Schwimmen war für Kinder einst ein Muss. Schwimmen konnte früher jeder. Es wurden Familienausflüge in Bäder gemacht. Eltern brachten ihren Kindern das Schwimmen bei – nicht immer pädagogisch sanft, aber meist effizient. Kamen die Kinder in die Schule, konnten sie schwimmen. Dabei wird schwimmen doch nicht schwerer, oder?
Der Sommer beginnt, die Freibäder öffnen und die Seen werden wärmer. An schönen Tagen sind die Seestrände und die Freibäder in Rottach und Kreuth voll und viele springen gerne ins kalte Wasser. Doch viele Kinder, und auch Erwachsene, können nicht mehr schwimmen.
Laut einer Emnid-Studie sind es sogar 25% in Deutschland – das ist jeder Vierte. In Bayern ist es besonders drastisch. Im vergangenen Jahr sind 78 Menschen ertrunken und damit sind wir deutschlandweit Nummer 1.
Ausreden über Ausreden
Ein Grund dafür ist einerseits, dass beide Elternteile ganztags arbeiten und ihnen deswegen die Zeit und, verständlicherweise, auch die Nerven dafür fehlen, nach der Arbeit den Kleinen noch das Brust- oder Kraulschwimmen beizubringen.
Doch nicht nur den Eltern ist das zu viel, sondern auch den Schulen. Im Schulsportunterricht wird meistens Volleyball, Handball oder Fußball gespielt. Schwimmen findet im Lehrplan keinen Platz mehr. Außerdem ist der Weg ins Schwimmbad zu aufwendig und birgt Probleme mit der Versicherung.
Hinzu kommt noch, dass immer mehr Schwimmbäder schließen oder in sogenannte Wellness- oder Spaßbäder umgewandelt werden. Und um in Liegestühlen zu liegen oder Rutschen herunterzufliegen, muss man wirklich nicht schwimmen können.
Viele Möglichkeiten im Tal
Der Sport im Nassen verliert immer mehr Ansehen in Deutschland und das sieht man nicht nur bei den Hobbyschwimmern. Die Zeiten, in denen Namen wie Franziska von Almsick und Co. die Schwimmwelt erzittern ließen, sind lange vorbei. Heutzutage ist man stolz, wenn man die Quali-Zeit für eine WM überhaupt schafft. Von Podiumsplätzen traut sich niemand auch nur zu träumen.
Die Lage im Tegernseer Tal schaut dagegen ganz anders aus: Die Nähe zum Wasser lässt alle schwimmen. Es gibt viele Möglichkeiten, Anfängerkurse zu besuchen, ob im See- und Warmbad Rottach-Egern, im Hallenbad in Wiessee, im Freibad in Kreuth oder in Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen der Wasserwachten und der DLRG. Die letzten beiden bieten auch Schwimmtraining für Fortgeschrittene an und können sich keineswegs über mangelnde Nachfrage beklagen.
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Anfängerkurse kosten durchschnittlich 15 Euro pro Stunde. Und normalerweise brauchen Kinder knapp zehn Schwimmstunden, bis sie die Anforderungen für das Seepferdchen erreicht haben. Dabei müssen die Kleinen dann 25 Meter im Becken schwimmen, einen Ring aus schultertiefem Wasser an die Oberfläche tauchen und vom Ein-Meter-Brett ins Wasser springen.
Schwimmen als Luxusgut?
Doch insgesamt 150 Euro in das Erlernen eines Sports zu investieren, kann sich nicht jeder leisten. Vielleicht sollte man sich ein Beispiel an der Stadt Bad Tölz nehmen. Dort wurde das Problem erkannt und gelöst: Jedem Kindergartenkind ab 5 Jahren wird ein Schwimmkurs finanziert. Die einzige Voraussetzung ist, dass man an mindestens acht von zehn Schwimmstunden teilnimmt – denn nur so lohnt sich der Aufwand.
So bleibt Schwimmen eine schöne Freizeitbeschäftigung für alle und verkommt nicht zum Luxusgut. Denn Spaß am Schweben im Wasser haben alle. Vor allem im schönen Tegernsee.
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