Vorsicht vor Zecken!

Chefarzt Prof. Thomas Wessinghage zu den Gefahren und Folgen von Zeckenbissen sowie dem Schutz vor Infektionen.

Zecken treten besonders im Frühsommer auf und übertragen zwei Krankheiten: die FSME (Früh-Sommer- Meningo-Enzephalitis) und die Lyme-Borreliose. Vor allem Personen, die viel in der Natur unterwegs sind, sollten sich schützen, da die Bisse der kleinen Blutsauger sogar lebensgefährlich sein können:

1. FSME (Früh-Sommer- Meningo-Enzephalitis)

Es ist Frühsommer, wir spüren es und freuen uns. Wir liegen auf Wiesen, wandern durch Wälder und auf Berge. Das ist gesund und macht riesigen Spaß. Aber genau hier lauert eine oft unterschätzte Gefahr: die durch Zecken ausgelöste Frühsommer-Hirnhautentzündung (FSME). Ihre in Deutschland jährlich erfasste Zahl nimmt nicht ab.

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Besonders gefährdet sind Freiluftsportler, die in Parks und Wäldern unterwegs sind: Jogger, Wanderer, Nordic Walker, aber auch Spaziergänger, (Sonnen-) Badende und Golfer. Die Risikogebiete liegen in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen. Die Zecken scheinen sich ganz nebenbei auch immer weiter nach Norden auszubreiten. Das jedenfalls sind die Erkenntnisse des Robert Koch-Instituts in Berlin.

Vorbeugung ist der beste Schutz
Die erste Schutzmaßnahme ist die Kleidung. Langärmelige, geschlossene Kleidung verhindert, dass sich die Zecke, die beim Vorbeigehen von einem Ast oder Blatt abgestreift wird, sofort auf der Haut festsetzen kann.
Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper immer gründlich untersucht werden, um eine Zecke entdecken und sie schnellstmöglich entfernen zu können. Falls man eine Zecke am Körper findet, sollte man versuchen, diese mit einer Zeckenzange zu entfernen oder das vom Arzt machen lassen. Dann gibt es noch die Schnell- Immunisierung, also eine Impfung "hinterher", wenn die Zecke gebissen hat und man keine Vorsorge-Impfung absolviert hat. Bei der Schnell-Immunisierung erhält man eine Impfung am Tag des Stichs, eine weitere nach sieben Tagen und eine dritte nach drei Wochen. Diese Hinterher-Impfung hilft aber nur gegen eine aktuelle Infektion – jedoch nicht für die Zukunft.

Bayern und seine südlichen und östlichen Nachbarn sind besonders betroffen
Die eigentliche Hauptschutzmaßnahme jedoch ist die Impfung. Ein Teil der Zecken ist mit dem FSME-Virus infiziert, der eine Hirninfektion auslöst. Wenn eine Zecke einen Menschen sticht, kann es bei 10 bis 20{0df041b544200f98e0403f5bfaff217e8ddb0fa5a49c3e35acc6e6a32ff09f63} der Gestochenen zu einer Erkrankung kommen. Und 1 bis 2{0df041b544200f98e0403f5bfaff217e8ddb0fa5a49c3e35acc6e6a32ff09f63} der Erkrankten können daran sogar sterben. Das gilt vor allem für Menschen, die sich oft und lange im Wald aufhalten und zudem in einem Endemie-Gebiet wohnen. Also in einer Gegend, in der immer wieder Zecken- Infektionen auftauchen. In Deutschland sind das vor allem die südlichen und östlichen Regionen, dann die Nachbarländer Polen, Österreich, Ungarn, Slowenien und Russland. Aufgrund der Klimaveränderungen muss man aber mit einer weiteren Ausbreitung auch in Richtung West- und Norddeutschland rechnen. In Apotheken sind spezielle „Zecken-Landkarten" erhältlich. Die Vorsorge-Impfung besteht aus zwei Impfungen im Abstand von je einem Monat, neun Monate später erfolgt die dritte Impfung. Erst danach ist der Impfschutz vollständig. Die beiden ersten Impfungen bieten eine Teilimmunität. Die Impfung bietet einen Vollschutz für 1½ Jahre, dann sollte sie einmal jährlich aufgefrischt werden.

2. Lyme-Borreliose

Viel häufiger noch ist eine andere, ebenfalls durch Zecken übertragene, hartnäckige und schmerzhafte Infektion: die Lyme-Borreliose. Borrelien sind Erreger, die im Speichelsaft der Zecken leben und mit dem Biss in unseren Körper gelangen. In Bayern kommt es jährlich zu 15.000-30.000 Borrelieninfektionen, vor allem in den südlichen und östlichen Grenzgebieten. Bei einer in den 80er Jahren durchgeführten Untersuchung waren etwa 30{0df041b544200f98e0403f5bfaff217e8ddb0fa5a49c3e35acc6e6a32ff09f63} der im Englischen Garten und den Isar-Auen in München gefundenen Zecken von Borrelien befallen. Borrelien sorgen anfangs meist für eine lokale Gelenkentzündung mit (wandernder) Hautrötung, typischerweise ist nur ein einzelnes Gelenk betroffen (sog. Monarthritis). Dann kann die Phase des generalisierten Infekts ähnlich einer Grippe folgen, nicht selten verbunden mit neurologischen Symptomen (Nervenentzündung, Hirnhautentzündung). Im Anschluss daran treten oft diffuse Schmerzen, Müdigkeit, Schwäche etc. auf, die in ungünstigen Fällen über Monate und Jahre anhalten können.
Zusammenfassend gilt für beide Infektionen: Vorbeugen ist der beste Schutz. Durch Kleidung, Hautinspektion und rasches Handeln (Entfernen, Arzt), falls eine Zecke sich auf der Haut festgebissen hat.
Prof. Dr. Thomas Wessinghage

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