Es gab Drohbriefe für Bürgermeister Josef Hartl, der Kegelstüberl-Wirt Stefan Heufelder beklagte sich über ausbleibende Gäste, weil Kegelgruppen abgesagt hätten. Einige Schaftlacher beschwerten sich, dass in ihrem Ortsteil eine Container-Unterkunft für die Flüchtlinge aufgestellt wird.
Seit der Bürgerversammlung vor drei Wochen habe sich die Stimmung in der Gemeinde wieder beruhigt, sagt Bürgermeister Josef Hartl auf Nachfrage und erklärt: „Diese Veranstaltung war längst überfällig.“ Seitdem habe er nichts Negatives mehr zur Flüchtlingsunterbringung unter der Gemeindeturnhalle und künftig in Schaftlach gehört.
Hetzbriefe, Anrufe und das Kegelstüberl
Dass die Bürgerinformation nicht schon viel früher stattgefunden hat, dafür macht er mangelnde Information verantwortlich: „Wenn ich selbst nicht weiß, wer kommt, wie viele und woher – was soll ich den Bürgern dann sagen?“ Auch das Landratsamt bekomme diese Informationen nur wenige Tage bevor die Unterkünfte benötigt würden, sagt er.
Angesichts der Diskussion um ausbleibende Kegelgruppen im benachbarten Kegelstüberl, Hetzbriefen und anonymen Anrufen bei Bürgermeister und Gemeinderäten fragt man sich aber: Ist Waakirchen fremdenfeindlich?
Helferkreis seit der Bürgerinformation gewachsen
Manche Bürger sind skeptisch, haben zum Teil skurrile Ängste. Das sei nicht rassistisch, so Hartl. Seit der Informationsveranstaltung am 22. Mai im Feuerwehrhaus habe sich zudem einiges geändert. Andere Menschen helfen und packen mit an. Beispielsweise sei der Helferkreis kurze Zeit danach von rund 30 Personen auf etwa 40 angewachsen.
„Die sind sehr aktiv. Es gibt Arbeitsgruppen für Sprachunterricht und Fahrdienste“, weiß Hartl. Mit dem Zuwachs sei er nun sogar mehrsprachig mit Englisch, Französisch und Arabisch. Beim Frohnleichnahmszug sei sogar einer der Flüchtlinge neben dem Pfarrer gelaufen.
Auch der SV Waakirchen kümmert sich darum, die Männer zu integrieren. Vier von ihnen trainieren mit der Fußballmannschaft, sagt Vereinsvorstand Benedikt Sappl. Der Verein hat den Männern auch eine Jahreskarte für dessen Spiele geschenkt. Nachmittags kicken die Flüchtlinge mit Jugendlichen auf dem Fußballplatz, sagt Sappl. Am Donnerstag gibt es ein Tischtennis-Turnier. Und vielleicht gibt es demnächst auch einen Kegelabend mit den Flüchtlingen, fügt Hartl hinzu.
„Drohanrufe kamen aus Waakirchen“
Gemeinderätin Gisela Hölscher (Freie Wählergemeinschaft) ist zufrieden mit dessen Arbeit. Sie hofft nun ebenfalls, dass sich die Stimmung im Ort wieder beruhigt. Auch sie habe Anfangs Hetz-Anrufe erhalten. „Die haben sehr unschöne Sachen über die Container-Unterbringung in Schaftlach gesagt“, erzählt sie auf Nachfrage. Konkretes sagt sie nicht.
Die Anrufe hätten aufgehört, als sie angab, die Anrufer an die Polizei zu melden, falls diese noch einmal anriefen. Die Anrufer seien aus dem Ort gewesen, sagt sie. Das habe man an den angezeigten Telefonnummern sehen können. Die zuständige Polizeidienststelle in Bad Wiessee hat derweil keine Vorkommnisse um die Asylbewerber-Unterkunft zu verzeichnen, sagt Paul Knott, stellvertretender Dienststellenleiter.
Zweifel an der Kegelstüberl-Theorie
Hinsichtlich der Angaben von Kegelstüberl-Wirt Stefan Heufelder ist Gemeinderätin Hölscher allerdings skeptisch. Wegen der Asylbewerber hätten ihm Kegelgruppen abgesagt, sagte er vor einigen Wochen. Dadurch sei sein Umsatz eingebrochen.
Den Umsatzrückgang und den Grund dafür solle er aber erst einmal belegen, fordert sie. Auch Josef Hartl wartet noch auf einen Beleg dafür. Diesen habe der Wirt noch nicht erbracht. Wenn er die Klage belege, könne man über gemeindliche Hilfen nachdenken, sagt Hartl.
Kegelstüberl-Wirt Stefan Heufelder will dies erstmal nicht tun, sagt er. Er ist enttäuscht von der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat. Diese sollen sich vor Ort ein Bild seiner Situation machen. Dann sei er auch bereit, Zahlen offenzulegen. Aber: „Mit Ausnahme des 3. Bürgermeisters, Rudolf Reber, hat sich noch niemand um mich gekümmert“, sagt er. Der Umsatzeinbruch von einem Drittel bestehe weiterhin.
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