„Das is der Corona“, höre ich einen Mann im Supermarkt rufen, als ich an der Kasse stehe und eine Frau hinter mir einen kurzen Hustenanfall bekommt. Sollte wohl lustig sein. Wenn man sich in diesen Tagen im Tal und unter Kollegen umhört, scheinen das Virus (Kleiner Schwenk: Der oder das Virus? Lesen Sie hier) aber viele durchaus ernst zu nehmen.
Eine Kollegin berichtet, sie habe schon die ersten Hamsterkäufe erledigt und sich auf das Schlimmste vorbereitet. Auch andere sind vorsichtig geworden. Tragen draußen nur noch Handschuhe. Der Chef denkt über Homeoffice für alle nach. Übertrieben – oder doch gerechtfertigte Vorsicht? Im benachbarten Italien werden die ersten Orte unter Quarantäne gesetzt. Menschenleere Straßen und Angst wie es nun weitergeht. Ob das auch im Oberland möglich wäre?
Infektionsschutz ist Ländersache. Die Gesundheitsämter im Ort entscheiden – in Abstimmung mit Polizei und Gemeinde – was passieren soll. „Eine manchmal diskutierte Abriegelung oder Sperrung von Gebieten ist nicht notwendig, da es eine Vielzahl anderer Möglichkeiten der Infektionseingrenzung gibt“, erklärt der Pressesprecher des Miesbacher Landratsamtes Birger Nemitz. Aktuell versuchen die Behörden möglichst die Infektionsketten nachzuvollziehen und den Virus so einzudämmen. Aber wie ist unsere Region vorbereitet, sollten die ersten Fälle auftreten?
Wie sind die Landkreise auf Corona vorbereitet?
“Seit dem Ausbruch des Corona Virus in China stehen die medizinischen Versorgungseinrichtungen des Landkreises und das Gesundheitsamt im stetigen Kontakt mit dem Gesundheitsministerium, mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelüberwachung (LGL) sowie mit Krankenhäusern, dem Katastrophenschutz und dem leitenden Notarzt”, so Pressesprecher Nemitz.
Es gebe genaue Handlungsrichtlinien durch das RKI, wie Corona-Patienten getestet, in Krankenhäuser transportiert und isoliert werden müssen. Da es für die Influenza schon entsprechende Pläne gebe und das Corona Virus dem Grippevirus in seinen Auswirkungen sehr ähnelt, können auch diese herangezogen werden.
Wie ist Agatharied vorbereitet?
Eine Anfrage beim Krankenhaus Agatharied bleibt gestern zunächst unbeantwortet. Am Nachmittag dann Kommando zurück. Eine Informationsübersicht zu Corona wird auf der Webseite eingerichtet. Hier soll ich alle Infos „bald“ in einer Pressemitteilung selbst nachlesen können. Und heute werden auch meine Fragen noch beantwortet. Die Pressesprecherin Melanie Neumayr erklärt:
Wenn man auf den Ausbruch gut vorbereitet sein kann, dann sind wir im Landkreis Miesbach darauf gut vorbereitet.
Der Landkreis Miesbach sei generell auf Krisensituationen gut vorbereitet. Alle einschlägigen Organisationen arbeiten gut und eng zusammen. Dies gelte im aktuellen Fall insbesondere für das Gesundheitsamt, die niedergelassenen Ärzte und das Krankenhaus. “Im Krankenhaus selbst ist ein fünfköpfiger Krisenstab eingerichtet, der im Ernstfall auch 24/7 tätig werden kann”, so Neumayr weiter.
Isolierpflichtige Patienten zu behandeln gehöre im Krankenhaus Agatharied zur Routine. Für den Fall, dass sich diese Fälle deutlich häufen, sei das Krankenhaus auf die Einrichtung einer kompletten Isolierstation vorbereitet. Aktuell habe man genug Schutzkleidung vorrätig.
In der Asklepios Stadtklinik im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen reagiert man etwas schneller. Alle Antworten bekomme ich noch am Tag der Anfrage. Hier bereite man sich schon seit Beginn des Ausbruchs vor – verstärkt seit den ersten Fällen in Deutschland im Januar, das teilt der Kliniksprecher, Christopher Horn, auf Nachfrage mit. Schutzkleidung und Masken für die Ärzte seien vorhanden. Es können bis zu 14 Personen im Ernstfall auf der Intensivstation beatmet werden. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung werde in Deutschland von Seiten des RKI aktuell als gering bis mäßig eingeschätzt. „Verdachtsfälle gab es in der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz bislang nicht“, so Horn.
Atemschutzmasken im Tal sind ausverkauft
Die Bürger machen sich Sorgen. Bis zu 30 Personen rufen am Tag im Gesundheitsamt in Miesbach an, um sich zu informieren. Doch eine Information auf der Webseite des Landkreises Miesbach suche ich gestern noch vergeblich. Heute werde ich fündig. Ob meine Anfrage etwas bewirkt hat? In Bad Tölz findet man alle Informationen hier.
Schon seit geraumer Zeit gibt es in Apotheken keine Gesichtsschutzmasken mehr. „Desinfektionsmittel haben wir noch. Es ist zwar knapp, aber es kommt immer mal wieder Nachschub“, erklärt mir der Betreiber der Leonhardi Apotheke an der Weißach Klaus Deutinger. Zu ihm kommen im Moment sehr viele Bürger wegen des Virus. Er und sein Team informieren dann mündlich über die aktuellen Entwicklungen.
Andreas Obermüller von der Hofapotheke in Tegernsee würde noch nicht von einer Panik sprechen. “Aber eine große Beunruhigung aufgrund fehlender Information.” Nun räche es sich, dass ein Laie Gesundheitsminister ist, findet Obermüller. Auch bei ihm rufen am Tag fünf bis zehn Bürger an, um sich zu informieren, ob es noch Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel gebe. Noch habe er keine Liefertermine für den nötigen Nachschub. Er schätzt auch die Influenza gerade für gefährlich ein. Daran seien nämlich etliche erkrankt und dagegen könne man sich einfach impfen lassen.
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