Wenn man den großen Saal im Hotel zur Post betritt, hört man leises Stimmengewirr. Kleine Menschentrauben stehen rund um 16 Tische und unterhalten sich angeregt. Am Eingang liegen Broschüren der verschiedenen Parteien, die für den Wiesseer Gemeinderat kandidieren. Eine Einweisung gibt es jedoch nicht. Einfach reingehen und loslegen, scheint das Motto zu sein. Von 10 bis 12 Uhr konnten Wiesseer gestern am Speed-Dating teilnehmen. Eine Idee von Bürgermeisterkandidat Robert Kühn (SPD).
Ein älterer Herr ist schon fertig und meint: „Eine super Idee, nur leider zu wenige Bürger da.“ Das sagen auch die potentiellen Gemeinderäte, die sich in Dreier-Gruppen an Tischen positioniert haben und nun den Fragen der Wiesseer Rede und Antwort stehen wollen. „Ich habe mir sehr viel mehr Resonanz erhofft. Aber die Leute die da sind, stellen gute Fragen“, findet beispielsweise Rolf Neresheimer von der Bürgerliste.
Immer drei Minuten ist Zeit sich auszutauschen und kennenzulernen. Dann ertönt eine Glocke und es geht weiter zum nächsten Tisch. Das Prinzip funktioniert nicht einwandfrei. Meist bleiben die Leute noch länger stehen und ratschen weiter.
Tolle Idee – zu wenig Beteiligung
Am Ende waren rund 20 Personen da, um mit den Kandidaten ins Gespräch zu kommen. Bei über 5000 Einwohnern nicht gerade viel. Trotzdem zeigten sich die wenigen Bürger und vor allem auch die Parteimitglieder begeistert. „Die Premiere der Veranstaltung bewerte ich im Hinblick auf den Gemeinschaftssinn positiv“, sagt Bürgermeisterkandidat der CSU Florian Sareiter nach der Veranstaltung.
Alle Fraktionen und Gruppierungen haben mitgewirkt, Aufgaben bei der Organisation übernommen und sich eingebracht. Sareiter sieht das als „erstes Signal der künftigen hoffentlich besseren Zusammenarbeit im Gemeinderat.“
Auch der Grüne Kandidat Johannes von Miller hat sich von der Veranstaltung überzeugen lassen. „Wir konnten viele gute und vielfältige Gespräche mit interessierten Bürgern führen und unsere Ziele erklären. Meistens war die Zeit von drei Minuten zu kurz, um die gestellten Fragen ausreichend zu beantworten“, so von Miller. Auch er bedauert, dass insgesamt gesehen zu wenig Bürger bereit waren, sich am Sonntagvormittag auf den Weg zu machen. Für eine zukünftige Wiederholung dieser Art von Info-Veranstaltung sollte der Termin und die Verweildauer verbessert werden, findet von Miller. Robert Kühn kann sich seinen Mitstreitern in vielen Punkten anschließen. Auch er betont das gemeinsame Format der Parteien. Trotzdem weiß auch Kühn:
Was wir heute aber deutlich gesehen haben. Die Bürgerschaft muss wieder motiviert werden sich einzubringen und mitzumachen. Wieder die Lust an der politischen Teilhabe wecken.
Deswegen könne die Veranstaltung nur der Anfang dieses Prozesses in Bad Wiessee gewesen sein. “Diesen möchte ich in Zukunft aktiv vorantreiben”, verspricht Kühn.
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