Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd warnt vor “Sextortion”. Hinter dem Begriff steckt “Sex” und das englische Wort “Extortion” (dt.: Erpressung). Oft beginne die sexuelle Erpressung über soziale Medien, wo Betrüger häufig mit “attraktiven weiblichen Profilen” versuchen, potentielle Opfer zu kontaktieren.
Erst erfolgt eine Freundschaftsanfrage, dann Chats, die schon zu Beginn sexualisiert werden. Bis es einen Schritt privater wird, wie das Polizeipräsidium berichtet:
Man vereinbart auf Vorschlag der neuen Bekanntschaft eine weitere Kommunikation über eine der zahlreichen existierenden Videoplattformen. Die späteren Geschädigten lassen sich dann auf Aufforderung erregt auf sexuelle Handlungen vor laufender Kamera ein.
Sobald die Täter “aussagekräfte Bilder” haben, wird gedroht, das Bildmaterial würde an Freundeslisten oder Familienangehörige geschickt werden. Die Betroffenen werden dazu aufgefordert, hohe Geldsummen an ausländische Konten zu senden, um das verbreiten der Bilder zu verhindern. Auch Forderungen zu Bitcoin-Zahlungen oder der Herausgabe von Aktivierungsnummern von Prepaidkarten seien keine Seltenheit.
Immer mehr Fälle von sexueller Erpressung
Aus Scham und Angst gehen Betroffene häufig auf die Erpressung ein. “Nicht zuletzt, weil ihnen die Information zugespielt wird, dass die Dame des Chats noch minderjährig sei”. Die Geldströme lassen sich meist in Richtung Elfenbeinküste zurückverfolgen, wie Ermittlungen der Kriminalpolizei zeigen. “Das Geld ist unwiderruflich verloren”, so das Polizeipräsidium.
Im Bereich Rosenheim und Miesbach hat ein Betroffener 8.000 Euro an seinen Erpresser gezahlt. Ein Miesbacher wurde durch den Betrug um 3.000 Euro gebracht. Auch im Bereich Weilheim, Garmisch-Partenkirchen und Mühldorf seien derartige Erpressungen erfolgreich gewesen. Im vergangenen Jahr 2021 seien mehr als 30 Fälle im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd verzeichnet worden – ein Anstieg um 10 Fälle im Vergleich zum Vorjahr. Für das laufende Jahr 2022 rechnet die Polizei tendenziell mit einer weiteren Zunahme der Fälle. Das Polizeipräsidium hat daher einige Verhaltenstipps verfasst:
Wie kann ich mich vor sexueller Erpressung schützen?
- Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von fremden Personen an.
- Prüfen Sie regelmäßig Ihre Account- und Privatsphäreeinstellungen.
- Seien Sie zurückhaltend mit der Veröffentlichung persönlicher Daten wie Anschrift, Geburtsdatum oder Arbeitgeber.
- Stimmen Sie nicht vorschnell einem Videochat zu.
- Im Zweifel kleben Sie die Chatkamera zunächst ab, um lediglich verbal zu kommunizieren und das Geschehen zu beobachten.
- Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in Videochats zu, wenn Sie die Person erst seit kurzem kennen.
- Halten Sie Betriebs- sowie Virenschutzsysteme auf Ihren online-genutzten Endgeräten wie Smartphone, Laptop, Tablet oder Computer immer auf dem aktuellen Stand, um sich vor Schadsoftware, sogenannter Malware, zu schützen. Es gibt Malware, die Ihre Webcam problemlos aktiviert und Sie damit jederzeit filmen kann!
Ich werde aktuell erpresst – was soll ich tun?
- Überweisen Sie kein Geld! Die Erpressung hört nach der Zahlung meist nicht auf.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
- Kontaktieren Sie den Betreiber der Seite und veranlassen Sie, dass das Bildmaterial gelöscht wird. Nicht angemessene Inhalte kann man dem Seitenbetreiber über eigens hierfür eingerichtete Buttons melden.
- Brechen Sie den Kontakt zu der anonymen Person sofort ab, reagieren Sie nicht auf Nachrichten.
- Sichern Sie die Chatverläufe und Nachrichten mittels Screenshot.
Weitere Informationen, Verhaltenstipps und ein Videoclip zu dem Thema findet man auf der Internetseite von ProPK, der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
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