„Wir hatten keine Chance“

Am 9. Oktober entschieden sich die Schlierseer Bürger gegen eine Ansiedlung des Kosmetikunternehmens Sixtus am geplanten Standort in der Seestraße. Sixtus-Geschäftsführerin Petra Reindl nimmt nun dazu Stellung.

Auf der Suche nach einem neuen Standort - das Kosmetikunternehmen Sixtus.
Auf der Suche nach einem neuen Standort – das Kosmetikunternehmen Sixtus.

Seit Ende 2014 ist das Kosmetikunternehmen Sixtus auf der Suche nach einer neuen Heimat. Beim derzeitigen Standort in Hausham läuft der Mietvertrag Ende 2017 aus.

Die geplante Gewerbeansiedlung des in Hausham ansässigen Betriebes sollte am neuen Standort in der Seestraße 30 neue Arbeitsplätze schaffen, das touristische Angebot stärken sowie die Einnahmen der Gemeinde steigern.

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Die Firma Kroha ImmoInvest GmbH & Co.KG trat als hundertprozentiger Investor des Bauvorhabens auf. Der im Landschaftsschutzgebiet geplante Betrieb hätte bei positivem Ausgang des Bürgerentscheids am 9. Oktober an die Sixtus-Werke Schliersee GmbH zunächst verpachtet und nach fünf Jahren von Sixtus gekauft werden sollen.

Bürger entscheiden gegen Sixtus

Letztendlich hatte der Kreistag, der mit deutlicher Mehrheit seine Zustimmung zur Entnahme der Gewerbefläche aus dem Landschaftsschutzgebiet gab, die Entscheidung vom Votum der Schlierseer Bürgerinnen und Bürger abhängig gemacht. Per Bürgerentscheid stimmten die Bürger am 9. Oktober ab.

Im ersten Bürgerentscheid, dem Ratsbegehren, stimmten 1.461 Bürger gegen eine Ansiedlung der Firma Sixtus, 1.410 votierten dafür. Im zweiten Bürgerentscheid, dem Bürgerbegehren, entschieden sich 1.546 Bürger gegen die angedachte Gewerbefläche und damit gegen eine Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet. 1.261 stimmten dagegen.

Für Sixtus-Geschäftsführerin Petra Reindl ein Ergebnis, das durch vorab gestreute Halbwahrheiten über die Firma Sixtus und Polemik zustande kam:

Unsere betriebswirtschaftlichen Zahlen sind beispielsweise im Internet verbreitet worden, es war sogar von Insolvenz die Rede. Man hat beim Finanzamt angerufen und anschließend behauptet, wir würden keine Steuern zahlen.

Dabei hätten die Sixtus-Werke zwei solide Investoren, sagt Reindl. Da wäre zum einen die Philipp Lahm Holding als fünfzigprozentiger Gesellschafter, zum anderen die Kroha Holding GmbH, die ebenfalls mit 50 Prozent an Sixtus beteiligt ist. Diese beiden Gesellschafter finanzieren ihr Unternehmen aus eigenen Mitteln.

Persönliche Angriffe und Unwahrheiten

Warum die Schliersee trotzdem gegen das Bauvorhaben stimmten, habe daran gelegen, so Reindl, dass die Bürger die gestreuten Informationen nicht mehr hätten differenzieren können. „Unser Unternehmen wurde öffentlich zerlegt“, sagt sie. Unter anderem, so erklärt die Sixtus-Chefin, hätte Schliersees Gemeinderat Michael Dürr, der das Bürgerbegehren befürwortet hatte, als Herausgeber der „Schlierseer Zeitung“ die Wahlkampagne negativ beeinflusst. „Teilweise mit Äußerungen, die weit unter die Gürtellinie gingen“, so Reindl.

Dürr weist die Vorwürfe zurück. Gegenüber dem Merkur äußert er: „Wir haben für den Landschaftsschutz gekämpft, nicht gegen Sixtus“. Zusammen mit der Bürgerinitiative „Schliersees Schönheit bewahren“ sprach er sich gegen die geplante Ansiedlung der Firma Sixtus aus. Auf Facebook erklärte die Initiative, dass das Bauvorhaben mit dem Charakter des Landschaftsschutzgebietes nicht vereinbar sei.

Persönliche Angriffe und Unwahrheiten habe es bei der Wahlkampagne von Sixtus dagegen nicht gegeben, sagt Petra Reindl:

Bereits im November 2015 wurden das Thema in der Bürgerversammlung behandelt, im Januar 2016 in der Bauausschuss-Sitzung, später wurde der Kreistag informiert, der unser Bauvorhaben mit deutlicher Mehrheit befürwortete. Für unsere Interessen haben wir stets sachlich geworben und die Fakten auf den Tisch gelegt.

40 Briefe von Schlierseer Bürgern habe sie bekommen, sagt sie, die alle ihr Unverständnis über den Bürgerentscheid ausdrücken, und die vorab geführte „unsachliche“ Debatte kritisieren. Wie es jetzt weitergehen wird, kann Reindl noch nicht sagen. Ihrer Meinung nach „auf jeden Fall positiv“ für Sixtus:

Nächstes Jahr werden wir schwarze Zahlen schreiben.

Man habe viele Anfragen, unter anderem auch von Gemeinden anderer Landkreise. Aber erst stünden noch Gespräche an, und dann schaue man weiter, sagt die Geschäftsführerin. Ziel sei es immer gewesen, den Schlierseer Standort als Reminiszenz an den Gründer zu realisieren, erklärt sie und fügt hinzu: „Sixtus ist für mich ein Stück Heimat.“

Zunächst einmal muss der Kreistag die bereits beschlossene Herausnahme des 4.000 Quadratmeter großen Areals aus dem Landschaftsschutz gemäß Bürgerentscheid rückgängig machen. Ob und welche wirtschaftlichen Konsequenzen der Bürgerentscheid nach sich zieht, wird sich zeigen.

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