“Wir müssen Grenzen aufzeigen”

Die Polizei war angerückt. Doch räumen mussten die Beamten nichts: Heute Morgen zogen sich die Asylbewerber von allein vom Holzkirchner Marktplatz zurück. Die Gemeinde hat ihnen eine Fläche vor dem Jugendzentrum zugewiesen. Dort sollen sie bis Sonntagabend bleiben. Im eigentlichen Konflikt ist aber keine Lösung in Sicht.

Heute Morgen um kurz nach neun machten sich die Asylbewerber auf den Weg. Weit hatten sie es aber nicht: Die Gemeinde hat ihnen einen abgesperrten Bereich vor dem Jugendzentrum zugewiesen. Bis Sonntagabend gilt die Verfügung. Im Hintergrund: Olaf von Löwis im Gespräch.
Heute Morgen um kurz nach neun machten sich die Asylbewerber auf den Weg. Weit hatten sie es aber nicht: Die Gemeinde hat ihnen einen abgesperrten Bereich vor dem Jugendzentrum zugewiesen. Bis Sonntagabend gilt die Verfügung. Im Hintergrund: Olaf von Löwis im Gespräch.

„Gott helfe uns“, sagt der 19-Jährige Filmon und deutet gen Himmel. Zusammen mit rund 24 anderen Flüchtlingen campt der junge Eritreer derzeit am Rathaus in Holzkirchen. Die Asylbewerber demonstrieren für eine andere Unterbringung, sie wollen aus den Containern am nördlichen Ortsausgang raus. Doch die Verantwortlichen bleiben hart.

Filmon berichtet zwar, dass man ihnen anfangs eine andere Unterkunft nach sechs Monaten in Aussicht gestellt habe. Seit ihrer Ankunft sind jedoch schon elf Monate verstrichen. Denn offenbar gibt es schlicht keine Alternative. So erklärte es gestern schon Landrat Wolfgang Rzehak den Asylbewerbern. Auch Bürgermeister Olaf von Löwis sprach mit den Protestierenden und zeigte heute Morgen wenig Verständnis für ihre Aktion. Bei ihm im Büro seien es zuweilen auch 33 Grad und mehr:

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Wir müssen den Asylbewerbern zeigen, wo ihre Grenzen sind. Die glauben, dass wir eine Alternative hätten und sie ihnen vorenthalten würden. Dem ist aber nicht so. Außerdem sind die Container einwandfrei, sie haben dort alles, was sie brauchen. Am liebsten wäre es mir, wenn man sie zurück zu den Containern bringen könnte.

Von Löwis glaubt, dass hinter der Protestaktion eine Gruppe von drei Personen steht. Anders als die meisten Protestierenden kommen die Männer jedoch angeblich nicht aus Eritrea. Einen Sprecher der versammelten Asylbewerber gebe es noch nicht. Insgesamt sei die Kommunikation mit den Flüchtlingen derzeit erschwert.

Das bekam zuletzt auch der Holzkirchner Helferkreis zu spüren. Wie die ehrenamtliche Helferin Doris Weigl berichtet, seien am Samstag einige Mitglieder von Asylbewerbern aus den Containern „rausgeworfen“ worden – nicht aber alle. Die Situation sei sehr komplex, so die Integrationsbeauftragte Maria Korell. Daher werde man zeitnah mit den Verantwortlichen eine Pressekonferenz veranstalten.

Offenbar haben sich unter den Asylbewerbern, die in den Containern wohnen, zwei Gruppen gebildet. Etwa die Hälfte befindet sich aktuell mit ihren Matratzen, Decken und Kinderwägen auf einer abgesperrten Fläche vor dem Jugendzentrum. Sie wollen dort ausharren, bis man ihnen eine andere Unterbringung gibt, erklärt der Eritreer Filmon.

Rund 25 Asylbewerber aus Eritrea campen aktuell hinter dem Rathaus. Auch Kinder und schwangere Frauen sind der Witterung rund um die Uhr ausgesetzt - den vierten Tag in Folge.
Rund 25 Asylbewerber aus Eritrea campen aktuell hinter dem Rathaus. Auch Kinder und schwangere Frauen sind der Witterung rund um die Uhr ausgesetzt – den vierten Tag in Folge.

Seit gestern Abend haben die Asylbewerber zudem nichts mehr gegessen. Doris Weigl macht sich Sorgen. Es geht das Gerücht, dass die Protestierenden in den Hungerstreik treten wollen. Dieser stünde dann im krassen Gegensatz zum Marktplatzfest des Burschenvereins Holzkirchen-Erlkam, das morgen Vormittag beginnen soll.

Der Wochenmarkt wurde auf den Herdergarten verschoben, direkt neben die Zone der Asylbewerber. Thomas Eichacker vom Landratsamt Miesbach bekräftigt indes, dass bislang alles friedlich verlaufen sei und die Asylbewerber völlig kooperativ gewesen seien. Nachdem die Polizei den Umzug zum Jugendzentrum beaufsichtigte, zogen die Beamten ab.

Die rechtliche Lage ist in einigen Punkten noch unklar. Man müsse sehen, wie lange man die Aktion der Asylbewerber noch dulden könne, so Thomas Eichacker. Grundsätzlich dürften sie sich aber frei bewegen und versammeln, wie es ihnen beliebt. Ein Kompromiss ist jedenfalls nicht in Sicht, die Position der Verantwortlichen ist klar.

Weitere Eindrücke im Video:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=PUhXXeUstPs&w=740&h=400]

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