Bettler-Banden aus Osteuropa haben laut der Polizei einzelne Regionen in Bayern für sich entdeckt. Am Tegernsee ist es heuer laut Polizei dagegen überwiegend ruhig – auch wenn Bewohner in Bad Wiessee sich über Bettelversuche an der Tür beschweren.
“Ich habe eine Bitte”, steht auf den Karten, mit denen sich – so fühlt es sich für manche Menschen an – in den Fußgängerzonen von größeren Städten immer mehr Menschen als Opfer eines Unglücks ausweisen und so versuchen, Geld zu erbetteln.
Andere sind wiederum so dreist und klingeln an Haustüren, so mehrfach in Bad Wiessee geschehen: “Gib Geld oder …!” Viele von ihnen profitieren von dem Geschäft mit dem Mitleid und bringen andere wirklich Bedürftige in Verruf.
Organisierte Bettler
Trotz gefühlter Zunahme sei das Tegernseer Tal in diesem Jahr weitgehend von Bettel-Banden verschont worden, erklärte uns Polizeisprecher Andreas Guske vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Im gesamten Landkreis Miesbach seien nur zwölf Fälle von Bettelei “mit betrügerischem Hintergrund” festgestellt worden. Im Landkreis Traunstein waren es beispielsweise 150.
Im Allgemeinen hätten es die Bettel-Banden vor allem auf belebte Einkaufsstraßen abgesehen – wo viele Menschen sind und der Geldbeutel ohnehin schon locker sitzt. Dort zeigen sie Karten vor, die auf eine Flut oder ein anderes Unglück hinweisen. Sie geben vor, ihr Haus verloren zu haben, und bitten um Geld. Solche Karten haben Verkehrspolizisten bei Kontrollen auf den Fernstraßen stapelweise in Fahrzeugen gefunden, die mit Bettlern besetzt waren.
Schwierige Beweisführung
Die Menschen werden meist aus Rumänien und Bulgarien zum Betteln nach Deutschland gebracht, von Organisatoren, die im Hintergrund bleiben und ihr Land nicht verlassen. Sie verdienen hauptsächlich an der Bettelei.
Die Fahrer stellen die höchste Hierarchiestufe des organisierten Bettelns dar, die nach Deutschland kommen. Sie bringen die Menschen her, lassen sie ausschwärmen, sammeln sie wieder ein und ziehen weiter zum nächsten Ort. Das kann sehr schnell gehen – vor allem, wenn Polizeibeamte in der Nähe sind. Wird einer von ihnen beim betrügerischen Betteln erwischt, können die Beamten ein Bußgeld in Höhe der erbettelten Einnahmen verhängen und den Vorfall zur Anzeige bringen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Und dann? Nichts! Betteln an sich ist keine Straftat. Betteln unter Vorgabe falscher Tatsachen ist Betrug. Doch dieser müsse erst einmal nachgewiesen werden, sagt Ken Heidenreich, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft München II:
Das Schwierige ist die Beweisführung. Sie brauchen dafür denjenigen, der das Geld gegeben hat. Dann ist die Frage, ob er das Geld aus dem vorgegebenen Grund gespendet hat, oder unabhängig davon etwas geben wollte.
Die Spender ausfindig zu machen, sei schwierig und meist nur möglich, wenn man die Geldspende direkt beobachtet, sagt Heidenreich. Zudem muss jede Tat einzeln nachgewiesen werden, egal, wie viel Geld derjenige bereits erbettelt hat – für jede einzelne Geldspende müsste der jeweilige Geldgeber ausfindig gemacht werden.
“Auf gar keinen Fall Geld geben!”
Hilft Betteln in den Straßen nicht, greifen die Banden auch zu anderen Mitteln. Eine beliebte Masche in Wohngegenden ist es, an Haustüren zu klingeln, um direkt die Einwohner um Geld zu fragen. Auch das ist Guske bekannt. So hatte bei einer Frau aus Bad Wiessee eine junge Bettlerin im vergangenen Herbst geklingelt und um Geld oder Shampoo gebeten. Die Frau gab ihr Geld.
Das solle man auf gar keinen Fall tun, sagt Guske.
Man kann ja vor Ort nicht feststellen, ob die Leute bedürftig sind oder nicht. Auf gar keinen Fall sollte man sie in die Wohnung lassen oder etwas aus der Wohnung holen und sie in der Tür stehen lassen.
Dabei ist der Fall in Wiessee kein Einzelereignis. In diesem Jahr habe es, so einige Anwohner, wiederum mehrmals “Besuche” von Bettlern gegeben. Die Bitte nach Geld sei teilweise sehr direkt und dreist. Kinder, die an die Tür gehen, würden unter Druck gesetzt.
Vorfälle, die die Polizei derzeit zumindest nicht gehäuft bestätigen kann. Auf jeden Fall, so Guske, sei es grundsätzlich immer sinnvoll, die Polizei zu rufen.
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