Die Festivitäten rund um die 1.000-Jahr-Feier in Schaftlach sind sehr abwechslungsreich: von Ritterturnieren über Ausstellungen bis hin zum großen Festzug. Bei Letzterem werden auf verschiedenen Wagen mehrere Personen, Ereignisse oder Berufe gezeigt, die die Geschichte Schaftlachs geprägt haben.
Einer davon zeigt die Arbeit der altertümlichen Polizei in Schaftlach, der sogenannten Gendarmerie. Robert Hinesley, einer der Verantwortlichen für den Gendarmeriewagen, hat viel über die bayerische Polizei zu erzählen.
Unterschiede zwischen Stadt und Land
„Wenn man von der bayerischen Polizei im 19. Jahrhundert spricht, muss man wissen, dass es einen großen Unterschied zwischen Land und Stadt gab“, erklärt Hinesley. Die Gendarmerie beispielsweise gab es nur auf dem Land. Sie wurde vom bayerischen Staat finanziert. Deswegen trug sie auch königliche Insignien. In größeren Orten und Städten gab es dagegen Schutzmannschaften und eine eigene Polizei.
Laut Hinesley lässt sich schwer ermitteln, ab wann es in Schaftlach eine Gendarmeriestation gab. Besondere Ereignisse für die Schaftlacher Ordnungshüter waren jedoch regelmäßig die Haberfeldtreiben. Diese waren eine Art Rügegericht im Oberland, das meistens nach einem bestimmten Ritual ablief: Nachts trafen sich die Haberer und weckten möglichst viele Anwohner mit Schüssen und Lärm. Dann wurden deren Vergehen in Versform vorgetragen, wobei diese oft nicht der Wahrheit entsprachen.
Das Haberfeldtreiben in Miesbach 1893 gehört zu den größten Ereignissen dieser Art überhaupt. Hier trafen mehrere Hundert Haberer auf die komplette Gendarmeriekraft des Landkreises – ganze 17 Mann waren auf die Stationen in Schaftlach, Schliersee, Hundham, Gmund und Holzkirchen verteilt. „Daran kann man gut sehen, dass die staatliche Präsenz auf dem Land eher dünn gestreut war“, meint Hinesley.
Immer der Mode nach
Doch nicht nur die Struktur der Polizei in Bayern, sondern auch die Uniformen der Beamten haben sich seither verändert. Hinesley erklärt, was für den Festzug geplant ist: „Unsere Gruppe will eine Kutsche mit einigen Gendarmen und gefangenen Wilderern darstellen.“
Die Uniformen für die Gendarmen war recht leicht zu beschaffen, denn die sind in einigen Kostümverleihen zu finden. Anders schaut es mit den Helmen aus: „Die Originale sind für heutige Träger ganz einfach zu klein.“ Also baut Robert Hinesley sie selber. Als Vorlage verwendet er ein relativ spätes Modell, weil dafür noch am ehesten Einzelteile zu bekommen sind.
Die handgefertigten Helme bestehen aus einem Lederkörper, an dem dann diverse Beschläge montiert werden. „Zuerst kommt auf der Oberseite das Kreuzblatt mit der Helmspitze, dann die hintere Helmschiene. Schließlich wird vorne das Helmwappen angebracht, und zuletzt werden an den Seiten noch die Riemenknöpfe montiert, die die Schuppenkette tragen“, erklärt Hinesley den Fertigungsvorgang.
Die Beschläge sind größtenteils Originale, doch nicht alle Teile sind noch zu erhalten. Dort müssen dann Reproduktionen eingesetzt werden. Der Kutscher beispielsweise bekommt ein ganz besonderes „Schmankerl“: einen Raupenhelm mit Bärenfellaufsätzen.
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