Auch wenn sein Café Felix in Kreuth im Zuge der “Corona-Krise” bis auf Weiteres geschlossen wurde, hat der 46-jährige Mario Felix Liebold in diesen Tagen Grund zur Freude. “Die Schließung unseres Cafés hat uns, wie alle Gastronomen hier im Tal, hart getroffen. Ich bin sehr froh, dass uns unsere Kunden mit ihren Käufen direkt in der Rösterei und im Onlineshop so toll unterstützen – und ich endlich die Zeit hatte, einen meiner größten Träume zu verwirklichen”, verrät er.
“Kaffee war für mich nie nur ein Geschäft. Ich bin fasziniert von den Menschen hinter dem Kaffee – vom Pflücker bis zum Farmer, der sein Wissen in jede einzelne Ernte einfließen lässt“, erklärt Liebold. „Wir arbeiten seit jeher sehr eng mit den Farmen zusammen, haben schon immer gemeinsam verschiedene Aufbereitungsarten und Geschmacksprofile entwickelt. Bislang standen wir jedoch immer nur beratend zur Seite. Durch die Beteiligung an “Lunji-Estate” haben wir nun unser ganz eigenes Flurstück, auf dem wir selbst forschen können.“
Einst Kolonialgebiet – heute Kaffee-Forschungsprojekt
Die Geschichte der Lunji-Farm reicht bis 1898 zurück, wo das Land als Kolonialgebiet noch zu Deutsch Ost-Afrika zählte und der deutsche Emil Köstlin mit dem Anbau von drei Hektar Kaffee begann. Heute ist Lunji eine mittelgroße Kaffeeplantage mit 30 Angestellten und bis zu 150 Helfern, die zur Erntezeit auf der Plantage Arbeit finden. Die Farm wird seit über 20 Jahren von Clemens und Stella Maier und deren Sohn Paul betrieben. Neben Kaffee sind auch Avocados, Äpfel, Hühner, Schweine und eine Vielzahl verschiedenster Gemüse und Früchtesorten auf Lunji heimisch.
Das Flurstück “MBE4” hat Liebold ganz bewusst ausgewählt: “Dort wachsen Bourbonbäume der Varietät SL-28, die ein herausragendes Potenzial in puncto Tassenqualität haben. Leider ist diese Varietät aber auch anfällig für Pilze und Schädlingen. Doch für uns ist es genau dieses “Kaffeefarmerleben”, was wir uns so lange gewünscht haben. Eine Herausforderung, aber kein Problem.”
Wie sieht der Kaffee der Zukunft aus?
Durch die Zerstörung der Umwelt und die schlechte Entlohnung der Farmer wird allerdings immer weniger Kaffee geerntet – gleichzeitig steigt die Nachfrage enorm. Die Folge: In 20 bis 30 Jahren könnte es kaum mehr Kaffee geben. Die Erste Tegernseer Kaffeerösterei möchte öffentlich auf die Missstände aufmerksam machen: In der TV-Sendung “Freizeit – Schmidt Max und der Kaffee der Zukunft” empfängt Liebold deshalb am 31.05.2020 um 18:45 Uhr zum dritten Mal den BR-Moderator am Tegernsee. Auch der Farmer Paul Maier wird per Skype aus Tansania zugeschaltet und berichtet über das Projekt der Ersten Tegernseer Rösterei in Tansania.
Der Gedanke hinter dem Forschungsprojekt: “Jeder soll von unserer Idee profitieren. Als größter Arbeitgeber der Region sorgen sich die Maiers sehr um das Wohl der Menschen – ich möchte mit unserem Kaffee dabei helfen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und zu unterstützen.” Mit der ersten Ernte ist Mitte 2021 zu rechnen. Liebold selbst kann es kaum abwarten: „Kaffee – von der Pflanze bis in die Tasse – diese Philosophie haben wir von der Ersten Tegernseer Kaffeerösterei immer gelebt. Wenn ich die ersten Rohkaffeebohnen unserer eigenen Kaffeeernte nächstes Jahr in den Händen halte, ist dieses Ziel vollkommen erreicht.”
31.05.2020 um 18:45 Uhr – “Freizeit – Schmidt Max und der Kaffee der Zukunft” im BR
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