Der abgesperrte VIP-Bereich auf dem Poloturnierplatz, kurz hinter dem „Pferdedorf“ Thann, versprüht mondäne Eleganz. Das übrige Gelände erinnert an ein kleines Volksfest. Hüpfburg, Ponyreiten und Kinderschminken sollen auch ganz „normales“ Publikum anlocken, wie Event-Managerin Melanie Boost betonte im vergangenen Jahr:
Wir wollen weg von diesem elitären Image des Polo-Sports.
Boost ist für die Firma „Pegasus Event Marketing“ tätig, dem Veranstalter der German Polo Tour 2016. Worum es beim Polo geht, das erklärt die Marketing-Frau: zwei Teams mit jeweils vier Spielern treten zu Pferde gegeneinander an. Ziel des Spiels sei es, einen Ball mit einem Holzschläger vom Pferderücken aus ins gegnerische Tor zu schlagen. Gar nicht so einfach, wenn es im rasenden Galopp über ein, in der Regel 274 mal 183 Meter, großes Spielfeld geht.
„Gespielt wird in so genannten „Chukkas“. Das sind vier Spielabschnitte eines Spiels, die jeweils rund sieben Minuten dauern“, versucht Melanie Boost die recht kompliziert klingenden Regeln zusammenzufassen.
Wechsel der Spielrichtung nach jedem Tor
Wie beim Fußball gibt es zwei Schiedsrichter, die mitreiten und einen Oberschiedsrichter, der in der Mitte am Spielfeldrand seinen Platz hat. Nach Beendigung eines „Chukka“ ertönt eine Glocke. Danach kann es aber noch in die Verlängerung gehen. Nach jedem Tor – beim Polo besteht das Tor aus zwei Holzpfosten, die bei Berührung nachgeben – wird die Spielrichtung gewechselt.
„Das macht man, damit keine Mannschaft durch tiefen Sonnenstand oder etwaige Unebenheiten im Gelände benachteiligt wird“, weiß Melanie Boost. Nach jedem Tor stellen sich alle Spieler in der Spielfeldmitte zum „line up“ auf. Mit dem „throw in“ erfolgt dann wieder der Einwurf des Balles. Gewinner ist die Mannschaft mit den meisten Toren.
Handicaps wie beim Golf
Ähnlich wie beim Golf gehen die Spieler mit unterschiedlichen Handicaps an den Start. Das niedrigste Handicap liegt bei -2, das höchste bei +10. Das Handicap eines Spielers errechnet sich aus seinen bisherigen Leistungen. Das Mannschaftshandicap richtet sich nach der Summe der Handicaps der einzelnen Reiter. Beim „High Goal Polo“, der höchsten Spielklasse, liegt das Manschaftshandicap beispielsweise bei +8.
Trotz der vermeintlichen Härte dieses Sports gilt: das Wohl der Pferde steht an erster Stelle. Die robusten Polo-Ponys werden nach dem jedem „Chukka“ gewechselt. Schon aus diesem Grund besitzen professionelle Polo-Spieler mehrere Tiere, mit denen sie mitunter um den ganzen Globus reisen. Dazu bedarf es entsprechender finanzieller Mittel und Sponsoren. Schon aus diesem Grund bleibt der Polo-Sport wohl auch zukünftig eher wohlhabenderen Personen vorbehalten.
Dabei ist Polo vor allem eine internationale Angelegenheit. „Viele Argentinier üben diesen Sport aus“, berichtet Boost. Doch auch Deutsche sind dabei. Ein prominenter Polo-Spieler ist beispielsweise der Schauspieler Heino Ferch. „Ich spiele seit 14 Jahren“, erzählt er im kurzen Gespräch mit der Holzkirchner Stimme. Seit fünf Jahren ziemlich erfolgreich im Team „Landrover“.
Ferch kommt gern nach Thann auf den Poloplatz, wie er betont: „Die Nähe zu München ist fantastisch und die Sicht auf die Berge natürlich einzigartig“. Der Schauspieler ist mit Leib und Seele Polo-Athlet:
Das faszinierende am Polo ist die Tatsache, dass man zugleich Pferde- und Ballsport ausübt. Das gilt auch für das Team. Die Spieler bilden ein Team genauso wie meine Pferde und ich.
Spass mache das ganze natürlich vor allem, wenn man auch Erfolg hat. Heino Ferch ging in diesem Jahr als „Deutscher Meister“ vom Thanner Poloplatz.
Aktuell finden in Thann keine Turniere statt. Grund ist der Verdacht, mehrere Pferde könnten an einer tödlichen Seuche erkrankt sein. Noch bis Mitte September stehen die Pferde dort unter Quaratäne. Dann sollte es endlich Gewissheit geben.
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