Der “Bauer in der Au” in Bad Wiessee: Heute gilt er als eines der beliebtesten Ausflugsziele rund um den Tegernsee. Vom Parkplatz Söllbachtal aus folgt man auf einer sanft ansteigenden Straße stets der Beschilderung “Bauer in der Au” und bewegt sich immer an dem kleinen Bach entlang nach oben. Nach kurzer Zeit ist die sogenannte Söllbachklause erreicht, bevor es über den Forstweg noch eine gute halbe Stunde bis zur Wirtschaft weitergeht.
Diese präsentiert sich rein äußerlich noch im hölzernen Kleid eines Bauernhofs. Eine schöne Geste verbindet das Gasthaus auch heute noch mit der Vergangenheit: Auf der Getränkekarte des einstigen Klostergutes steht der Wein eines anderen ehemaligen Tegernseer Lehens: der Grüne Veltliner vom Tegernseerhof in der Wachau.
61 Meter Lang
Einst galt der Hof als einer der schönsten Einfirsthöfe des bayerischen Oberlandes. Im Jahre 1346 wurde er erstmals urkundlich erwähnt. Der längste war er in jedem Fall: Mit 61 Metern Firstlänge, idealen Proportionen und feinen Zierformen hatten ihn die Baumeister von einst quasi in die Wiesen hineinkomponiert.
Und dabei wohl sogar darauf geachtet, dass die Firstneigung mit der Gipfelsilhouette des dahinter aufragenden Ochsenkamp übereinstimmte. Kein Wunder, dass das einmalige Anwesen über Jahrzehnte hinweg zum Pflichtprogramm von Architekturstudenten gehörte.
Nach der Säkularisation ging die Gaststätte dann in den Besitz der Wittelsbacher über: König Max I. Joseph kaufte das Anwesen noch in seinem Todesjahr 1825. Im Jahre 1971 dann der Schicksalsschlag – und nicht nur für Denkmalschützer mehr als bedrückend: Am 1. September brannte der Hof infolge eines Blitzeinschlages nieder.
Der neue “Bauer in der Au”
An seiner Stelle errichtete Herzog Max in Bayern zuerst eine kleine Imbisstube. 1974 wurde die heutige Berggaststätte erbaut. Seit 1988 befindet sich der “Bauer in der Au” in Privatbesitz. Am 1. Juli 2010 übernahm ihn der Tegernseer Gastronom Peter Hubert.
Was in Zukunft aus dem “Bauern” werden wird, ist noch ungeklärt. Auf Rückfrage beim jetzigen Pächter bekundete Barbara Lang vom Bräustüberl, dass man “sich der Natur und dem Wild dort verbunden fühle” und derzeit keinerlei Erweiterungspläne der Gastronomie existieren.
Ein Antrag von Eigentümer Franz Haslberger, das jetzige Gebäude abzureißen und einen neuen Hof mit wesentlich größeren Abmessungen – 61 Meter lang, so wie früher – zu errichten, war im Februar am “Nein” des Wiesseer Bauausschusses gescheitert.
Doch eines dürfte trotz Ablehnung klar sein: Wenn das Landratsamt festsetzt, dass es sich um ein privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich handelt – weil dort Landwirtschaft betrieben werden soll –, wird der Beschluss des Gemeinderates nur als Empfehlung gewertet werden. Die letztendliche Entscheidungsbefugnis liegt beim Landratsamt. Und dann könnte aus der heutigen Berggaststätte auch wieder der ehemalige imposante Hof werden, der der “Bauer in der Au” jahrhundertelang gewesen ist.
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