Kunst, die unter die Haut geht

Piercings und Tattoos waren früher verpönt – heute gilt man ohne Tattoo schon fast als “Exot”. Die Kunst am Körper geht mittlerweile durch alle Alters- und Berufsklassen und das nicht nur in der Großstadt. Auch im Oberland gibt es inzwischen Tattoostudios. Doch passen Piercings und Tattoos wirklich in die eher konservativ gestimmte Marktgemeinde?

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Anfang März 2014 feierte das Tattoostudio Tintenherzl in Holzkirchen Eröffnung. “Wir fühlen uns hier sehr wohl. Es gab nie Probleme mit den Nachbarn. Alle sind sehr freundlich”, heißt es von Sandra Fromm, der Geschäftsleiterin. Es gebe mittlerweile einen Kreis von Stammkunden, die immer wieder mit neuen Ideen kämen.

Eine Herausforderung für jeden Künstler: Die Motive so zu gestalten, dass die Kunden zufrieden sind. Schließlich behalten sie ihr Werk in der Regel für immer. Doch die Regel wird wie immer durch Ausnahmen bestätigt. Denn missglückte Tattoos sind heutzutage nicht zwingend eine Brandmarke für die Ewigkeit. Mit den sogenannten Cover-Ups überdeckt man ein altes Tattoo mit einem neuen, bis das ursprüngliche Werk nicht mehr zu erkennen ist.

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Früher Stempel heute Kunst

Dieses Angebot wird auch in Holzkirchen oft genutzt, erzählt Selly, die Tätowiererin des Ladens. Oft sind es Namen, oder kleinere “Jugendsünden”, die bei dem Cover-Up verschwinden.

Der Kunst scheinen dabei kaum mehr Grenzen gesetzt. Galt ein Tattoo früher als ein Stempel für einen bestimmten Personenkreis, findet man den permanenten Körperschmuck heutzutage in allerlei Berufen.

Auch Banker und Beamte tragen den Körperschmuck, erzählen die Experten. Allerdings an unauffälligen Stellen, das sei schließlich Vorschrift vom Arbeitgeber. Und so mancher Kriminelle würde sich wohl wundern, wenn er sehen könnte, was sich unter den Uniformen der Ordnungshüter verbirgt:

Wir hatten einen Polizisten als Kunden, der ließ sich gladiatorenartige Schienbeinschoner auf seine Beine tätowieren.

Grundsätzlich werden alle Altersklassen bedient. Für Minderjährige gilt bei Tintenherzl aber grundsätzlich ein Verbot von Tattoos an sichtbaren Stellen. Das sei einfach nicht richtig, heißt es dazu von der Geschäftsleiterin. Schließlich wissen die meisten Jugendlichen noch nicht, was sie später einmal für einen Beruf ergreifen und ob dort Tattoos überhaupt erlaubt sind.

Die Kundschaft sei überwiegend weiblich. Beliebt seien vor allem die Namen der Verwandten, kleine Blumen und Schnörkel. Oft kämen Kunden aber auch mit ungewöhnlichen Wünschen oder schlechten Vorzeichnungen. Hier müssen die Tatookünstler häufig auf die Kunden einwirken. Denn eine Fehlentscheidung währt bekanntlich ewig.

Sandra Fromm: "Tattoos sind mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert".
Sandra Fromm: “Tattoos sind mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert”.

Aber Tattoos, Piercings, permanent Makeup – passt das überhaupt in die eher konservativ gestimmte Marktgemeinde? Fromm findet eine knappe, aber deutliche Antwort: “Ja. Sogar sehr gut.” Über den Standort in Holzkirchen könne man nur positives berichten. Alle seien von Anfang an sehr freundlich und höflich gewesen. Natürlich war man in der Nachbarschaft wohl erstmal skeptisch, was sich dort nun für bunte Menschen tummeln. Doch diese Skepsis sei sehr schnell verflogen.

Für Holzkirchen habe es verschiedene ausschlaggebende Faktoren gegeben. Zum einen wollte man in keine Großstadt ziehen. Die Menschen auf dem Land seien der Erfahrung nach toleranter als die Großstadtbewohner. Man wollte außerdem keinen direkten Konkurrenzkampf mit einem Geschäft in der Nachbarschaft anfangen. In Holzkirchen sei man hingegen einzigartig und werde respektiert. Optimale Bedingungen also.

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