Flut 2013: Die plötzliche Katastrophe

Regen war vorhergesagt. Doch es kam schlimmer als befürchtet. Am ersten Juni-Wochenende 2013 traf das Tegernseer Tal ein Jahrhunderthochwasser. In vier Tagen regnete es so viel wie normal in zwei Monaten. Der Pegel des Sees erreichte neue Höchststände. Angesichts der aktuellen Wetterlage erinnern sich viele an die Zeit vor genau drei Jahren.

Der Seesteg mit dem Seehaus im Hintergrund am 3. Juni 2013.
Der Seesteg mit dem Seehaus im Hintergrund am 3. Juni 2013.

Die heftigen Unwetter Anfang Juni waren zwar angekündigt. Doch mit einem Jahrhunderthochwasser hatte niemand gerechnet: Rund 250 Liter Wasser pro Quadratmeter regnete es an vier Tagen direkt am Tegernsee. In den Kreuther Bergen fielen pro Quadratmeter sogar 380 Liter Regen. So viel wie sonst in zwei Monaten.

Infolge dessen schwoll der Tegernsee immer weiter an, trat über die Ufer und sorgte für schwere Schäden. Das Wasser überschwemmte die Straße zwischen Tegernsee und Rottach und die B307 zwischen Gmund und Tegernsee. An den Schulen fiel der Unterricht aus, weil man sie nicht mehr erreichen konnte. In Teilen von Bad Wiessee, Tegernsee und Rottach-Egern wurde der Strom abgestellt, weil befürchtet wurde, dass das Wasser die Trafostationen überfluten könnte.

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Vorsorgemaßnahmen halfen wenig. Zwar hatten Anwohner rund um den See bereits in den Tagen zuvor Sandsäcke geschichtet, um das Wasser aufzuhalten. Dass es so schlimm kommen würde, hatten sie aber nicht erwartet: Am Nachmittag des 2. Juni 2013 stellte das Landratsamt Miesbach den Katastrophenfall fest. Kurz danach überschritt der Pegel die historische Marke von 727,15 Metern über Normalnull aus dem Jahr 1999. Und das Wasser stieg weiter.

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Erst am Morgen des 3. Juni hielt der Pegel bei 727,53 Metern an. 38 Zentimeter höher als 1999. Die Stadt Tegernsee war über Straßen nicht mehr erreichbar. Nur die BOB fuhr. Ein paar Stunden darauf die gute Nachricht: Das Wasser geht zurück. Es hinterließ viele Schäden, die im Nachgang auf 2,4 Millionen Euro geschätzt wurden. Davon rund 300.000 Euro bei Einrichtungen der Tal-Gemeinden.

Große Hilfsbereitschaft

Gleichzeitig sorgte die Flut aber auch für eine Welle der Hilfsbereitschaft. Im gesamten Landkreis Miesbach waren am 2. Juni 600 Feuerwehrleute, 49 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks, 45 Retter des Bayerischen Roten Kreuzes und dutzende Polizeibeamte im Einsatz. Sie pumpten Keller aus, sicherten Straßen, Dämme und Rückhaltebecken wie das in Festenbach, das glücklicherweise standhielt. Die Landesregierung stellte Sofortgelder für Betroffene zur Verfügung, um einen Teil der Schäden beseitigen zu können.

Über Facebook und per E-Mail boten Bürger ihre Hilfe an. Geldsammel– und Spendenaktionen wurden gestartet, um den Betroffenen zu helfen, denen zum Teil ein großer Teil ihrer Habe den Wassermassen zum Opfer gefallen war.

Kontroversen, Unverständnis, Misstrauen

Angesichts der teilweise schweren Schäden erhielt die Debatte um den Hochwasserschutz am Tegernsee neuen Schwung. Denn die seit 2001 angelaufenen Maßnahmen der Gemeinden waren zum Zeitpunkt des Juni-Hochwassers nicht fertiggestellt. Und sind es auch heute noch nicht.

Denn so gut die Maßnahmen auf dem Papier und aus den Amtsstuben der Behörden klingen, so sehr sorgen sie auch für Kontroversen, Unverständnis und Misstrauen bei den Bürgern. Besonders beim Schuhmacher-Wehr brach in der Vergangenheit immer wieder Streit zwischen beiden Seiten aus. Man wolle den Tegernsee künstlich aufstauen, um Fluten im Unterlauf zu verhindern, wurde vermutet. Erst jetzt – nach mehreren Jahren – hat man sich gefühlt soweit angenährt, dass ein Baubeginn im Jahr 2020 und eine Fertigstellung des neuen Wehrs am Abfluss des Tegernsees bis 2024 möglich erscheint.

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Dabei wird nicht nur an die Gmunder gedacht. Auch die Anlieger an der Rottach sollen künftig besser geschützt werden. Bis Oktober noch wird an der Befestigung des Damms gearbeitet. Später soll dann an der Stelle ein Hochwasser-Deich entstehen. Doch auch dort gibt es Unmut. Für Ärger sorgte in letzter Zeit unter anderem das massive Fällen der Bäume am Damm.

Dafür sind die Anwesen direkt hinter dem Rottacher Damm nach Abschluss der Arbeiten erst mal vor Flutwasser geschützt. Denn ob 2013 für längere Zeit das höchste Hochwasser im Tal war, ist nicht gesagt. Im Gegenteil: mit dem Klimawandel werden auch in Zukunft mehr Unwetter wie vor drei Jahren erwartet. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann die nächste große Flut ansteht – und dann mit möglicherweise noch höheren Pegelständen.

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