Kürzlich hat Damian Zmudzinski an der Weltmeisterschaft im „Trail Running“ in Portugal teilgenommen. Leider ohne nennenswerte Platzierung, denn die 85 Kilometer lange Strecke durch einen Nationalpark hatte es in sich. „Die Wege waren schlecht vorbereitet“, erzählt der 40jährige. „Die waren eher zum Wandern als zum Laufen geeignet.“
Dennoch ist Damian nicht enttäuscht. Für ihn war es ein Versuch an vergangene sportliche Erfolge anzuknüpfen. Vor acht Jahren – nach der erschütternden Diagnose über seine Rheuma-Erkrankung – absolvierte er dem „Comrades Ultra Marathon“ in Südafrika, den „Otter Trail of Africa“ und lief 3600 Kilometer quer durch Europa. Außerdem nahm er an den Berliner und Münchner Marathonläufen teil.
Ein Autounfall veränderte Alles
Dank bester medizinischer Betreuung ging es ihm körperlich gut. Doch dann geschah etwas, das sein gesamtes Leben auf den Kopf stellte: Genau vor einem Jahr war er in einen schweren Autounfall am Tegernsee verwickelt. Sein damals sechsjähriger Sohn und er überlebten schwer verletzt.
Das Trauma des Unfalls verfolgt ihn bis heute. Neben den physischen Verletzungen an Wirbelsäule, Kopf und Rippen, ist es vor allem die Psyche, die ihm zu schaffen macht. „Nach dem Unfall war an ein regelmäßiges Training nicht mehr zu denken“, sagt er.
Blutwerte werden regelmäßig kontrolliert
Hinzu komme noch die Belastung durch Job und Familie. Ein großes Paket, das Damian zu tragen hat. Aber das Laufen möchte er dennoch nicht aufgeben. Aus medizinischer Sicht sei es sinnvoll, berichtet der studierte Betriebswirtschaftler, der hier am Tegernsee eine Beschäftigung in der Gastronomie gefunden hat. Aber er darf sich nicht überanstrengen.
Alle zwei Wochen muss sich Damian eine Spritze in den Bauch setzen. Welche Substanzen darin enthalten sind, weiß er auch nicht so genau. Aber es ist wichtig, um seine Krankheit unter Kontrolle zu halten. In dreimonatigen Abständen sucht er seinen Arzt in München auf. Dort werden seine Blutwerte kontrolliert und ausgewertet.
Lange Distanzen laufen, wie sie beim Marathon oder Trail Running verlangt werden, kann Damian in seiner jetzigen Verfassung nicht. Aber den Wallberg oder die Neureuth rauf, das geht schon. Für ihn ist das auch eine Kopfsache:
Ich führe einen Kampf mit mir selbst.
So war es auch in Portugal. Dass er sich mit anderen Athleten nicht messen kann, steht für ihn fest. Aber mit sich selbst versucht er es – mit jedem einzelnen Schritt. Denn die Medikamente gegen die Krankheit wirken sich auch auf sein Immunsystem aus. Er sei „immer sehr müde“ und anfällig für Infektionen. Morbus Bechterew zeichnet sich durch Phasen hoher und niedriger Krankheitsaktivität aus. Mal geht es besser, mal schlechter.
Damian Zmudzinski steckt deshalb in einem Dilemma: Er möchte laufen – kann aber nicht so wie er möchte. Zu eng sind die körperlichen, beruflichen und familiären Grenzen. Hat er dennoch einen sportlichen Traum? „Den New York Marathon laufen oder noch einmal nach Südafrika“, sagt er zaghaft. Träume geben Hoffnung und Motivation, das weiß er.
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