Die Gemeinde Raubling im Landkreis Rosenheim und die Stadt Tegernsee haben eines gemeinsam: Eine Landkreisturnhalle, in der das Landratsamt Unterkunft für bis zu 200 Asylbewerber schafft, beziehungsweise schaffen wird. Seit fast eineinhalb Monaten sind die Menschen in der Raublinger Halle untergebracht.
“Wir hatten das Glück, dass wir die Halle schon vorher einmal für eine kürzere Periode mit Flüchtlingen belegt hatten”, sagt der Raublinger Geschäftsleiter Stefan Landprecht. Bereits damals habe sich ein Helferkreis mit rund 50 Ehrenamtlichen gebildet. Die meisten von ihnen engagierten sich auch jetzt wieder, um den Flüchtlingen das Leben in der Turnhalle so leicht wie möglich zu machen.
Helfer entlasten Landkreis und stehen vor Herausforderung
Die Gemeindeverwaltung ist dankbar dafür. Stefan Landprecht sagt: “Die nehmen enorm viel Druck ab.” Konkret organisiert der Helferkreis Deutschkurse und Beschäftigungen. Vereine helfen und bieten Sportmöglichkeiten an, damit keine Langeweile entsteht. Jetzt hat die Gemeinde sogar die ersten Asylbewerber in Ein-Euro-Jobs beschäftigt.
Auch in Tegernsee ist man dankbar über die Unterstützung des Helferkreises. Etwa 20 Ehrenamtliche kümmerten sich um die ersten 36 Flüchtlinge. Eva Nentwich wurde in einer Teilzeitstelle angestellt, die Helfer zu koordinieren. Sie und ihre Helfer sehen sich vor einer großen Herausforderung:
Viele unserer 20 Helfer sind unter der Woche nur eingeschränkt für Arzt- und Behördengänge verfügbar. Im Moment können wir die Termine – bei 36 Personen in der kleinen Turnhalle – gut koordinieren. Bei 200 werden wir das nicht mehr leisten können.
Dass die Aufgabe zu meistern ist, daran hat Stefan Landprecht in Raubling zwar keine Zweifel. Aber: “Ihr braucht deutlich mehr Helfer als 20”, sagt er auf Anfrage. Angesichts des großen Unterschieds in der Einwohnerzahl – Raubling 11.200, Tegernsee 3.600 – könnte das schwierig werden. Neue Helfer sind immer willkommen. Aber auch die müssen koordiniert werden.
In Raubling kümmert sich der Helferkreis viel darum, die Menschen zu beschäftigen. Doch auch, wenn die Asylbewerber beschäftigt sind, werde die Unterbringung nicht völlig problemfrei ablaufen. Das liegt, laut Landprecht, sowohl an Einwohnern, als auch an einzelnen Asylbewerbern: “Es ist klar, dass es bei einer solchen Unterbringung zu Konflikten kommt”, sagt Landprecht.
Polizeieinsätze sehen spektakulärer aus als sie sind
Feldbett an Feldbett, keine Privatsphäre und viele Menschen auf einem Raum: Da kann es auch nachts mal lauter werden, als es die Anwohner gewohnt sind. Zudem ist die Polizei relativ häufig an der Raublinger Halle zugegen, und dann oft mit mehreren Streifenwagen: “Das sieht krasser aus, als es ist”, sagt Landprecht: 42 Polizeieinsätze habe es in den vergangenen 40 Tagen an der Unterbringung gegeben.
Aber nur zwei oder drei davon seien wirklich etwas Größeres gewesen, so der Geschäftsleiter. “Der Sicherheitsdienst hat keine Handhabe. Deshalb rufen die Mitarbeiter relativ häufig die Polizei.” Diese fährt dann meist mit mehreren Wagen vor, was für die Anwohner meist spektakulär aussieht: “Wenn sie hören, dass sie zu einer Gemeinschaftsunterkunft mit 200 Personen fahren, wissen die ja nicht, was sie erwartet.”
Das hänge vor allem von den Informationen ab, die man bei der Alarmierung zum Einsatz erhält, sagt Jürgen Thalmeier, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern: “Wenn es beispielsweise heißt “Randale” werde man lieber mit mehr Einsatzkräften anfahren. “Wir rennen aber nicht gleich mit der ganzen Meute rein.” Ebenso sei es, wenn es beispielsweise heißt “Massenschlägerei auf dem Tegernseer Seefest.”
Zuerst machen sich die Beamten vor Ort ein Bild der Lage, sprechen mit den Verantwortlichen des Sicherheitsdiensts oder des Helferkreises und finden heraus, ob eine Straftat vorliegt und nehmen die Personalien der Verursacher auf. “Schwere Straftaten wird es da eher nicht geben.” Bei einem der Einsätze in Raubling sei es ein umgeworfener Tisch gewesen, also Sachbeschädigung: Einer der Flüchtlinge sei mit der Unterbringung beziehungsweise der Verpflegung nicht einverstanden gewesen.
Zuversicht auf eine Lösung
Derzeit laufe es in Raubling ruhig ab, wenn auch nicht problemfrei, so Stefan Landprecht. Darauf werde sich die Stadt Tegernsee einstellen müssen. Bis Mitte September sollen die Flüchtlinge aber anderweitig untergebracht werden und die Turhalle wieder für die Schulen und Vereine frei sein. Ähnlich ist es auch für Tegernsee angedacht.
Auch Eva Nentwich ist sich sicher, dass Landkreis und die Stadt Tegernsee eine Lösung für die Betreuung der Asylbewerber finden werden. Bisher sei die Zusammenarbeit mit der Stadt sehr konstruktiv. Wie eine Lösung aussehen könnte: Darüber will sie nicht spekulieren. “Jetzt müssen wir erstmal abwarten”, sagt sie.
SOCIAL MEDIA SEITEN