Schon beim Betreten des kleinen Ladens an der Tölzer Straße in Gmund merkt man bei Judith Beck, die das Geschäft nun seit sechs Jahren führt, dass hier jeder, ob alt, ob jung, Mann oder Frau, “Zuagroaster” oder echt bayrisch, willkommen ist. Die Ladenbesitzerin tut nämlich alles dafür, damit die Kunden glücklich nach Hause gehen, mit einem heißgeliebten Dirndl oder einer anderen schönen Tracht.
Dabei muss nicht immer das erste, was sich die Kundin als Kaufwunsch vorstellt, das sein, was sie später aus dem Geschäft trägt. Denn Judith Beck hat eine ganz eigene Art, die Leute für Ihre Trachtenmode zu begeistern. Sie schaut sich die Kundinnen von Kopf bis Fuß an, redet mit ihnen, über deren Bedürfnisse und Wünsche, fragt nach und hört zu und stellt dann eine Auswahl zusammen. Ihr ist nämlich vor allem wichtig, dass der Träger einer Tracht sich in ihr wohlfühlt.
Was geht bei der Tracht gar nicht?
Sie hat natürlich schon ihre eigenen Favoriten, gibt sie im Interview zu, und nennt auch ihre No-Gos für Trachten. Diese sind:
- Ware aus Asien (und teilweise auch Osteuropa)
- Reißverschluss am Dirndl (nur Knöpfe oder Haken sind für ein traditionelles Dirndl erlaubt!)
- Länge geht nicht über’s Knie
- Keine Bluse unterm Dirndl (außer bei einem Spenzer oder Spenzerdirndl)
Bei Letzterem ist sie streng. Wenigstens ein “Bscheißerl”, eine Bluse ohne Ärmel, die auch nur ein bisschen über die Dirndlträger hinausschaut, sollte es schon sein. “Sonst fehlt einfach etwas”, gibt Beck zu verstehen. Ein großer Fan sei sie von der Marke “Gottseidank”, die in Sachen Trends meist vorneweg gingen und jeder andere Trachtenhersteller sie im Anschluss kopiere. Und so wundert es nicht, dass sie eine große Auswahl genau dieser Dirndl bei sich im Laden hängen hat.
Auch auf junge innovative Unternehmen setzt die Trachtenexpertin, zum Beispiel die “Rockmacherin” oder die Designerin der “Bayerinas”, und arbeitet mit diesen bereits seit den Anfängen eng zusammen. Nicht nur kleine Start-Ups unterstützt sie so, sondern ihr ist auch Nachhaltigkeit ein Anliegen. Alle Verkaufsgegenstände werden von Marken aus der Region bezogen und Judith Beck schaut selbst bei der Produktion der Stoffe darauf, dass diese auf ökologische und sozial verantwortliche Weise hergestellt werden.
Von der Bankkauffrau zur Trachtenladenbesitzerin
Judith Beck hat den Laden vor sechs Jahren von der Vorbesitzerin übernommen und eigentlich nicht groß etwas geändert. Davor war sie in einer ganz anderen Branche tätig: sie ist gelernte Bankkauffrau, hat ihre Lehre in der Sparkasse gemacht und ist dann zur HypoVereinsbank gewechselt. Nach der Wende hat sie für die HVB eine Filiale in Potsdam eröffnet und ist so viel in Deutschland beruflich herumgekommen. Auch in Hamburg hat sie eine Zeit lang gelebt.
Wahrscheinlich ist sie deshalb auch so eine gute Menschenkennerin. Durch einfache Beobachtung kann sie so ihrer Kundschaft von der Nasenspitze ablesen, was für diese passend sein könnte und deren Bedürfnissen entspricht. So ist für Judith Beck eine Tracht auch nicht nur ein Kleidungsstück, das man zu Feierlichkeiten wie den Waldfesten anzieht, sondern eine positive Lebenseinstellung, die man am Körper trägt.
Alles zu den neuesten Dirndltrends erzählt Judith Beck hier:
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