2012 war es gelungen, sich im Rahmen des Erwerbs des Gmunder Bahnhofs zusätzlich die angrenzenden Grundstücke zu sichern. Allerdings waren die 2015 gefassten und schon weit gediehenen Pläne für den Bau eines Hotels Bodenverhältnissen und der ungeklärten Erschließungssituation der Fläche südlich der Bahngleise Richtung Mangfall gescheitert. 2018 wurde das Gestaltungskonzept präsentiert, anschließend konnte man öffentlich seine Meinung dazu kundtun. Nun stand das Bauvorhaben mit allen Änderungen wieder auf dem Plan.
Bürgermeister Alfons Besel skizzierte die Geschichte rund um die Umgestaltung des Gmunder Bahnhofs in der gestrigen Gemeinderatssitzung. Der Publikumssaal war so voll wie schon lange nicht mehr, konstatierte er. Doch wer dachte, der Gemeinderat müsse unter die Planungen nur noch einen Haken setzen, der irrt.
Wir wünschen uns eine gute Atmosphäre, wo man sich auch gern mal hinsetzen kann.
Ob diese Atmo mit den geänderten Plänen erreicht werden kann, daran hegte so manches Gemeinderatsmitglied im Laufe der Diskussionen jedoch Zweifel. Wie zur öffentlichen Präsentation vor rund fünf Monaten auch, zeigte Professor Lothar Zettler vom Planungsbüro Lars Consult die Änderungen zum vergangenen Herbst auf. Ziel sei es weiterhin, einen Platz zu gestalten, der eine homogene optische Einheit bildet.
Noch im Herbst war man davon ausgegangen, auf der Westseite einen Pendlerparkplatz mit Tiefgarage (64 Stellplätze insgesamt) zu errichten. Auf der Ostseite direkt am Bahnhofsgebäude sah man eine Art Park mit Kiosk entstehen. Die restliche Fläche war als Parkplatz – für Autos und Fahrräder – vorgesehen. Weil nun jedoch ein privater Investor seinen Plan in den Ring geworfen habe, bekomme das ganze eine neue Dynamik. So sehen es Bürgermeister und Planer.
„Die Raiffeisenbank Gmund überlegt, ob sie ein Parkhaus baut”, so berichtete es Alfons Besel in der Sitzung. Die Bank ist Eigentümerin des sogenannten Waitzinger Hofes, an dessen Stelle ein Parkhaus treten soll. „Wohnnutzung geht hier nicht wegen dem sehr engen Zuschnitt, es ist viel Verkehr und dort ist es nicht besonders attraktiv zum Wohnen“, argumentierte Besel. Ebenso sei es nicht einfach dort Einzelhandel zu etablieren und Gastronomie mache auch keinen Sinn, da sind wir gut versorgt“. Stattdessen werden an zentralster Stelle Stellplätze geschaffen, konzentriert für Bahnfahrer, Pendler, Reisende, Cafe-Besucher, so argumentierte er und betont weiter:
Natürlich kann man sagen es ist schade ums Wohnen und Autos sollen unter die Erde, aber bei dieser Planung ergibt sich eine Win-Win-Situation.
Rathauschef und Planer erläuterten, dass wenn es ein Parkhaus gäbe, dann die Flächen auf der Westseite, die eigentlich der Parkplatz-Bereitstellung dienen sollten, für andere Zwecke frei werden. Beispielsweise könnten die 1.030 Quadratmeter dem sozialen Wohnungsbau dienen. Oder der Fahrradfreundlichkeit: mit einem überdachten Fahrradparkplatz, einem Fahrradverleih oder dergleichen.
Auch wenn sich für die Gemeinde durch den privaten Investor, der 137 Stellplätze schafft und damit der Kommune einen Gefallen tut, eine neue Option auftut, will sie eines nicht aus dem Blick verlieren. Die Tafel sowie die Teestube, die derzeit den Waitzinger Hof als Heimat nutzen, müssten zuerst neue Räumlichkeiten bekommen. Das Gremium war gespalten, was den Zuspruch zu den neuen Plänen, respektive zum Parkhaus, betrifft.
Verkehrskollaps in ein paar Jahren?
Martina Ettstaller (CSU) findet den Kiosk wichtig und das Parkhaus eine gute Idee. Ebenso liege ihr sehr am Herzen, dass die Tafel ein gutes neues Zuhause findet. Michael Huber (SPD) hätte sich eine Schleife über die AG Verkehr gewünscht. Das müsste man mehr in die Tiefe diskutieren, meinte er.
„In ein paar Jahren werden wir einen Verkehrskollaps haben”, meint er und fordert deshalb einschneidendere Maßnahmen. Die Busplanung auf dem jetzigen Stand ist zu wenig. Im Übrigen wünscht er sich Freiflächen, um flexibel zu sein. Fragwürdig sei auch, ob es notwendig wäre, zusätzlich zu den Stellplätzen im Parkhaus noch weitere Parkplätze am Café Wagner vorzuhalten. Viel mehr wünscht er sich eine Erweiterung der geplanten Parkflächen, die doch recht klein seien sowie mehr Platz für Fahrräder.
Wenig mit vielen Parkplätzen anfangen kann auch Laura Wagner (GRÜNE). Sie äußerte die Annahme, dass ein großes Angebot an Parkplatzflächen auch die Nachfrage danach schüre. Barbara von Miller (SPD) outete sich als Gegnerin der neuen Impulse durch das geplante Parkhaus:
Da müsste uns der größte Wurf des Lebens gelingen, wenn uns ein ansprechendes Parkhaus gelänge.
Ein Parkhaus sei nun mal ein reiner Zweckbau. Nicht ansprechend, weil es die Vorgaben schon ausschließen. Und überhaupt: Verweilen? Neben einem Parkhaus? So zweifelte sie an, dass die von Besel anfangs aufgestellte Zielbehauptung sich erfüllen könne. „Das erschlägt sich gegenseitig. Das Parkhaus ist mir zu sehr in der Ortsmitte. Für mich gehören Autos aus der Optik heraus, ich hätte die Tiefgarage vorgezogen.“
Ähnlich argumentierte auch Christine Zierer (FWG). Wenn der Gast zuerst auf ein Parkhaus schaue, das wäre nicht optimal. Sie findet eine Tiefgarage unter dem Platz am besten. Auch eine Wohnbebauung am Waitzinger Hof kann sie sich vorstellen. Michael Huber findet, dass man – auch wenn man alle Optionen nochmal in Ruhe überdenken muss – bald eine Entscheidung treffen sollte.
Johann Schmid (SPD) wünscht sich, dass die Raiffeisenbank bald Fassadenansichten vorlegt. Dann könne man auch sagen, ob es verträglich sei. Besel bedankte sich für die rege Diskussion und stellte noch fest, dass es einfach wichtig sei, so engagiert um die Ortsmitte zu ringen. Nun hat erst einmal die Verwaltung die Arbeit, die Unterlagen sorgfältig zu prüfen.
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