Die TegernseeCard: Viele Vorteile – wenig Wahlfreiheit

„Die TegernseeCard bietet den Gästen teilnehmender Betriebe attraktive Tegernsee-Erlebnisse zum halben Preis. Über 20 Leistungsträger, wie beispielsweise die Wallbergbahn, die monte mare Seesauna Tegernsee oder der Bade Park, bieten diesen Nachlass an.“

Damit wirbt die Tegernseer Tal Tourismus (TTT) für die TegernseeCard. Doch was bringt das kleine Plasikkärtchen? Und wie wird es angenommen? Wir haben bei Vermietern, Gästen und der TTT nachgefragt.

Erweiterung der bisherigen Gästekarte

Seit Ende 2010 ist die TegernseeCard im Einsatz. Sie stellt eine Erweiterung der bisherigen Gästekarte dar. Derzeit beinhaltet sie die gleichen Leistungen, aber mit einer höheren Ersparnis für den Gast. Erhielt man mit der Gästekarte beispielsweise bei der Fahrt mit der Wallbergbahn 1 Euro Nachlass, so fährt man jetzt 5 Euro günstiger, das entspricht einem Nachlass von 50 Prozent bei 10 Euro regulärem Preis für eine Bergfahrt.

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Der – bei den Gästen von allen Vergünstigungen die beliebteste – kostenlose Bustransfer mit der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) ist bei beiden Karten mit dabei.

Auch für die Busnutzung werden Teile des Kurbeitrags verwendet.
Mit der TegernseeCard wie auch der regulären Gästekarte ist die Busnutzung kostenlos.

Momentan fährt man bei der TTT zweigleisig, was die Ermäßigungsausweise angeht. Der Gast erhält die – eine beziehungsweise andere – Karte bei der Anreise von seinem Gastgeber, der diese wiederum freischaltet.

Steigt der Gast dann beispielsweise in einen Bus ein, so kann der Kartenleser erkennen, dass der Urlauber im Moment im Tal untergebracht ist – und lässt ihn kostenlos einsteigen. 200.000 Ankünfte mit Kartenausgabe verzeichnete die TTT im vergangenen Jahr.

Wie hoch der Anteil der alten oder der neuen Karte ist, das sei laut Florian Kausch momentan noch nicht auszumachen. „Auch welche Angebote die Gäste am meisten nutzen, können wir derzeit noch nicht sagen,“ bedauert er. Derlei Auswertungen seien jedoch zukünftig vorgesehen.

Datenschutzrechtlich einwandfrei

Auf Datenschutz wird bei der TTT sowie bei der Stadt Tegernsee offenbar großer Wert gelegt. Schon aus Gründen der EU-Förderung des Projektes habe man sich zu höchster Diskretion verpflichten müssen, betont TTT-Leiter Georg Overs. Auch Jürgen Mienert, Kämmerer und Datenschutzbeauftragter der Stadt, kann dies bestätigen.

Zum Start der TegernseeCard vor eineinhalb Jahren sei er intensiv in die Abläufe mit eingebunden worden. „Der Leistungsträger – also beispielsweise der RVO – kann sowieso nichts aus der Karte ersehen, sondern nur, ob die Karte freigeschaltet ist.“

Wem welche Karte gehört, wissen laut Overs nur der Vermieter, die Stadt – wegen der Abrechnung der Kurtaxe – sowie die TTT. Dabei sind die Mitarbeiter zu „höchster Verschwiegenheit“ bei ihren Auswertungen verpflichtet. Die Touristiker interessiert am meisten, wie viele Gäste welches Angebot nutzen und wann.

Die Identität des Gastes sei dabei nebensächlich. Theoretisch ist wohl die Zuordnung von persönlichen Daten wie Name und Wohnort zum Nutzungsverhalten möglich. „Doch wer sollte sich dafür überhaupt interessieren?“, gibt Mienert zu bedenken.

Wenig Wahlfreiheit

Also „alles in Butter“ mit der TegernseeCard? Die Resonanz der Vermieter im Tal ist laut Kausch positiv. Von rund 600 hätten sich bereits nach der kurzen Einführungszeit von einem Jahr 140 Gastgeber für die TegernseeCard entschieden.

