Das „Derblecken“ ist in Bayern nur allzu bekannt. Doch wer hat’s eigentlich erfunden? Es waren die Mönche vom Paulaner-Orden im Kloster Neudeck ob der Au. In unmittelbarer Nachbarschaft zum heutigen Wirtshaus auf dem Nockherberg.
Seit 1634 haben die Brüder dort die Lizenz zum Bierbrauen. Zur Fastenzeit fiel das Gebräu ein wenig stärker aus, damit sich die Klosterleute mit dem „flüssigem Brot stärken“ konnten. Das brachte geschäftstüchtige Nachfolger im 19. Jahrhundert auf eine interessante Vermarktungsidee: Warum nicht das ganze mit einem Event verbinden: Dem „Derblecken“ der Politik-Oberen? In München feiert die Paulaner-Brauerei seither auf diese Weise den Beginn der Starbiersaison.
Ein Fastenprediger aus Kreuth
Am Tegernsee wollte man dem nicht nachstehen. Auch hier wird ein süffiges Doppelbock gebraut. Und auch hier gibt es fähige Redner fürs „Derblecken“. So einer wie Florian Oberlechner. Daheim in Kreuth kennt ihn ein jeder. Zuschauer des Hirschbergler-Theaters kennen ihn ebenfalls. Und gerade weil Oberlechner so bekannt ist, ist der Saal im Gmunder Gasthof Gasteig am ersten Abend größtenteils von Kreuthern reserviert.
Zweimal wird Florian Oberlechner die Leut’ in diesem Jahr derblecken: Am Freitag, 16. März und Samstag, 17. März. Musik gibt’s dazu von der Gmunder Blaskapelle (freitags) und den Gasteiger Musikanten (samstags).
Keine großen Vorbilder
Die Kunst des gekonnten Humors hat Oberlechner seit seiner Kindheit drauf. Und er weiß offenbar auch, dass er sich auf einem schmalen Grat bewegt. Zwischen Provokation und “political correctnes”. Die Themen anzusprechen ohne absolute Abrechnung mit der Politik zu bringen, darauf komme es an.
Und wer ist jetzt heuer „dran“? Wird es einen zornentbrannten Fastenprediger geben, der in Mönchskutte den Rathauschefs die Leviten liest? Steckt hinter dem gemütlichen Gesicht des Redners ein fieser „Derblecker“ – á la Bruno Jonas oder Django Asül?
„Ich habe keine Vorbilder,“ sagt der Kreuther. Und was genau auf die Bühne kommt in dem 200 Plätze umfassenden Saal der Familie Köck, das kann er auch noch nicht sagen. Zwar habe er schon ein bisschen was geschrieben, aber das Feintuning komme noch.
Themenvielfalt ist immer gegeben
Bei den Themen bietet sich heuer natürlich die Gmunder Bürgermeisterwahl an. Mit einem Kandidaten ohne Gegenkandidaten – wiedermal. Oder der Bürgermeister mit dem Seesteg und dem noch nicht vollzogenen Umbau des Krankenhauses. Oder auch die Tatsache, dass die Rottacher für den Umbau des Kongresssaales etliche Millionen ausgeben während die Kreuther das ganze mit Kohlers Tennishalle zum Nulltarif haben können. Auch Großgastronom Peter Hubert kann sich darauf „freuen“, in der Predigt genannt zu werden.
Über eine Stunde gut verpackte Nachrichten von einmal rund um den See soll es geben. Während der Fastenrede darf über brisante Themen gelacht werden. Was die Angesprochenen dann in der Realität umsetzen, ist eine andere Gschicht. Spätestens nächstes Jahr werden wir es erfahren. Denn „Nach der Predigt ist vor der Predigt.“
Hier noch ein Video von Florian Oberlechner aus seiner letztjährigen Fastenpredigt:
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