„Ich halte diesen Zustand für nicht länger hinnehmbar“, schreibt Gemeinderätin Klaudia Martini (SPD) in ihrem Antrag an Bürgermeister Peter Höß, in der nächsten Gemeinderatssitzung über die Rückabwicklung des Kaufvertrags für das ehemalige Spielbankgrundstück zu beraten. Das Hotel Lederer soll weitgehend erhalten bleiben und wieder als Hotel betrieben werden. Robert Huber (SPD), Fritz Niedermeier, Markus Trinkl und Birgit Trinkl (alle drei Wiesseer Block) stehen hinter der Forderung.
Der Grund für ihren Ärger ist der Entwicklungsstillstand auf den Grundstücken, der sich bereits seit drei Jahren hinzieht. „Der Verkauf des Spielbankgrundstücks erfolgte an Herrn Strüngmann, weil dieser eine umgehende bauliche Realisierung eines Hotels an dieser Stelle in Aussicht gestellt hatte“, heißt es in dem Antrag. Für 4,7 Millionen Euro hatte der Hexal-Gründer das Areal gekauft – und sofort voll bezahlt.
Immer wieder versprochen, immer wieder vertröstet
Passiert sei seitdem nichts. Immer wieder gab es Gespräche mit dem Investor RDR, der das Lederer-Grundstück nebenan gekauft hatte. Der Plan war, beide Grundstücke zusammenzulegen und ein großes Hotel darauf zu bauen. Dafür hatte Strüngmann auch das Hotel Wittelsbach an der Seepromenade gekauft.
Immer wieder gab es Versprechungen, Pläne vorzulegen. Immer wieder wurde vertröstet. Auch die planerische Vorstudie, die die Gemeinde auf eigene Kosten durchgeführt hatte, hat das Vorhaben nicht vorangetrieben.
Kein Vertrauen mehr in Großprojekt und Grundstückseigner
Unmut gibt es seitens der Unterzeichner auch beim Hotel Lederer, dessen Besitzer eigentlich wieder einen Hotelbetrieb eröffnen sollten. Doch auch hier sei weder eine Planung noch eine Wiederaufnahme des Hotelbetriebs erkennbar, heißt es in dem Antrag weiter.
Das Vertrauen der Gemeinderäte in die Grundstückseigner ist aufgebraucht; „erschüttert“ wäre angesichts des Antrags zu milde formuliert. Denn auch die stockende Entwicklung der Seepromenade missfält den Gemeinderäten.
Dazu kommt das Vorhaben, die Grundstücke des Hotel Lederer und des ehemaligen Spielbankgeländes zusammenzulegen. Dadurch könnte der Gemeinderat in seiner Planungshoheit eingeschränkt werden, befürchten die Gemeinderäte. Das ergebe ein Grundstück von über 20.000 Quadratmetern. Den Gemeinderat setze dies unter Druck, einen entsprechend großen Bau dort zu genehmigen:
Es kann nicht Aufgabe des Gemeinderats sein, private Grundstücksinteressen durch Duldung von Entwicklungsstillstand in der Gemeinde hinzunehmen!
Die betreffenden Grundstücke seien zu ortsbildprägend, heißt es im Antrag weiter. Das Hotel Lederer stelle durch seine Größe und seinen Umfang einen optischen Schlusspunkt der Seepromenade dar und sei daher prägend für das Wiesseer Ortsbild.
In der nächsten Gemeinderatssitzung soll nun darüber beraten werden, ob die Gemeindeverwaltung das bestehende Rückübertragungsrecht beim Spielbankgrundstück prüfen, gegebenenfalls einleiten und durchführen soll. Die Gemeinde werde dann frei sein, das Grundstück selbst zu entwickeln.
Was das Hotel Lederer angeht, soll die Gemeinde mit dessen Eigentümern darüber verhandeln, das bestehende Gebäude – zumindest überwiegend – zu erhalten, zu sanieren und wieder als Hotel zu nutzen. Ein Hotelbetrieb sei jederzeit möglich, hatte das Landratsamt Miesbach bereits im April 2014 entgegen der Einschätzung von Bürgermeister Höß bestätigt. An den bestehenden Nutzungsrechten ändere sich durch den langen Leerstand nichts.
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