„Ein ganz blöder Zufall“

Aktualisierung vom 19. Juli 2015 / 17:13 Uhr
Gefährliches Stück einer ansonsten harmlosen Strecke oder schmerzhafter Zufall? Ermittler und Betreiber fragen sich nach dem Vorfall in Ostin, wie das 15-jährige Mädchen an Bändern im Zielbereich der Sommerrodelbahn hängen bleiben konnte. Doch auch die Videoaufzeichnungen helfen nicht weiter. Das Verhalten der Familie gibt der Polizei indes Rätsel auf.

An diesen Plastikbändern soll das Mädchen aus Irschenberg mit dem Kopf hängen geblieben sein. Polizei und Betreiber rätseln, wie das passieren konnte.
An diesen Plastikbändern soll das Mädchen aus Irschenberg hängen geblieben sein. Polizei und Betreiber rätseln, wie das passieren konnte.

„Das muss ein ganz blöder Zufall gewesen sein“, sagt der zuständige Sachbearbeiter der Polizeiinspektion Bad Wiessee, Ronny Sperling, auf Nachfrage, wie es zu dem Unfall am Donnerstagnachmittag kommen konnte.

Wie gestern berichtet, war bei der Zieleinfahrt des Oedberg-Flizzers ein 15-jähriges Mädchen an den roten Plastikbändern hängen geblieben und hatte sich Verletzungen zugezogen. Die Bänder sollen die Rodler eigentlich abbremsen und das Ende der Fahrt auf der knapp 1,5 Kilometer langen Sommerrodelbahn anzeigen.

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Normalerweise werden Rettungsdienst und Polizei verständigt

Antworten findet die Polizei auch beim Ortstermin am Samstagmorgen nicht: „Ich kann nicht finden, dass da jemand etwas falsch gemacht hat“, sagt Sperling, der sich Bahn und Bänder angesehen hat. Auch die Video-Aufzeichnungen helfen bei der Aufklärung nicht weiter: „Die fragliche Stelle wird gar nicht aufgezeichnet.“

Zwar sei der Vorfall lange nicht so dramatisch, wie es in der Samstagsausgabe des Merkur geschildert worden war, sagt Sperling. Dennoch sei es seltsam, dass die Familie den Vorfall erst später gemeldet habe:

Normalerweise wäre in einem solchen Fall der Rettungsdienst gekommen und auch wir wären dazugerufen worden.

Bei der Polizei laufen die Ermittlungen indes weiter. Sie werden anschließend der Staatsanwaltschaft übergeben – „der normale Vorgang“, erklärt Sperling abschließend.

Ursprünglicher Artikel vom 18. Juli 2015 mit der Überschrift: „Schmerzhafte Talfahrt“

Eine Fahrt mit dem „Oedberg-Flizzer“ ist eigentlich ein Vergnügen. Doch für eine junge Irschenbergerin hat dieses Vergnügen am Donnerstag im Krankenhaus Agatharied geendet. Der Grund sind scheinbar rote Bänder im Auslauf der Sommerrodelbahn. Die Betreiber können sich den Zwischenfall allerdings nicht erklären.

An diesen Bändern soll das Mädchen mit dem Hals hängen geblieben sein.
An diesen Bändern soll das Mädchen hängen geblieben sein.

Die 15-jährige Irschenbergerin war am Donnerstag mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern auf der Bahn gefahren. Bei der zweiten Fahrt sei es passiert, berichtete sie gegenüber dem Merkur. Am Ende der Bahn hängen rote Plastikbänder über der Bahn. Sie sollen die Rodler einerseits abbremsen und andererseits anzeigen, dass die Fahrt zu Ende ist.

Doch diesmal seien die Bänder zur schmerzhaften Falle geworden, so die Schilderung der Familie. Vermutlich hätten sich die Bänder verwirbelt. Deshalb sei das junge Mädchen mit dem Hals hängen geblieben. Es habe sie hochgerissen: „Aber ich war ja angeschnallt“, berichtet sie.

Panik, Ohnmacht, Krankenhaus

Sie habe Panik bekommen und versucht, sich abzuschnallen, zu bremsen und sich gleichzeitig an den Hals zu fassen. Irgendwie sei sie dann seitlich aus den Plastikbändern herausgekommen. Daran erinnere sie sich, aber nicht daran, wie sie das geschafft hatte. Sie habe für kurze Zeit das Bewusstsein verloren. Neben der Bahn liegend sei sie dann wieder zu sich gekommen. Ihre Mutter habe sich über sie gebeugt.

Für den Vater ist der Fall damit nicht ausgestanden. Denn, wäre ein anderer Rodler von hinten auf den Wagen seiner Tochter aufgefahren, „sie hätte tot sein können“, so der Irschenberger gegenüber der Zeitung. Stattdessen habe sie leichte Abschürfungen am Hals erlitten. Im Krankenhaus Agatharied musste sie über Nacht zur Beobachtung bleiben.

Die Familie hat nun Anzeige erstattet, bestätigt die Polizei Bad Wiessee. Die Beamten untersuchen derzeit, welcher genaue Straftatbestand vorliegen könnte. Dazu sei, so die Aussage der Ermittler, am Samstagvormittag ein Polizist nach Ostin gefahren, um die Bahn zu begutachten und mit den Betreibern zu sprechen. Auch den TÜV habe man kontaktiert.

Videoaufzeichnung soll Aufschluss geben

„Wir prüfen den Vorfall und sind sehr daran interessiert, dass das aufgeklärt wird“, betont Georg Reisberger, Geschäftsführer der Oedberg GdbR, die die Sommerrodelbahn betreibt, auf Nachfrage. In den kommenden Tagen soll mittels der Kameraaufzeichnungen der Bahn geklärt werden, ob das Mädchen durch eigenes Verschulden verletzt worden ist, oder ob es an der Anlage gelegen hat.

Zwei Bänder - einmal 20 und 5 Meter vor dem Ziel - weisen daraufhin, dass man bremsen sollte.
Zwei Bereiche mit Bändern – rund 20 und zehn Meter vor dem Ziel – weisen darauf hin, dass man bremsen sollte.

„Wenn das der Fall ist, müssen wir natürlich nachbessern“, so Reisberger, der sich nach eigenen Angaben bis Freitagabend in Österreich aufgehalten habe und von dem „Zwischenfall“, wie er es nennt, erst am Freitag erfahren habe.

Familie soll nach dem Vorfall weiter gerodelt sein

Laut Reisberger sei der Vorfall nicht sofort seinem Betriebsleiter gemeldet worden. „Er hat mir erzählt, dass nach dem Zwischenfall alles in Ordnung gewesen sei. Die Familie sei noch weiter gefahren und dann gegangen“, erklärt er. Erst am Freitag habe er davon erfahren, dass das Mädchen bei der Fahrt verletzt worden sein soll.

Näheres wird nun die Auswertung des Videomaterials ergeben. „Jeder Vorfall wird gemeldet“, sagt Reisberger. Die Anlage sei vom TÜV geprüft und abgenommen. Und auch die Plastikbänder seien vorgeschrieben, damit die Rodler nicht zu schnell ins Ziel einfahren. „Wir haben 100.000 Fahrten im Jahr. Noch nie ist etwas passiert“, versichert er. Sollte sich ergeben, dass die Bänder tatsächlich eine Gefahr seien, werde man das selbstverständlich anpassen.

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