Nachdem am Ende alles noch mal gutgegangen ist, wollen die Anwohner nun den umstrittenen Ausbau des Moosbachs stoppen. Der sei in der geplanten massiven Form nicht zu rechtfertigen, so eine Interessengemeinschaft. Die Gemeinde Gmund sieht das allerdings anders und weiß die Experten hinter sich. Notfalls sollen die Anlieger enteignet werden.
Seit nunmehr drei Jahren streiten Anwohner in Moosrain und die Gemeinde Gmund um die geplanten Schutzmaßnahmen, genauer gesagt um die zweite Etappe des Hochwasserschutzprojektes am Moosbach – oder Bauabschnitt B genannt.
Im November vergangenen Jahres machte eine Anwohnergemeinschaft klar, dass sie sich gegen den Eingriff in die Natur und somit ihr Eigentum wehren will. Dabei geht es den Anliegern um die geplanten Maßnahmen für den Moosbach. Entweder soll dieser verbreitert oder komplett ins Erdreich verlegt werden. Das Ziel der Behörden: den Durchfluss zu erhöhen. Doch genau das sei gar nicht nötig, wie die sieben Unterzeichner in einem Schreiben vom 7. Juni 2013 an die Gemeinde klarstellen:
„Angesichts der aktuellen Hochwassersituation weisen wir darauf hin, dass sich trotz des Jahrhunderthochwassers das Rückhaltebecken in Moosrain bewährt hat und ein weiterer Ausbau in der geplanten massiven Form im Bereich unserer Grundstücke nicht zu rechtfertigen ist.“
Die Anwohner spielen auf den funktionierenden Hochwasserschutz durch das Rückhaltebecken an, das außerhalb von Moosrain die Fluten staut und das Wasser kontrolliert an den Moosbach abgeben soll. Das Becken war Anfang Juni zwar voll, doch es hat – auch dank des massiven Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehr – gehalten.
Dabei stellt das Wasserwirtschaftsamt aktuell fest, dass Moosrain beim letzten Hochwasser „nur“ von einem 10- bis 20-jährigen Ereignis getroffen wurde. Der Schutz vor einem sogenannten 100-jährigen Hochwasser sei noch lange nicht gewährleistet. Dafür müsse eben nun auch der Abschnitt B abgeschlossen werden.
Was passieren kann, wenn Moosrain geflutet wird, konnte man zuletzt 2005 sehen. Und auch Gemeinderätin Christine Zierer (FWG) betonte auf der Sitzung am Dienstag:
„Der Damm ist ein absoluter Segen für Moosrain. Der hat nur gehalten wegen des Einsatzes der Helfer. Wir haben A gemacht, C ist auch in Planung, dann kann man nicht in der Mitte nichts machen.“
Das Wasserwirtschaftsamt bestärkt Zierer in ihrer Annahme und schreibt, dass sich gezeigt habe, „dass der vorübergehend festgelegte Drosselabfluss von 2,2 Kubikmetern zu klein ist, um den Ortsteil ausreichend zu schützen“. Für die Experten aus Rosenheim steht fest, dass nur der Einsatz der Rettungskräfte ein „schwallartiges Überströmen am Damm“ gerade noch verhindern hat. Hätte es in der Nacht auf den 3. Juni weiter stark geregnet, wäre Moosrain überflutet worden.
Der Streit dreht sich dabei auch um die Abflussmenge. Denn die Anwohner betonen, dass der Moosbach theoretisch acht Kubikmeter schaffen würde. Und das ohne Ausweitung. Eine Zahl, die Bürgermeister Georg von Preysing stark anzweifelt. „Die Berechnungen würde ich gern sehen.“
Fördergelder fließen nur, wenn …
Für die Gemeinde geht es bei der ganzen Diskussion allerdings auch um viel Geld. Denn die Fördersummen, die Gmund für den teuren Hochwasserschutz vom Staat erhält, sind gebunden an den Schutz vor einem 100-jährigen Hochwasser. Doch dafür fehlen eben noch die Maßnahmen am zweiten Abschnitt, um die volle Fördersumme zu erhalten.
Und so sieht von Preysing nach all den fruchtlosen Bemühungen derzeit nur noch den Ausweg, das Prozedere an das Landratsamt weiterzureichen. Über ein sogenanntes wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren will die Gemeinde das Problem endgültig in den Griff bekommen. Das sei man, so Preysing, den Moosrainer Bürgern schuldig. Und der Bürgermeister setzt nach:
„Wenn wegen zwei, drei Anliegern eine ganze Siedlung absäuft, dann müssen die halt enteignet werden. Das macht das Landratsamt, und wir sehen zu.“
Damit bleibt Preysing auf der Linie des Wasserwirtschaftsamtes und der meisten Gmunder Gemeinderäte. Nur Helga Wagner (Grüne) betont, dass man „die Sache nicht einfach so abwälzen“ könne. Doch der Bürgermeister erklärt, dass den Anwohnern schon etliche Vorschläge vorgelegt wurden und er alleine in den letzten „zehn Jahren etwa 50- bis 60-mal bei denen gewesen“ sei.
Es könne gut sein, so der Rathaus-Chef weiter, dass das Landratsamt die bestehenden Pläne 1:1 übernehme, aber im Gegensatz zu den Anliegern seien das Fachleute. Und der Zweite Bürgermeister Georg Rabl (FWG) erklärt, dass man nun unbedingt das Gesamtkonzept sehen müsse. „Wenn wir den Abschnitt B nicht selbst zusammenbringen, dann müssen wir ihn eben abgeben.“
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