Tegernsee spricht sich für „Problem“-Schwan aus

Für viel Aufregung sorgte der sogenannte „Problem“-Schwan am Tegernsee. Die einen sehen ihn als Gefahr, die anderen verteidigen sein natürliches Verhalten. Nun diskutierte der Tegernseer Stadtrat über eine mögliche Sperrung der gesamten Schwaighofbucht zum Schutz der Menschen – und war sich einig.

Der “Problem”-Schwan vom Tegernsee: soll zum Schutz der Menschen die Schwaighofbucht gesperrt werden?

In der vergangenen Sitzung des Tegernseer Stadtrats kam der viel diskutierte Schwan zu Sprache. Der angebliche „Problem“-Schwan soll in jüngster Zeit immer wieder Wassersportler auf dem Tegernsee attackiert haben. Zwischenzeitlich war sogar die Rede davon, den Schwan zu erschießen. Letztlich entschieden sich die verantwortlichen Behörden allerdings dagegen. „Allgemeiner Konsens war, dass ein Abschuss des Tieres nicht zur Debatte steht“, so Pressesprecher der Landratsamts Miesbach Birger Nemitz damals.

Der Schwan habe zwar Schwimmer oder Wassersportler wie StandUp-Paddler, Kajakfahrer oder Ruderer angegriffen, allerdings handele es sich dabei zum Teil auch um artgerechtes Verhalten. Denn besagter „Problem“-Schwan hat aktuell mit seiner „Gatttin“ ein Nest im Schilfgürtel in der Schwaighofbucht gebaut. „Der Ganter verteidigt das brütende Weibchen“, erklärte Nemitz.

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Nun erreichte das Thema auch die Stadt Tegernsee. „Einer hat halt den schwarzen Peter“, so Bürgermeister Johannes Hagn (CSU). Einer müsse sich eben darum kümmern, was sei Wochen die Gemüter bewegt. Zur Diskussion stand, wie viel Schutz in den kommenden Sommermonaten vor „Schwanen-Attacken“ wirklich nötig ist. Für Hagn war klar: die Stadt muss handeln. Aber in welchem Ausmaß?

Sollen wir mit Kanonen auf Schwäne schießen?

Die Rede war von einer Sperrung der gesamten Schwaighofbucht für Schwimmer und Stand-Up-Paddler, bis der Schwan mit seiner Gefährtin im Herbst umgesiedelt wird. Schilder an der Hauptzugangsstelle sollen auf die Sperrung hinweisen. Die Einhaltung soll der Naturschutzwächter des Landkreises im Blick haben. Diese mögliche Sicherheitsvorkehrung wurde bei dem Gespräch zwischen Tierschützern und Experten des Landratsamtes erarbeitet.

Laut Geschäftsleiter Hans Staudacher vertrete das Landratsamt die Meinung, die Stadt sei als zuständige Sicherheitsbehörde in der Verantwortung, eine entsprechende Anordnung zu erlassen. Für den Tegernseer Stadtrat völliger Irrsinn. „Das kann ja wohl nicht wahr sein“, so Florian Widmann (CSU) ungläubig, der sich klar gegen das Schwimmverbot aussprach.

Um die Entscheidung zu erleichtern, wurden in diesem Zusammenhang Stellungnahmen von der Nachbargemeinde Rottach-Egern und der Bayerischen Seenschiffahrt vorgelesen. Letztere betont, dass Bootsführer keinerlei Attacken beobachtet haben. Auch der Betriebsleiter des Warmbads nahe der Bucht berichtet, dass Badegäste bisher nicht vom Schwan attackiert worden seien.

„Sollen wir den ganzen See sperren?“

Staudacher sieht sich in seiner Theorie bestätigt. Man beobachte den Schwan nun schon seit zwei Jahren. Er greife bisher ausschließlich Stand-Up-Paddler und Kanufahrer an. „Auf die hat er sich eingeschossen.“ Boote und Schwimmer interessieren den Schwan wohl nicht. Auch für Bürgermeister Hagn stellt der Schwan keine Gefahr dar. Er sei etliche Male dort gewesen, „um zu schauen, ob ich ihn überhaupt identifizieren kann.“ Dabei habe er nichts Außergewöhnliches feststellen können.

Die gesamte Schwaighofbucht deshalb für den Sommer zu sperren, halte er daher ebenfalls für unsinnig. „Wir haben hier ein Warmbad, zwei Bootsverleihe und natürlich auch Anlieger, die dort baden.“ Außerdem könne der Schwan als nächstes auch zur Popperwiese in Rottach oder zur Wiesseer Seepromenade. „Sperren wir dann den ganzen See?“ Einstimmig sprach sich der Stadtrat Tegernsee daher für die Natur und gegen eine Sperrung der Schwaighofbucht aus.

Stadtrat einigt sich auf Schutz-Bojen

Das Gremium folgte Hagns Vorschlag, lediglich die Schilfzone und den Brutbereich mit gelben Schutz-Bojen zu umgeben. Zudem sollen Schilder aufgestellt werden, die das Füttern von Wasservögeln verbieten. Dies aber nicht nur an der Schwaighofbucht, sondern an allen städtischen Uferbereichen. Denn darin sieht Hagn das Hauptproblem.

Er wisse von einer bestimmten Dame und mehreren Gästen, die die Wasservögel immer reichlich füttern. Er habe sich auch schon über Touristen geärgert, die von Hessen an den Tegernsee fahren, „uns erzählen, dass wir den Schwan in Ruhe lassen müssen“ und einige Stunden später ein Foto dicht neben dem Schwan auf Facebook posten. Für Markus Schertler (CSU) ist das gesamte Thema irrsinnig.

Es handelt sich ganz einfach um ein Tier, das sein Nest beschützt. Das ist die Natur.

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