Richard Hartmann zeigt die allererste Urkunde, die auf die Existenz von Schaftlach aufmerksam macht. Er hat sie aus dem Staatsarchiv in München geholt und gesichert, dass sie jetzt in der Ausstellung im Alten Schaftlacher Schulhaus hängen darf.
Mit der fängt alles an!
So erzählt der Kurator, der die Konzeption und Leitung der Ausstellung „Schaftlacher Schatztruchn“ innehat. Mit-Kuratorin Irmi Markl ist gerade Pizza holen für alle Helfer, die gemeinsam fleißig hämmern, messen, kleben und die zahlreichen Ausstellungstafeln aufhängen, damit zur Vernissage alles fertig ist.
Von bäuerlichem Leben und technischen Innovationen
Seit zweieinhalb Monaten laufen die intensiven Vorbereitungen, erzählt Hartmann. Davor war man auch schon aktiv gewesen. Hatte Ideen gesponnen und Ausstellungsstücke recherchiert. Mitgeholfen haben viele historisch ambitionierte Bürger, die in ihren Speichern und Kellern nach spannenden Exponaten geforscht hatten.
„Viele Aufzeichnungen gibt es nicht“, bemerkt Hartmann. Trotzdem füllen sich die acht Räume im Schulhaus mit insgesamt 52 Ausstellungstafeln. Neben der Ur-Urkunde gibt es Interessantes zu sehen: Etwa die letzten bayerischen Briefmarken von 1918 oder den historischen Ortsplan mit den Bildern von historischen Höfen, die einen Einblick ins bäuerliche Leben in früheren Tagen geben.
Wie man in Schaftlach lebte und betete
Kaiserreich, Weimarer Republik, die dunklen Tage des Nationalsozialismus’ und das Wirtschaftswunder werden mit Zeitdokumenten thematisiert. Auch die elf Orts-Vereine finden Platz, sich darzustellen. Filme vom Dorfleben, wie zum Beispiel dem traditionellen Maibaum-Aufstellen, dürften so manches Schmunzeln auf den Gesichtern der Besucher erzeugen. Daneben war Schaftlach ein wichtiger Knotenpunkt für Bahnreisende, so Hartmann. Eine historische Bahnaktie zeugt von den Anfangszeiten auf Schienen.
Und wer hätte gedacht, dass der kleine Ort Schaftlach mit einer großen technischen Innovation aufwarten kann, die die Telekommunikation revolutionierte und auf der Weltausstellung in Paris Furore machte? Die erste Drehwähler-Fernmelde-Apparatur der Firma Siemens&Halske wurde anno 1923 im „Knotenfernmeldeamt Schaftlach“ eingebaut. Mit diesem Apparat konnte man erstmals Leute selbst erreichen, ohne ein „Fräulein vom Amt“ zur Vermittlung des Gesprächs zu benötigen.
Naturgemäß spielte auch die Kirche im Einzugsgebiet des Klosters Tegernsee über Jahrhunderte eine maßgebliche Rolle in Schaftlach. Sie prägte Ort, Zeitabläufe und Menschen. Daher widmet sich ein Bereich der Ausstellung auch diesem Thema. Highlights der Ausstellung dürften daher etliche Preziosen sein, die 200 Jahre lang nicht mehr gezeigt wurden, meint Hartmann. Darunter opulent bestickte Priestergewänder.
„Was trägt Mann – was trägt Frau – und was ist Tracht überhaupt?“ Dieser Frage geht ein weiterer Raum der Ausstellung nach. Daneben gibt es viele Exponate zu bestaunen: Ein historisches Fahrrad, ein Schachspiel, das es nur 50 Mal auf der ganzen Welt gibt oder einen urigen Skiständer. Mit den Bildern der Grundschüler, die im Eingangsbereich des Alten Schulhauses aufgehängt sind, spannt sich der Bogen in die Zukunft von Schaftlach.
Heute Mittag wird die Ausstellung feierlich eröffnet. Die Vernissage findet um 11:30 Uhr statt. Danach kann die Ausstellung drei Wochenenden lang besichtigt werden. Jeweils samstags von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.
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