Christlicher geht es kaum: Weihnachten, das Fest zur Geburt Jesu, steht nicht mehr nur vor der Tür, sondern hat die Schwelle schon übertreten. Auch wenn es für so manchen der einzige „Pflichtbesuch“ des Jahres in der Kirche ist, hat das heilige Fest noch immer eine enorme Bedeutung, gerade im traditionell geprägten Oberbayern. An diesem Abend kommen Familien zusammen, werden Geschenke überreicht, reflektieren Christbaumkugeln glückliche Gesichter.
So zumindest das Ideal. Denn 2015 war mal wieder ein äußerst schwieriges Jahr, sowohl international betrachtet als auch im Kleinen, Lokalen. Sogar der Schnee fehlt! Umso lohnender ist der Blick auf das, was die christlichen Kirchen ihren Gläubigen heuer auf den Weg geben wollen. Für Pfarrer Gottfried Doll vom katholischen Pfarrverband Holzkirchen steht besonders ein biblisches Gleichnis im Mittelpunkt: Die verzweifelte Herbergssuche zweier fast mittelloser Juden vor gut 2.000 Jahren. Doll erklärt:
Die Suche nach Unterkunft ist in diesem Jahr ein großes Thema. Eine große Zahl von Menschen steht vor unserer Tür. Aber auch die Hilfsbereitschaft der Bürger ist sehr groß.
Die Weihnachtsgeschichte sei „nicht nur eine schöne Geschichte in der Bibel“, so der Pfarrer, der in Holzkirchen und Warngau aktiv ist. In seiner Weihnachtspredigt werde es deshalb vor allem darum gehen, sich in Andere hineinzuversetzen, den Blickwinkel zu ändern. So wie es Gott durch seine Menschwerdung auch getan habe. Um die Geburt des Christkinds geht es schließlich in diesen Tagen, auch wenn der weihnachtliche Kommerz es manchmal vergessen lässt.
An Werte wie Nächstenliebe und Toleranz, viel gepredigt und leider doch auf dem Prüfstand, soll erinnert werden. Das findet auch Pfarrer Martin Weber von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Tegernsee, Rottach-Egern und Kreuth. Weber wendet sich mit einem Schreiben an seine Gemeinde – darin heißt es:
Es geht nicht um Politik, nicht um die Frage, ob das alles richtig ist, oder anders gemacht werden sollte. Das steht auf einem anderen Papier. Hier geht es letztlich nur um unsere Herzlichkeit, die ihnen über die temporäre Zuwendung und Anteilnahme hinaus Geborgenheit und eine neue Heimat schenkt. – Einen rettenden Ring herzlicher Wärme.
Deutliche Worte wie diese schaden wohl auch in der ruhigen, besinnlichen Weihnachtszeit nicht. Vor allem, um daran zu erinnern, wofür das Christentum wirklich steht und wofür nicht. In diesem Sinne wünschen die Stimmen aus Holzkirchen und Tegernsee allen Lesern ein frohes Fest!
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