BOB zieht Konsequenzen aus Radl-Chaos

Radler in der BOB – ein kritisches Thema. Immer wieder kommt es zu Spannungen zwischen Fahrgästen, bisweilen eskaliert die Situation und die Polizei rückt an. Um das zu ändern, hat die BOB aufgerüstet und zeigt, wie es richtig geht.

So sollte man es nicht machen: Viele Fahrräder ungesichert und mit Gepäck kreuz- und quer stellen. /Quelle: Laura Lorefice
So sollte man es nicht machen: Viele Fahrräder ungesichert und mit Gepäck kreuz- und quer stellen. (Bild: Laura Lorefice)

Wolkenloser Himmel, Sonne satt und warme Temperaturen – die perfekten Vorraussetzungen für eine schöne Radtour. Vor allem der Landkreis Miesbach bietet dazu viele Möglichkeiten und Touren. Wenn da nicht zuerst die Fahrt mit der BOB zu überstehen wäre.

Viele Radler mit Fahrrädern auf beengtem Raum in einem voll besetzten Zug, genervte Fahrgäste, kaum Platz zum Stehen oder Sitzen, versperrte Durchgangswege und schimpfende Lokführer. Das passiert immer wieder, vor allem am Wochenende und bei schönem Wetter.

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Megatrend Radfahren übersteigt Kapazitäten

“80.000 Fahrradfahrer transportieren wir jährlich mit den BOB-Zügen und es werden mehr”, so Christopher Raabe, Unternehmenssprecher der Bayerischen Oberlandbahn. Den Trend können auch die Mitglieder des ADFC bestätigen. Das liege vor allem auch an den E-Bikes, weiß Karl-Peter Heim vom Landesarbeitskreis für Fahrrad und öffentlichen Verkehr. Auch Ungeübte können so mal schnell auf den Berg radeln.

“Die Leute fahren vermehrt Fahrrad, aber es sind zu wenig Kapazitäten da”, so Heim. Genau da möchte die BOB nun ansetzten und suchte bereits vor Beginn der kommenden Sommerzeit nach Lösungen. Anna Graser, Leitung für Marketing, Kommunikation und Fahrgastinformation bei der BOB erklärt:

Die BOB suchte bewusst den Kontakt zum ADFC. Sie kennen die Ansprüche der Radler und können uns wertvollen Input geben, sodass wir in der Umsetzung besser werden.

Auch viele Fahrgäste seien auf das BOB-Personal zugekommen und haben nach Lösungen gefragt, so Raabe. Zusammen mit dem ADFC und den Fahrgästen habe man dann neue Lösungen erarbeitet. Nun sollen neue Symbole den Bodenbereich für Fahrräder in den Zügen besser sichtbar markieren. Seit letzter Woche sind alle BOB-Züge mit den neuen Hinweisen ausgestattet.

Doch das war nicht alles: Um dem Chaos mit den Drahteseln entgegenzuwirken hat die BOB sogenannte “Vorteils-Partner” an Land gezogen. Dabei kooperiert die Bayerische Oberlandbahn mit zahlreichen Tourismus- und Freizeiteinrichtungen aus der Region. So zum Beispiel auch mit dem Fahrradverleih TOP ON Mountain in Bayrischzell. Der Fahrradverleih liegt direkt am Bahnhof und mit einem BOB-Ticket bekommt man dort Rabatte auf ausgeliehene Fahrräder.

So können Fahrgäste ohne Radl anreisen und trotzdem eine schöne Fahrrad-Tour genießen. “Sie sehen, wir versuchen kreativ zu sein, um Lösungen zu finden”, weist Graser hin. Generell sei die Anzahl der erlaubten Fahrräder in der BOB nicht begrenzt, fügt Raabe hinzu, wichtig sei allerdings, dass alle Flucht- und Rettungswege frei bleiben. “Da müssen wir auch hart bleiben”, bekräftigt Raabe.

So geht es richtig: 1. Fahrrad in den markierten Bereich abstellen. 2. Absichern. 3. Gepäck abnehmen. /Quelle: Laura Lorefice
So geht es richtig: (v.l.n.r.) Fahrrad in den markierten Bereich abstellen, absichern und Gepäck abnehmen. (Bild: Laura Lorefice)

Ein weiterer Ansatz Lösungen zu schaffen, war die Informationsveranstaltung von BOB und ADFC heute Vormittag in Tegernsee. Mitglieder des ADFC demonstrierten die richtige Fahrrad-Mitnahme im Zug. Darauf sollte man achten:

  • Fahrgäste mit Rädern sollten nicht alle gleichzeitig einsteigen
  • Fahrräder schräg in den dafür markierten Bereich stellen. So passen mehr Fahrräder in den Zug.
  • Fahrräder gegenseitig aufstellen: Ein Fahrrad nach vorne gerichtet, das andere nach hinten, so kann Platz gespart werden und Reibungen an den Fahrrädern vermieden werden
  • Die Fahrräder mit einem Gurt sichern
  • Nach Absicherung der Fahrräder die Packtaschen und Fahrradkörbe abnehmen

Zudem weist Frank Wesse, Landesbeauftragter des ADFC darauf hin, dass auch die Klappsitze hinter dem markierten Fahrradbereich für Fahrräder gedacht sind. “Das ist immer wieder ein Problem. Fahrgäste wollen nicht aufstehen, obwohl der Platz unter anderen für Fahrräder vorgesehen ist. An erster Stelle stehen die Rollstuhlfahrer, denen dieser Platz zusteht, dann Kinderwägen und zuletzt die Fahrräder”, so Wesse.

Ein Thema mit Brisanz: Sogar der Bayerische Rundfunk filmte die heutige Aktion des ADFC und der BOB vor Ort.
Brisantes Thema: Sogar der Bayerische Rundfunk filmte die heutige Aktion des ADFC und der BOB vor Ort.

Kleine Piktogramme an den Klappsitzen erinnern jetzt daran, dass Fahrgäste aufstehen müssen, sobald der Platz für Fahrräder gebraucht wird. “Das Fahrrad-Chaos in den Zügen ist ein vielschichtiges Problem. Viele Empfindlichkeiten, verschiedene Interessen und Launen treffen da aufeinander. Viele Radlfahrer quetschen sich oft schon schlecht gelaunt in die volle BOB ohne Rücksicht auf Verluste. Hauptsache sie sind drin. Dem wollen wir entgegenwirken” betont Heim und möchte durch die Aktion mit der BOB auch für mehr Verständnis in der Bevölkerung sorgen.

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