Kinder-Virus fordert Krankenhaus-Mitarbeiter

Zusätzlich zum Coronavirus, erkranken derzeit immer mehr Kinder am RS-Virus und brauchen dringend eine Behandlung. In den Kliniken werden die Plätze bereits knapp, das Krankenhaus Agatharied mit seiner Kinderstation versucht auszuhelfen.

Chefärztin Margit Kellerer und Pflegerin Julia Polomsky bei der Versorgung eines Neugeborenen auf der Kinderstation in Agatharied.

Eigentlich dürfte es die Kinderklinik im Krankenhaus Agatharied gar nicht geben. Schon zweimal habe sich das zuständige Ministerium geweigert, die Anträge des Krankenhauses auch nur auf die Agenda des für die Genehmigung zuständigen Krankenhausplanungsausschusses zu setzen – nur aufgrund der Eigeninitiative des Krankenhauses gebe es die Kinderstation überhaupt, informiert die Krankenhausverwaltung in Agatharied.

RSV-Virus greift um sich

Jetzt wird genau diese Station aber dringend gebraucht. Weder in München, noch in der näheren Umgebung können teils schwer kranke Kleinkinder mit einem akuten hochfiebrigen Atemwegsinfekt untergebracht werden. Das sogenannte Respiratorische Synzytial-Virus (kurz RS-Virus) greift zurzeit stark um sich. Infizierte Kinder haben Atemwegserkrankungen, die mit Fieber, Luftnot und Trinkschwierigkeiten einhergehen.

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Während ältere Kinder überwiegend Symptome einer „Erkältung“ mit Husten und Schnupfen haben, erkranken Kinder im frühen Säuglings-und Kleinkindalter häufig besonders schwer und benötigen oft Sauerstoff oder Atemunterstützung am Highflow.

“Das RS-Virus ist keinesfalls neu. Aber wir haben es jetzt „mit einem Nachholeffekt“ zu tun”, so Margit Kellerer, die Chefärztin der Kindermedizin in Krankenhaus Agatharied. Sie fügt hinzu:

Wegen Corona waren die Kinder in den letzten anderthalb Jahren diesen Viren nicht ausgesetzt.

Nun nehmen die Neuzugänge in Agatharied ständig zu. Um andere, nicht infektiöse Kinder, nicht zu gefährden, sind eine strenge räumliche Trennung, wie auch besondere Schutzmaßnahmen in der Pflege erforderlich. Das reduziert die Kapazitäten auf der Kinderstation.

Agatharied versucht Münchner Kliniken zu entlasten

“Täglich bekommen wir Anfragen von Münchner Kliniken, Kinder mit RSV-Infektion bei uns aufzunehmen, um sie zu entlasten. Wir versuchen zu helfen, dennoch ist das leider nur in begrenztem Umfang möglich,” erklärt die Chefärztin.

Michale Kelbel, Vorstand des Krankenhauses ergänzt, dass die Situation in Agatharied heikel sei. Man bleibe auf hohen Kosten sitzen. Man wolle das Versorgungsangebot in jedem Fall aufrechterhalten, allein für die 1500 Geburten, die durch den Zustrom aus den Nachbarlandkreisen im Krankenhaus stattfinden. „Als die Kreißsäle in Bad Tölz und Bad Aibling geschlossen haben, wurden wir damit komplett alleine gelassen. Die Geburtsabteilung am Krankenhaus Agatharied war einmal für 700 Geburten gebaut worden.”

Man kämpfe aber auch mit den finanziellen Folgen dieser Selbstverpflichtung, da man auf den Kosten für notwendige Erweiterungen sitzen geblieben sei. „Dass wir rund um die Uhr Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin im Einsatz haben, beschert uns ein jährliches Defizit von über einer Million Euro, ergänzt Kelbel. “Aber die Kindermedizin ist uns wichtig. Daran wollen wir nicht rütteln.“

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