Vom und für’s Schwimmen leben

„Unter zehn Stunden geht gar nix“, behauptet Werner Wiemken. Triathlons, Alpenüberquerungen, Bergläufe, Marathons – der Extremsportler hat sie längst hinter sich. An die zwanzig Stunden trainiert der 63-Jährige jede Woche.

Der Rottacher ist fit. Dabei scheint ihm kein Berg zu hoch, kein Lauf zu weit, kein Wasser zu kalt zu sein. Auch zu Temperaturen, wenn andere den Tegernsee meiden, genießt er einen Schwimmgang.

Drei Grad Wassertemperatur - Werner Wiemken trainiert auch unter extremen Bedingungen.
Drei Grad Wassertemperatur – Werner Wiemken trainiert auch unter extremen Bedingungen.

Werner Wiemken ist nicht nur selbst aktiver Sportler, der gerne an seine Grenzen geht. Er gibt seine Erfahrungen auch an andere weiter. Besonders für den Wassersport schlägt sein Herz. „Über ein Drittel der Kinder in Deutschland können nicht schwimmen, das macht mir Sorgen“, erzählt er. Deshalb bietet er in seinem Kreuther Gesundheitszentrum jetzt ein neues Schwimmlern-Konzept an.

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„Irgendwann mal vom Schwimmen leben können“

Elisabeth, fast vier Jahre – planscht gern, kann aber noch nicht richtig schwimmen. Veronika, vier Jahre – bewegt sich schon sicher im Wasser. Kilian, acht Jahre – ist seit kurzem stolzer Besitzer des „Seepferdchens“, will aber auch weitere Schwimmstile lernen. Alle drei haben sie eines gemeinsam: sie gehören zu den zahlreichen Schwimmschülern, denen nach dem neuen Konzept „SwimStar“ das Schwimmen beigebracht wird.

Als das Gesundheitszentrum Kreuth im Januar 2011 zu Wiemken gefunden hatte, ahnte dieser noch nicht, wie viele Schwimmschüler er in nur zwei Jahren haben würde. Schritt für Schritt baute er – mit Unterstützung der „Villa Bruneck“, zu dem das Haus gehört – das Zentrum auf. Eine große Herausforderung für den ausgebildeten Schwimm- und Helmtaucher, Aquawellness-Trainer, Rettungsschwimmer – und neuerdings auch „SwimStar“-Instruktor, der das „alles eigentlich nur im Nebenerwerb macht“.

Spielerisch lernen

Doch „SwimStar“-Schwimmausbilder wird man nicht einfach so. Man muss sich eine extra Lizenz erarbeiten. Bisher trägt der Rottacher diesen Titel als einziger in ganz Bayern. Das Schwimmlern-Programm ist eine moderne Ausbildungsmethode des Deutschen Schwimmverbandes. Das gesamte Programm sei von Spitzensportler aus dem Schwimmsport entwickelt worden.

„Im Gegensatz zu anderen Programmen baut die Methode mehr auf dem spielerischen Lernen auf und nicht auf das zwanghafte Müssen“, weiß Wiemken. „Ich gehe anders auf die Kinder ein“, verrät er. Immer montags, mittwochs und freitags kommen die Schüler.

Spielerisch schwimmen lernen im Kreuther Gesundheitszentrum.
Spielerisch schwimmen lernen im Kreuther Gesundheitszentrum.

Dabei ist die Kurslänge insgesamt nicht vorgegeben. Wie schnell man schwimmen lernt, obliegt jedem Kind selbst. „Manche lernen es in 12 Stunden, andere brauchen eben 30 Stunden dafür“, der Instruktor steht voll hinter der Methode. Um 14 Uhr starten die Anfänger, danach kommt im Stundentakt jeweils eine Leistungsstufe höher und so geht es weiter bis zum Abend.

Mehr Sicherheit

Los geht es mit dem SwimStart ab ungefähr vier Jahren mit spielerischen Elementen, die schrittweise an das Element Wasser heranführen sollen. Danach werden technische Grundlagen vertieft und verfestigt. Auch Motorikübungen gehören dazu. „Bei den Größeren fangen wir an mit Kniebeugen, Hopsersprüngen und Liegestützen“, berichtet Wiemken. Dann wird wieder geschwommen, Beinschlag geübt, eine Runde an Land gelaufen, Hechtsprung geübt und sofort.

Schließlich sollen die einzelnen Schwimmdisziplinen– Kraul, Rücken, Brust und Schmetterling – optimiert und perfektioniert werden. Am Ende winkt der „SchwimStar“, eine oscar-ähnliche Statue in silber oder gold, die man bei Erfolg sein eigen nennen und mit nach Hause nehmen darf.

Der große Vorteil der neuen Methode: man ist für bestimmte Fälle besser vorbereitet. Beispielsweise seien viele Kinder es nicht gewöhnt, ihren Kopf unter Wasser zu nehmen. „Zum Beispiel, wenn im Badeurlaub eine Welle über sie hinwegschwappt“. Hat man mit der neuen Methode schwimmen gelernt, sei man für solche Fälle besser vorbereitet und verfalle weniger häufig in Panik, was letztendlich dazu dient, Unfälle zu vermeiden.

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