Am Dienstag hat Wiessees Bürgermeister Robert Kühn (SPD) zu einem Pressetermin geladen. Thema war die offizielle Präsentation der Planungen für den neuen Kindergarten und die Kindertagesstätte im Ort, die auf dem Areal zwischen Sanktjohanserstraße und Schulweg entstehen sollen.
An seiner Seite der Architekt Simon Bauer von der Planungsgruppe Strasser, Pfarrer Dr. Weber als Vertreter der Evangelisch-Lutherischen Kindertagesstätte Tegernseer Tal, Franz Hafner als Vertreter des Katholischen KITA-Verbunds Tegernseer Tal sowie Vertreter des Bauamtes der Gemeinde.
Familienfreundlichste Gemeinde des Tals?
Der Bürgermeister verwies in seiner Einleitung auf die Ergebnisse einer Bedarfsanalyse. Demnach zeichne sich im Besonderen ein “explosionsartig ansteigenden Bedarf“ im Bereich der Kindertagesbetreuung in den nächsten Jahren ab.
Zur Zeit werden etwa 20 bis 30 Prozent der Kinder der Gemeinde in der Kita betreut, doch man rechne mit einem Bedarf von bis zu 70 Prozent in den nächsten Jahren. Dieser Entwicklung müsse die Gemeinde Rechnung tragen, zumal Bad Wiessee ein ambitioniertes Ziel verfolge, wie Kühn formulierte:
Wir wollen die familienfreundlichste Gemeinde im gesamten Tegernseer Tal werden.
Um das zu erreichen, bedarf es einiger Anstrengungen und hoher Investitionen, zu denen auch das Kindergarten- und Kita-Projekt gehöre. Neben etwa 100 Kindergartenplätzen werden auch 60 Krippenplätze in dem neuen Gebäudekomplex entstehen. Dabei sei die geplante “integrative Gruppe” ein absolutes “MUSS”, machte der Bürgermeister deutlich und erklärt weiter: “Es ist sehr wichtig, dass alle Kinder aus Bad Wiessee auch hier vor Ort versorgt werden können.”
Simon Bauer beschrieb zu Beginn seiner Präsentation die Herausforderung, vor dem die Architekten bei dem Projekt standen. Immerhin müsse die bauliche Umsetzung den drei Funktionsgruppen – Kindertagesstätte, Kindergarten und Mitarbeiter-Wohnungen – mit unterschiedlichsten Bedürfnissen der ästhetischen und auch funktionellen Gestaltung Rechnung tragen.
Viele unterschiedliche Bewohner unter einem Dach
Als Lösung präsentierte der Architekt einen Komplex aus drei gleich großen Gebäuden, die jeweils 20 Meter breit sind. Die Haupthäuser werden dabei, jeweils leicht versetzt, nebeneinander gebaut, um die Außenansicht aufzulockern. Ergänzt werden die drei Giebelgebäude, auf dessen Süddach eine Photovoltaikanlage installiert werden soll, um jeweils einen Flachdach-Verbindungsbau über zwei Stockwerke (im dritten Stock als Dachterrasse nutzbar) an der nördlichen Gebäudefront.
Im Erdgeschoss des ersten Hauses sollen alle gemeinsam genutzten Räumlichkeiten der Kinder untergebracht werden: Der große Eingangsbereich, die gemeinsame Garderobe und die Essensräume mit einer Küche. Im ersten Stock von Haus 1 sollen die Funktions- und Aufenthaltsräume der Betreuer und Erzieher Platz finden.
Im Erdgeschoss der Häuser 2 und 3 sind die fünf Krippen mit den dazugehörenden Ruheräumen eingeplant sowie ein großer Spielflur – ergänzt durch altersgerechte Sanitäranlagen und Funktionsräume.
Parkplätze, Spielzonen und “Kiss & Ride”
Analog dazu ist der Kindergartenbereich im 1. Stock untergebracht, der durch eine Treppe von der Eingangshalle aus erreichbar sein wird. Insgesamt sollen dort je zwei Kindergartengruppen, die sich je einen Nebenraum teilen, untergebracht werden. Zudem sind auf dieser Ebene auch ein Sanitärbereich, ein erweiterbarer Mehrzweckraum (bis 170 Quadratmeter) und diverse Spielnischen geplant.
Die gesamte Dachgeschossebene ist den Mitarbeiterwohnungen mit separatem Treppenhaus und Fahrstuhl vorbehalten. Der Aufzug kann von der Kita und dem Kindergarten mitgenutzt werden, um die Arbeit mit der “integrativen Gruppe” und auch die behindertengerechte Ausstattung des Gesamtkomplexes zu gewährleisten.
Für die gefahrlose Anfahrt der Eltern und Bewohner werde eine Straße gebaut. Zudem werden ausreichend Parkflächen, inklusive einer “Kiss & Ride”-Zone, am Gebäude geschaffen. Ebenso entstehen rund um das Gebäude weitläufige Spielflächen für die Kinder.
Träger loben das Engegement der Gemeinde
Die Kosten für das Projekt beziffert Bauer auf zirka 12,3 Millionen Euro, wobei rund drei Millionen über externe Fördertöpfe laufen werden. Die verbleibenden 9,3 Millionen Euro müsse die Gemeinde finanzieren.
Franz Hafner lobt ausdrücklich die Bereitschaft der Gemeinde, das Kita- und Kindergarten-Projekt zu stemmen. Auch sieht der Vertreter des Katholischen KITA-Verbunds Tegernseer Tal es als existentiell an, dass man neben den Betreuungsplätzen für die Kinder auch den dringend benötigten Wohnraum für die Betreuer bereitstelle:
Sonst können wir das alles gleich vergessen. Ich habe gerade erst im letzten Jahr drei qualifizierte Betreuer nicht für uns gewinnen können, weil ich ihnen keinen bezahlbaren Wohnraum im Tal anbieten konnte.
Auch Pfarrer Dr. Weber zeigte sich wie sein Kollege zuvor sehr begeistert von dem Projekt, in dessen Planung beide Träger schon länger eingebunden seien. Besonders freue ihn, dass sein lang gehegter “Pädagogischer Wunschtraum” mit der Etablierung der “integrativen Kindergruppe” endlich in Bad Wiessee in Erfüllung gehe:
Seit zehn Jahren warte ich darauf, dass wir endlich im Tal dieses so wichtige Betreuungsangebot realisieren. Bisher mussten betroffene Kinder nach Hausham gebracht werden. Im Tal gibt es bisher unverständlicherweise kein entsprechendes Angebot.
Die Planungen sollen, wie Bauer erklärt, bis zum Ende des Jahres abgeschlossen werden. Mit dem Baubeginn könne man laut Kühn schon Mitte 2022 rechnen. Der Kindergartenbetrieb soll bis dahin in der gewohnten Stätte weiterlaufen.
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