort oder die freiwillige Feuerwehr. Wird also auch von der Stadt beziehungsweise den Stadtwerken finanziert. 70.000 Euro hatten diese in den Bus samt Umbau investiert. Auch der laufende Betrieb ist ins städtische Unternehmen eingegliedert. Die Werbung, Betreuung der Fahrer sowie Linienbetreuung übernimmt dagegen der Verein in enger Abstimmung mit der Stadt.

Das Bübla-Projekt habe besonders in der Anfangsphase dem Verein sowie auch der Kommune viel abverlangt, wie Vereinsvorstand Krippner berichtet. Konzessionen mussten beantragt, die Haltestellen nach den Vorgaben des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg gestaltet werden. Dass der Bübla nach vier Jahren immer noch rollt, und seit Kurzem sogar mit zwei Fahrzeugen, gibt den Initiatoren recht.

Langenzenn soll Vorbild werden für Waakirchen

Bisher ist das Langenzenner Projekt das einzige bayernweit. Und das, obwohl es vielerorts heißt, man ersticke im Verkehr. So auch in Waakirchen. Vermutlich könnten gerade Bürger in den Außenorten der Gemeinde deutlich von dem Konzept profitieren. Denn ähnlich wie in Langenzenn liegen viele Außenorte weit weg von den Geschäften im Ortskern und sind teils sehr schlecht daran angebunden.

Bürgermeister Sepp Hartl möchte das Projekt nicht abschmettern. Obwohl es Zweifler in der Gemeinde gibt, weil sich auch ein ähnliches Konzept – das Anruf-Sammel-Taxi – am Ende nicht durchgesetzt hatte. Trotzdem hat in der Bürgerversammlung im April ein Waakirchner das Projekt „Bürgerbus“ auf den Tisch gebracht.

Inzwischen hat Hartl dessen schriftliches Konzept erhalten. „Er hat sich viele Gedanken dazu gemacht“, lobt Hartl das Schriftstück. Nun will der Ortsplanungsausschuss über das Projekt beraten. Dessen Diskussion möchte der Rathauschef nicht vorgreifen. Eine Bedarfsanalyse soll genauere Zahlen hervorbringen. Peter Heumann, der Bübla-Fahrer aus Langenzenn, kann sich jedenfalls vorstellen, seine Erfahrungen auch mal persönlich vorzustellen. Wenn es sein muss, auch im Tegernseer Tal.

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