Die “Verrückte” mit den Schlangen

Bei Verena Ehmann in der Wohnung tummeln sich Reptilien in artgerechter Haltung. Warum sie so fasziniert ist von den beeindruckenden Lebewesen und warum die Tiere erst nach Prüfung in einen Haushalt sollten, erklärt die Waakirchnerin bei sich zu Hause.

Repilien Mutti Web 1

Bereits als Kind hat Verena Ehmann alles mit nach Hause geschleift, was viele Menschen als eher eklig empfinden. Dabei waren Frösche, Weberknechte, Blindschleichen, Kröten… „Weberknechte habe ich immer von den Hauswänden abgepfriemelt und wollte sie in meine Puppenküche ins Bettchen legen.“ Vor zwanzig Jahren hat sich dann die 61-Jährige ihre erste Schlange zugelegt.

Ich habe mir eine Madagasgar Boa gekauft, die Faszination hat mich seit dem nicht mehr losgelassen. Meine zweite Schlange war dann schon eine Königs Python.

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Ehmann war es schnell bewusst, dass sie sich Wissen aneignen wollte, um ihre Tiere artgerecht zu halten. Deswegen hat sie auch eine sogenannte Sachkundenprüfung nach dem Tierschutzgesetz abgelegt, um bestmöglich informiert zu sein. Wer die Prüfung besteht, dürfe laut Ehmann Züchten, Verkaufen und auch einen Zoo eröffnen. „Ich hatte vieles an Theorie zu erlernen, das Thema ist sehr komplex.“

Zu dem Gebiet gehört der Gesundheitscheck der Tiere, die Erstdiagnose, Krankheiten erkennen, das gesamte Handling, die Fortpflanzung und die Parameter für die Terrarien.

Wie alles begann…

“Vielen Reptilien, wie Schlangen oder Spinnen, kann man auch in Privathand vorzügliche Lebensbedingungen bieten. Jedenfalls dann, wenn für ein ausreichend großes Terrarium und die nötige Sachkenntnis gesorgt sind.” Das sagt Ehmann zwar, erklärt aber auch, wie oft unschön mit Reptilien umgegangen wird. Vor allem die Erfahrungen als Mitarbeiterin im Tierheim hätten sie erschüttert.

Die Leute kaufen sich eine Schlange für 30 Euro. Wenn das Tier dann krank wird und auf der Tierarzt-Rechnung 120 Euro steht, sind diese nicht bereit, das Geld auszugeben. Das Tier wird einfach wie Ramschware ersetzt.

Die Blondine hatte Mitleid mit den Reptilien. Gerade die Tiere, die Makel hatten, nahm Ehmann aus dem Tierheim mit zu sich nach Hause. Tiere, die klinisch in Ordnung waren, vom Aussehen, Charakter oder Handling aber nicht als vermittelbar galten. So entstand ihr kleiner Waakirchner Gnadenhof für „ausgemusterte“ Tiere.

Schlange "Adriano" wird gefüttert
Schlange “Adriano” wird gefüttert

Auch bei bissigen Tieren hatte sich Ehmann auf der Auffangstation die Zeit genommen, um mit den Tieren zu „sprechen“, bis sie Vertrauen gefasst haben. „Auch wenn eine Schlange keine Ohren hat, nimmt Sie dennoch die Schallwellen der Stimme wahr. Wenn eine Natter auf dem Boden liegt, nimmt Sie ja auch eine Maus wahr, die viele Meter entfernt rennt. Was die Schlange von der menschlichen Stimme vermutlich mitbekommt ist die Sinuswelle des Schalles.“

Wenn die Stimme immer gleichbleibend auf und absteigt und die Schlange merkt, dass in dieser Zeit keine Gefahr lauert, fasst sie auf diese Weise langsam Vertrauen zum Halter.

Eine Schlange namens Herbert

So gab Ehmann ihren Schützlingen nach und nach Namen. Herbert oder Herr Schröder oder Fridolin oder Laluna. Für Reptilien eher ungewöhnliche Namen. Dabei fingen die Ärzte in der Auffangstation nach und nach an zu tuscheln: „Sitzt wieder die Verrückte da unten und spricht mit den Schlangen?“

Die Ärzte wissen zwar, dass die Schlange nichts hören kann. Aber der Erfolg hat die Schlangenflüsterin bestätigt. „Ich wollte mich dafür einsetzen, dass charakterlich schwierige Reptilien wieder Vertrauen fassen und so vermittelt werden können. Und das habe ich geschafft“

Repilien Mutti Web 3

In der Münchner Auffangstation leben derzeit über 1.000 Tiere, die Hütte ist voll. Das koste alles sehr viel Geld, so Ehmann. Bei ihr selbst leben 14 Tiere, und die sind nicht nur für die Optik da, mit den Tieren “therapiert” die Waakirchnerin auch Menschen.

Meine Spinnen sind alle händelbar und wenn dann Menschen mit Phobien zu mir kommen, versuche ich ihnen zu erklären, das tut nicht weh, die tun dir nichts. Natürlich passiert das alles sehr vorsichtig. Bei manchen dauert es fünf Wochen, bei anderen fünf Monate.

Am Ende kann es auch so laufen, wie bei einer Dame, die mehr oder weniger panisch in Ehmann Wohnung kam und nach wenigen Monaten sich selber 26 Vogelspinnen kaufte. Doch das, so Ehmann schmunzelnd, sei die absolute Ausnahme. Die meisten wollen nur ihre Ängste überwinden. Und das klappe sehr gut.

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