Alle zwei Jahre lädt die Max-Planck-Gesellschaft die Öffentlichkeit zum Tag der Offenen Tür auf das Schloss Ringberg ein, das auf halber Höhe des Ringberges im Kreuther Ortsteil Oberhof liegt. Mehr als 2.500 Besucher kamen am gestrigen Sonntag und viele zeigten sich beeindruckt über die Räumlichkeiten und Burganlagen.
Besonders die imposante Lage hoch über dem Tegernsee mit den Ausblicken ließ die Besucher erstaunen. Das Programm zeigte vielfältige Seiten: Turmbläser, historische Tänze, klassische Konzerte und Blasmusik wurde geboten. Die musikalische Umrahmung übernehmen seit jeher die Schüler und Lehrer der Musikschule Tegernseer Tal.
Vom Herzogs-Schloß zur Begegnungsstätte für die Wissenschaft
Aber auch wissenschaftliche Vorträge in den Räumen der Tagungsstätte boten
interessante Einsichten. „Was ist Leben? Neue Erkenntnisse aus der Synthetischen Biologie“, „Quanteninternet“ oder „Galaxienhaufen als Gravitationslinsen“ – wer sich auf diese Themen einließ, wurde offenbar nicht enttäuscht. Der Hörsaal war gut gefüllt mit Interessenten.
Seit 1973 wurde das Schloss Eigentum der Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Nach einer Erprobungsphase dient es nunmehr seit 1983 als Tagungsstätte. Nach den Vorstellungen seines Bauherrn, Herzog Luitpold Emanuel in Bayern, sollte es eigentlich so etwas wie ein neuer Stammsitz der Wittelsbacher werden – eine Art baulicher Mittelpunkt für die in Bayern 800 Jahre lang ununterbrochen regierende Familien-Dynastie.
Doch nachdem der Herzog kinderlos geblieben war, hatte er sich Mitte der 1960er-Jahre entschieden, das Schloss der MPG zu schenken, mit der Auflage, es zur Förderung der Wissenschaft zu nutzen. Nach einer langen Bauphase, zeigt es sich heute mit einem ausgebauten zweiten Stockwerk als geräumige Unterbringungsmöglichkeit für zahlreiche internationale und nationale Forscher.
Heute finden pro Jahr mehr als 70 Veranstaltungen statt. Dabei ist das Schloss ausschließlich der MPG vorbehalten. Nahezu alle Veranstaltungen sind wissenschaftlichen Themen gewidmet. Mehr als 7.500 Übernachtungen kommen dabei pro Jahr zusammen.
Der Herzog und sein Hauskünstler
Beim Besuch wunderte sich so mancher Besucher über die außergewöhnliche Architektur und die künstlerische Ausgestaltung des Schlosses, mit einer Mischung der verschiedensten Stilarten. Über viele Jahrzehnte erstreckte sich die Bautätigkeit.
Sowohl für die architektonische Gestaltung, als auch mit der Innenausstattung hatte der Herzog den Maler Friedrich Attenhuber beauftragt. Der Künstler hatte zunächst als dessen Malereilehrer gewirkt, begleitete ihn auch auf Reisen und wurde schließlich Hausarchitekt und Hausmaler für Luitpold Emanuels ambitioniertes Bauprojekt Schloß Ringberg.
Ab 1922 bis zu seinem Tod lebte Attenhuber auf Ringberg und war exklusiv an das Projekt gebunden. War es ursprünglich einmal als kleines Jagdschlößchen geplant, so nahm die Anlage immer mehr burgähnlichen Charakter an mit Bergfried, Türmen und zinnenbewehrten Mauern. Später wurden weitere Nebengebäude errichtet wie etwa eine Reithalle, ein Wasserturm, eine Kegelbahn, ein Eiskeller oder ein Kinosaal.
Ein Tag zum Staunen
Von Attenhuber stammen auch zahlreiche Gemälde, die heute noch Gänge und Räume des Schlosses schmücken. Im Treppenhaus etwa hängt ein Gemälde Attenhubers, das Herzog Luitpold und seinen Bruder zeigt. Der Hauskünstler entwarf auch die gesamte Inneneinrichtung von den Möbeln und Bodenbelägen bis zu den Lampen und Aschenbechern. Am 17. Dezember 1947 starb er tragisch, nach einem Sturz vom Schloss.
Als dann auch der Herzog 1973 im Alter von 82 Jahren starb, war die Verwirklichung seiner romantischen Bauideen noch nicht abgeschlossen. Erst unter den Händen der Max-Planck-Gesellschaft gelang in mehreren Bauabschnitten die Umwandlung des Denkmals zur modernen Tagungsstätte. Besonders der Bau eines Vortragssaales sowie die Errichtung einer ausreichenden Anzahl an Gästezimmern waren unerlässlich.
Am Tag der Offenen Tür träumten besonders die Kinder zahlreicher Besucher davon, einmal Prinz oder Prinzessin auf Schloß Ringberg zu sein. Nachdem die einen das Schloß per halbstündigem Fußmarsch erreicht hatten, nahmen viele den Komfort des extra eingerichteten Bus-Shuttle-Service in Anspruch, um das auf 900 Meter gelegene Bauwerk zu bestaunen.
Hier unsere Fotostrecke vom Schloß Ringberg:
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