Mitglieder des weit verzweigten Clans Von Preysing stiegen in den vergangenen Jahrhunderten bis in den Grafenstand auf und wirkten in vielen gesellschaftlichen Bereichen mit. Auch im Tegernseer Tal haben sie sich als Priester, Politiker oder Pioniere verdingt. Oder auch mal als „Playboy“.
Der Unternehmer-Playboy
„Wo hat SAT.1 bloß dieses Großmaul aufgerissen?“, titelte die BILD-Zeitung anlässlich der Teilnahme von Christoph von Preysing im Jahr 2009 bei der Seifenoper „Gräfin gesucht“. Der Tegernseer mit der blaublütigen Familie im Rücken fängt hauptberuflich Fische, nebenberuflich Frauen – so das Image, das die „BILD“ ihm damals gab.
In der Sendung gab Christoph von Preysing einen adeligen Angeber. Blaues Blut – aber nix in der Tasche? „Fischen ist wie Hartz IV – nur man muss arbeiten“, soll er damals der BILD gesagt haben. Ob sein Image stimmt, das muss jeder selbst beurteilen. Angeblich, so die BILD, hatte er noch nie eine feste Freundin, dafür aber dutzende Affären. „In Sachen Frauen bin ich ein böser Schlingel“, so seine Einstellung vor Jahren.
Und auch wenn sich das inzwischen geändert haben sollte – Christoph von Preysing ist mittlerweile erfolgreich als Fisch-Unternehmer und Gastronom – so ist es gut, dass er gleich mehrere Geistliche in der Familie hatte. Dann sollte es auch mit der Absolution klappen.
Priester
Johann Franz von Preysing war einst Bischof von Chiemsee (1670–1687), Konrad Graf von Preysing (1880–1950) der Bischof von Eichstätt und Berlin, später Kardinal sowie entschiedener NS-Gegner. Und Konrad Kardinal von Preysing (1880–1950) wurde gar auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost im Jahr 1980 verewigt.
Auch Albert Graf von Preysing, geboren am 11. Juli 1883 (gestorben 14. Oktober 1946) in Kronwinkel bei Landshut, scheint einer aus dem Clan gewesen zu sein, der dem weltlichen entsagte. Er entschied sich dazu, Theologie zu studieren. Von 1920 bis 1926 war er Pfarrer in Gmund und zählt heute zu den Ehrenbürgern der Gemeinde.
Die genaue Konstellation zu Christoph oder dem amtierenden Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing darzustellen, scheint bei den zahlreichen Kindern und Kindeskindern, die der Clan hervorgebracht hat, schier unmöglich. Fest steht, dass die Familie im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten Geschlechtern des bayerischen Adels gehörte. Bereits um 1135 begann die Stammreihe mit Adalhart de Prisingen. Namensträger traten im Gefolge der Wittelsbacher als Ministeriale auf.
Ältester Stammsitz war Langenpreising. Doch schon früh erfolgte die Übersiedlung nach Burg Kronwinkl bei Eching, die sich noch heute im Besitz der Familie befindet. Bereits ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert bekleideten die von Preysings wichtige Hofämter in den Herzogtümern Oberbayern und Niederbayern.
Zu den Besitzungen in unserer Region zählten unter anderem Schloss Hohenaschau, Schloss Neubeuern, Flintsbach am Inn, Riedering, Bernau am Chiemsee oder Hechendorf. Etliche Zweige starben im Laufe der Zeit aus. Doch die Linie Lichtenegg erhielt im Jahre 1766 das Grafendiplom und seit 1818 die erbliche Reichsratswürde. Die Linien Preysing-Lichtenegg und die daraus hervorgegangene Linie Preysing-Lichtenegg-Moos existieren bis heute.
Pionier der Bauern
Gutes tun – das können nicht nur Priester. Einer der Clanmitglieder der Preysings hatte sich besonders für die Bauern verdient gemacht. Der als „Almvater“ bekannt gewordene Georg Fischhaber (1886 bis 1964) hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die neuen Bedarfe in der Landwirtschaft erkannt.
Damals mussten zahlreiche Bauern ihre Almen aufgeben, weil die finanziellen Mittel oft nicht mehr reichten und man sich dann lieber dafür entschied, den heimatlichen Hof zu retten. In dieser Zeit – im Jahre 1947 ‒ gründete der rührige Bauer, der „Unterbuchberger“ aus Gmund, den Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern als zwanglose Vereinigung. Als „g’standener Almbauer“ vertrat er seine Berufskollegen mit großem Sachverstand und Schlagkraft und setzte sich für ihre Belange ein.
Politiker
Auch politisch Tätige hat der Clan zu Hauf hervorgebracht. Als Politiker wird beispielsweise Johann Maximilian IV. Emanuel von Preysing (1687–1764) genannt. Conrad von Preysing (1843–1903) sowie Max von Preysing-Lichtenegg (1849–1926) waren sogar Mitglied im Deutschen Reichstag, und Karl Graf Freiherr von Altenpreysing gen. Kronwinkl Preysing verdingte sich als Abgeordneter des Bayerischen Landtages.
Aktuell leitet, bereits seit 18 Jahren, Georg von Preysing – der Onkel von Christoph ‒ die Geschicke im Gmunder Rathaus. Doch dessen dritte Amtsperiode endet bald. Kommenden Sonnntag steht die Bürgermeisterwahl an und Preysing Senior will mit seinen 64 Jahren nicht mehr antreten, auch wenn er das noch theoretisch könnte.
Doch in der Bütt steht auch gleich wieder der Nächste der Familie: Franz von Preysing, CSU-Gemeinderat und Sohn des amtierenden Rathaus-Chefs. Der 39-Jährige sieht sich als Erneuerer, tritt gegen zwei andere Kandidaten an und möchte die politische Linie des Clans gerne weitertragen. So dass es nach dem 25. Februar heißt – die Preysings: weniger Playboys, mehr Politiker.
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