Konzepte statt Hetze gefordert

Jetzt steigen auch die Grünen in die Diskussion um die steigende Zahl der Tagestouristen und die aufgehetzte Stimmung im Landkreis Miesbach ein. Sie sehen den Ursprung des Problems allerdings vor der Corona-Pandemie und verzichten dabei nicht auf einen Seitenhieb gegen Landrat Olaf von Löwis. Sie fordern endlich ein Verkehrs- und Tagestourismuskonzept. Wir sind gespannt.

Überfüllte Parkpätze im Landkreis. / Quelle: Privat

In einer aktuellen Stellungnahme zeigt die Kreistagsfraktion der Grünen Verständnis für die teilweise heftige Reaktion der einheimischen Bürger gegen die zunehmende Zahl der Tagestouristen – trotz oder gerade wegen der Pandemie. Zukunftsängste, der Unmut über die erneuten Einschränkungen des zweiten Lockdowns und dann noch der Ärger über den Ausflugsverkehr. Für die Grünen ist klar: Corona lege die Nerven vieler Bürger blank.

Zu diesem Zeitpunkt erwarte die Partei keine grundlegenden Veränderungen in der Pandemie- und Lockdown-Situation. Genauso wenig bei den damit verbundenen persönlichen, sozialen und wirtschaftlich schwer voraussehbaren Folgen. „Jeder einzelne spürt die Einschränkungen und nimmt wahr, ob sich sein Umfeld an die Schutzmaßnahmen hält“, heißt es weiter. Ausdrücklich warnen die Grünen daher vor der gesellschaftlichen Spaltung in “die” und “wir”, die sich in den „teils hasserfüllten Kommentaren“ im Netz und den Medien widerspiegele als Zeichen der empfundenen Ungerechtigkeit.

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Neue Sachlichkeit

Man müsse wieder zu einer besonnenen und sachlichen Diskussion kommen. „Die Einhaltung der geltenden Corona Regeln ist unser aller Bürgerpflicht“, so Thomas Tomaschek, Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag Miesbach und Rottacher Gemeinderat. In dieser schwierigen Zeit sei nicht nur Respekt im Umgang miteinander gefordert, sondern auch der Natur gegenüber sowie dem privaten Eigentum.

Die Grünen rufen alle Bürger dazu auf, ihr Bedürfnis nach frischer Luft und Freizeit deshalb „wohnortnah“ zu stillen und vor allem auf das notwendige Maß zu reduzieren. Auch auf gefährliche Sportarten zur Entlastung der Krankenhäuser sollte verzichtet werden. „Dies ist unabhängig davon, wo und wie lange man schon an einem Ort wohnt und welches Ortskennzeichen das Auto hat.“

Schiene und Bus statt Ausbau des Straßennetzes

Den Ursprung für die teils heftigen Diskussionen sehen die Grünen allerdings vor der Pandemie. „Eines wird angesichts der aktuellen Verkehrssituation aber nur zu deutlich – und das hat mit Corona wenig zu tun: Seit vielen Jahren hat der Landkreis ein massiv wachsendes Verkehrsproblem.“

Ganz unabhängig von der momentan erlebten Krise erachtet die Partei das Verkehrschaos als hausgemacht, solange schwerpunktmäßig weiter in das Straßennetz investiert werde. In diesem Zusammenhang lassen es sich die Grünen nicht nehmen, offen gegen Landrat Olaf von Löwis (CSU) auszuteilen:

Wer sich noch vor gut einem Jahr beim vierspurigen Ausbau der B318 in Szene gesetzt hat, braucht sich jetzt nicht darüber zu wundern, dass diese Straße auch verstärkt genutzt wird.

„Die Grüne Kreistagsfraktion setzt auch weiterhin auf den Ausbau des regionalen Bus- und Bahnnetzes”, betont Cornelia Riepe, stellvertretende Fraktionssprecherin der Kreistagsgrünen. Die Akzeptanz eines öffentlichen Nahverkehrs stehe und falle mit einem attraktiven Angebot. Sie ist überzeugt: Die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau der BRB, die Erweiterung des Busnetzes mit der Anbindung der kleineren Orte würden den “regelmäßigen Verkehrsinfarkt” stoppen.

Intelligente Strategien braucht das Tal

Als weitere Maßnahme zur Entlastung des südlichen Landkreises regen die Grünen Investitionen im Münchner Umland an: Hierfür müssten Strategien zur Besucherlenkung, Alternativangebote und Konzepte für attraktiven Naherholungsgebiete entwickelt und umgesetzt werden.

Als Ziel formulieren die Grünen im Miesbacher Landkreis ein Verkehrskonzept, das konsequent Alternativen zum Individualverkehr schafft. „Mit einem nachhaltigen und sanften Tourismus können in Zukunft aufgeheizten Situationen wie der aktuellen entgegengewirkt werden. Davon profitieren wir alle!“, heißt es abschließend.

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