Im Mittelalter wurde nicht nur mit Schwertern und Lanzen gekämpft: An Schulen, Universitäten und vor allem in den Klöstern war auch das Gefecht mit Zahlen sehr gefragt. „Die Kenntnis des Zahlenkampfs ist eine Quelle des Vergnügens und ein nützliches und vergnügliches Lehrmittel“, schrieb im späten 12. Jahrhundert der englische Theologe Johannes von Salisbury. Rhytmomachia – der aus dem Griechischen stammende Name des Strategiespiels bedeutet genau das: „Zahlenkampf“. Denn tatsächlich ging es bei diesem Spiel, das im Mittelalter phasenweise sogar populärer war als Schach, um eine Auseinandersetzung mit Zahlen. Es musste viel gerechnet werden, wenn man auf dem Brett mit 8 x 16 Feldern die Figuren des Gegners schlagen und seine eigenen in den vorgeschriebenen Positionen im gegnerischen Feld positionieren wollte.
Als einziges Spiel sogar an Schulen und Universitäten gelehrt
Im Kloster Tegernsee war das Spiel zu dieser Zeit besonders beliebt. Einer der sich als Kenner des Rhytmomachia hervortat, war der vielseitig talentierte Mönch Werinher. Werinher erwarb sich einen weit über die Klostermauern hinausreichenden Ruf als Experte des Zahlenspiels. Als solcher verfasste er auch eine Spielanleitung. „Das Kloster Tegernsee war nicht nur eines der ersten Klöster, wo man sich damit beschäftigte, es war auch eine Art Lehrmeister für andere Klöster“, verrät Hans-Herbert Perlinger, ehemaliger Leiter des Gymnasiums in Tegernsee und Experte in Sachen Rhytmomachia.
Hohes Ansehen genoss der „Zahlenkampf“ vor allem in Intellektuellenkreisen. Als einziges Spiel wurde es sogar in den Lehrplan von Schulen und Universitäten aufgenommen. Denn genau betrachtet ging es bei einem Duell nicht so sehr um den Sieg als vielmehr darum, sich spielerisch mit Arithmetik und Proportionenlehre zu beschäftigen. Bis ins 16. Jahrhundert hinein war Rhytmomachia weithin bekannt, geriet dann aber in Vergessenheit. Die mittelalterlichen Festlichkeiten anlässlich des 1.000-jährigen Jubiläums des Westerhofs sind der ideale Rahmen, die Faszination dieses mittelalterlichen Denkspiels neu zu erleben. Dazu wird es auf dem Festgelände auf der Point direkt neben dem ehemaligen Kloster Vorführungen und Einführungen zu Rhytmomachia geben. Die mittelalterlichen Darbietungen der Künstler und Gaukler bieten die ideale Kulisse. Besucher erwartet eine faszinierende Zeitreise in die Lebenswelt unserer Vorfahren, die nicht nur derb und rustikal war, sondern auch geistreich und kultiviert.
Großes Klosterhoffest für die ganze Familie
1.000 Jahre Geschichte, Tradition und Handwerk – solch einen Anlass gilt es gebührend zu feiern. Vom 25. bis zum 28. Mai wird das Jubiläum des Westerhofs am Tegernsee, des einstigen Klosterhofs der Benediktinermönche, mit einer fantastischen Zeitreise durch die 1.000-jährige Tegernseer Geschichte zelebriert. Schauplatz ist die Point, einer der schönsten Plätze am See. Ende Mai verwandelt sie sich in eine mittelalterliche Zauberwelt, bei der Handwerker traditionelle Künste, Gaukler verblüffende Tricks und Adelsfräulein edle Gewänder präsentieren. Und das ist längst nicht alles: Vier Tage lang wird nicht nur gesungen, musiziert, gekämpft, getanzt und gezaubert, sondern natürlich auch gut gegessen und getrunken. Die Festlichkeiten finden am Donnerstag und Freitag jeweils von 13 Uhr bis 22 Uhr sowie am Samstag von 11 Uhr bis 24 Uhr und am Sonntag von 11 Uhr bis 19 Uhr statt.
Mehr Informationen zum mittelalterlichen Strategiespiel sowie rund um das große Klosterhoffest gibt es unter 1000jahreklosterhof.de.
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