Ein stark angetrunkener Mann belästigt eine Frau und deren Sohn mit Beleidigungen und Berührungen: So geschehen Anfang Juni zwischen Tegernsee und Gmund. Die Frau wehrte sich. Der Zugbegleiter alarmierte die Polizei und bis diese eintraf, um den Mann mit auf die Wache zu nehmen, stand der Zug still.
Hilft da ein Alkoholverbot? Zumindest gibt es daran Zweifel: „Es sind nur wenige Vorfälle gewesen, und die störenden Fahrgäste waren schon beim Einsteigen betrunken“, sagt der Tegernseer Bürgermeister Johannes Hagn auf Anfrage. Außerdem sei eine solche Maßnahme sehr undifferenziert: „Wenn man einen Ausflug macht und auf dem Nachhauseweg in der BOB ein Radler trinkt, wäre das ja auch nicht erlaubt“, sagt er. Auffälliges, störendes Verhalten sei von einem Radler aber nicht zu erwarten.
„Problem sind nicht alkoholisierte, sondern aggressive Fahrgäste“
Derzeit setzt die BOB verstärkt Sicherheitspersonal ein, die die Züge begleiten. Darüber informierte Bürgermeister Hagn den Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag. In der Sitzung wurde erneut ein Alkoholverbot in der Bahn gefordert.
Die eingesetzten Sicherheitskräfte sollen zum Einen die Sicherheit der Fahrgäste gewährleisten. Sie sollen aber auch Informationen darüber sammeln. Denn auch die BOB will die Ursache zunächst nicht pauschal am Alkoholkonsum auf der Strecke festmachen: „Das Problem sind ja nicht alkoholisierte Fahrgäste, sondern aggressive Fahrgäste“, sagt eine BOB-Pressesprecherin.
Welche Maßnahme ist die richtige?
„Wir analysieren die Situation und überlegen, ob Handlungsbedarf besteht“, sagt sie auf Anfrage. Daher ist der von der BOB beauftragte Sicherheitsdienst, zumindest in den kommenden drei Monaten bis zur Wiesn, verstärkt in den Zügen unterwegs. „Wir setzen den Sicherheitsdienst ohnehin verstärkt ein, wenn mit Problemen durch aggressive Fahrgäste zu rechnen ist“, so die Sprecherin.
Vor allem sollen sie aber die Situationen beobachten und der BOB bei der Beantwortung der Frage helfen, ob weitere Sicherheitsvorkehrungen notwendig sind. Und wenn ja: welche? Es könnte auch dazu führen, dass künftig mehr Sicherheitskräfte in der BOB mitfahren. Das müsse aber angemessen sein, sagt Hagn: „Erstens waren es nur sehr wenige Fälle und zweitens könnten sich die zusätzlichen Kosten für den Einsatz auf die Fahrpreise auswirken.“
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