Der Landkreis Miesbach hat ein Wohnungsproblem, das ist nicht neu. Die Wohnungspreise im Tegernseer Tal und dem gesamten Landkreis sind exorbitant hoch. Kein alleinstehender Mittelständischer kann sich diese Mieten noch leisten.
Jetzt kommen Flüchtlinge im Landkreis an. Sie alle müssen auch Wohnraum und Unterkunft finden. Das bringt große Probleme mit sich. Noch vor Ostern haben viele Ferienwohnungsbesitzer ihr Eigentum zur Verfügung gestellt – als Übergang. Seit Ostern, stellt sich die Situation jedoch etwas anders dar. Auch die Ferienwohnungsbesitzer müssen Geld einnehmen und vermieten. Für die Gemeinden rund um den See macht das die Lage nicht leichter. Rottachs Bürgermeister Christian Köck sagt dazu:
Gemeindewohnungen eigens für Geflüchtete verfügbar zu machen, stellt uns derzeit aufgrund des ohnehin schon starken Drucks auf den Wohnungsmarkt vor große Herausforderungen. Wir haben bereits seit Jahren eine lange Warteliste, was die Befriedigung aller Wünsche natürlich erheblich erschwert.
Die Gemeinden um den Tegernsee versuchen nun mit verschiedenen Mitteln, Platz für die Neubürger zu schaffen. Bad Wiessee mietet zum Beispiel das leerstehende Josefsheim an. Tegernsee hat das Bastenhaus. Und auch Hoteliers beteiligen sich an der allgemeinen Willkommenskultur.
Aber was, wenn bald kein Platz mehr ist, weil auch die Feriendomizil-Besitzer wieder Geld brauchen? Sind dann die Zweitwohnler an der Reihe?
Zweitwohnsitze als Notlösung?
Aktuell kursieren die Informationen, dass manche Gemeinden darüber nachdenken, die Zweitwohnungssteuer auszusetzen, wenn im Gegenzug die Zweitwohnler ihre Wohnung für Geflüchtete zur Verfügung stellen. Könnte das vielleicht sogar zu ihrem Vorteil ausfallen? In einem BR-Bericht war die Rede von einem Aussetzen der Zweitwohnungssteuer. Robert Kühn, Bürgermeister von Bad Wiessee, sagt dazu:
Zum jetzigen Zeitpunkt haben uns alleine durch die Berichterstattung viele Zweitwohnungsbesitzer angeschrieben. Nach den Osterferien werden wir die Lage nochmals neu bewerten und dann gegebenenfalls aktiv Kontakt aufnehmen.
Ob man die Zweitwohnungssteuer wirklich aussetzen will, ist noch nicht klar. “Darüber machen wir uns Gedanken falls überhaupt der Notfallplan aktiviert werden muss. Eine pauschale Aussetzung der Zweitwohnungssteuer kommt allerdings nicht in Frage”, sagt Kühn.
Genauso ist aktuell die Lage in Kreuth. “In der letzten Gemeinderatssitzung wurde aus den Reihen des Gremiums angeregt, dass man die Zweitwohnungsinhaber anschreiben und bei diesen nachfragen solle, ob diese freiwillig ihre Wohnung zur Verfügung stellen. Diesen Vorschlag haben wir aufgegriffen. Die entsprechenden Briefe gehen diese Woche raus”, erklärt Bürgermeister Josef Bierschneider. Eine Aussetzung der Zweitwohnungssteuer sei jedoch nicht geplant.
Nicht die Kommunen sind bei der Flüchtlingsunterbringung in der Pflicht
Am Ende sind aber nicht die Kommunen selbst in der Pflicht. Aktuell ist das Landratsamt als verlängerter Arm des Staates in der Pflicht, Geflüchtete aus der Ukraine unterzubringen. “Einige Kommunen unterstützen uns aber bereits jetzt bei der mittelfristigen Unterbringung, indem sie uns beispielsweise Hinweise geben, welche größeren Unterkünfte in ihrer Gemeinde leer stehen oder geeignet wären. Oder sie bieten uns eigene Liegenschaften an”, erklärt die Pressesprecherin aus dem Landratsamt Miesbach Sophie Stadler. Auch ihr ist bewusst wie angespannt die Lage gerade hier bei uns ist:
Mit den Wohnungen, die derzeit auf dem Markt sind, ganz sicher nicht. Der Wohnungsmarkt ist ja bekanntermaßen mehr als nur angespannt. Daher versuchen wir, größere Unterkünfte zu schaffen, wie leerstehende Gebäude oder Containerdörfer. Die Herausforderung ist riesengroß.
Ein Team besichtige gerade mehrere größere Liegenschaften und Flächen im Landkreis, in denen eine größere Anzahl von Geflüchteten untergebracht werden kann. “Die Objekte, die derzeit in der Pipeline sind, würden aber nicht ausreichen, um alle knapp 1.200 Geflüchteten im Landkreis unterzubringen, daher arbeitet das Team weiter unter Hochdruck daran, weitere Objekte zu akquirieren, weil wir davon ausgehen, dass viele Geflüchtete nicht dauerhaft in den privaten Unterkünften bleiben können, die Landkreisbürger dankenswerterweise zur Verfügung gestellt haben”, sagt Stadler.
Schon am Freitag sollen die nächsten 50 Flüchtlinge im Landkreis ankommen. Zirka 400 Betten stehen aktuelle in Notunterkünften bereit. “Aber die kurzfristige Unterbringung in Notunterkünften, Turnhallen oder privaten Unterkünften kann keine mittelfristige Lösung sein. Die Planung ist wahnsinnig schwierig, weil niemand weiß, wie lange der Krieg noch dauern wird”, so Stadler abschließend.
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