Viele jedoch zögern noch. Veronika Schober vom Haus zum Staun in Bad Wiessee ist eine von ihnen. Was sie verhalten macht, ist die Tatsache, dass einem als Vermieter keine Wahl bleibt. „Ganz oder gar nicht“ lautet die Devise der TTT. Das heißt, der Vermieter entscheidet sich für das ganze Haus für oder gegen die Card. Für alle seine Gäste – egal, ob diese den Ermäßigungsausweis überhaupt haben wollen oder nicht.

Barbara und Veronika Schober vom Gasthaus

Unterm Strich macht sich das „Ja-Sagen“ auch finanziell bemerkbar. 1,60 Euro bezahlt man für die TegernseeCard als Vermieter – noch obendrauf zu den zwei Euro Kurtaxe (Kinder bis 6 Jahren sind kostenlos, bis 16 Jahren die Hälfte) – pro Gast und Übernachtung.

Bei Veronika Schober wäre das eine zusätzliche Belastung von 22,40 Euro (14 Betten x 1,60 Euro) pro Tag. Für sie als „kleine Vermieterin mit eher günstigem Zimmerpreis“ ein untragbarer Betrag. „Ich müsste das auf die Zimmer aufschlagen“, sagt sie. Und das wäre ja für die Gäste unfair, die die neue Karte gar nicht nutzen wollen.

Höhere Kosten

Für ein Doppelzimmer ohne Dusche bezahlt man im Haus zum Staun – laut Katalog – 36 Euro. Denn in dem Gastgeberverzeichnis sind Zimmer stets ohne Kurtaxe ausgewiesen. Diese sieht der Gast erst am Ende seines Angebots. Real kommen also pro Person und Nacht noch mal zwei Euro obendrauf.

Die reguläre Gästekarte ist darin enthalten. Doch würde sich die Vermieterin für die TegernseeCard entscheiden, müsste sie diese Rechnung noch mit mindestens 1,50 Euro – damit es ein einigermaßen runder Betrag ist – pro Person und Nacht hochrechnen. Damit würde sie immer noch auf 20 Cent pro Doppelzimmer sitzen bleiben. Womit der Endpreis dann bereits bei 43 Euro läge. Und das ist schon ein großer Unterschied zu 36 Euro.

Im gleichen Atemzug wirbt die TTT damit, die TegernseeCard sei kostenlos beziehungsweise bereits im Zimmerpreis enthalten. Für kleinere Vermieter und auch für viele Gäste also eine „Milchmädchenrechnung“?

Die TegernseeCard wurde 2010 von der TTT eingeführt und ergänzt die bisherige Gästekarte.

Die Rheinländer Uschi und Uwe Wilke sind Stammgäste im Haus zum Staun und große Fans der Gästekarte. Sie genießen es, abends ihr Auto stehenzulassen und, „nachdem wir auch mal einen übern Durst getrunken haben“, mit dem Bus kostenlos nach Hause zu fahren.

Auch die übrigen Angebote wie Seesauna oder Wallbergbahn nehmen sie gerne günstiger in Anspruch. Es gibt aber auch etliche Gäste in der Unterkunft, die sich entweder für die Vorteile des Ermäßigungsausweises gar nicht so sehr interessieren. Oder die – wegen der kurzen Aufenthaltsdauer – die finanziellen Vorteile nicht ausreichend ausnützen können.

Vermieter sein – eine zeitgemäße Herausforderung

Schön und bequem waren die Zeiten für Gastgeber noch vor ein paar Jahren. Der Gast ließ sich das Gastgeberverzeichnis zusenden, von den bunten Bildern inspirieren und buchte alsbald seinen wohlverdienten Urlaub per Telefon, Postkarte oder Fax.

Heute heißt es für Vermieter, immer am Ball zu bleiben zum Zwecke einer erfolgreichen Zimmervermietung. Sämtliche Medien – online und offline – sollten beherrscht werden. Und vor allem ist auch das Kleingedruckte genauestens zu lesen und stets mitzurechnen.

Bis Ende Juni hat Veronika Schober noch Bedenkzeit, ob sie sie zukünftig haben möchte, die TegernseeCard. Denn dann laufen die Vorbereitungen für das kommende Gastgeberverzeichnis, in dem sie ihre Unterkunftspreise für die nächste Saison veröffentlichen soll.

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